Die sechste Todsünde und die entsprechende Himmlische Tugend lauten Habgier, bzw. Geiz und Mildtätigkeit.
Ich weiß nicht wirklich, ob die ach so synonymen Untugenden Geiz und Habsucht, die zu einer zusammengefasst sind, wirklich identisch sind. Da beide negativen Charaktereigenschaften ihre Wurzeln in Egoismus und Gefühlslosigkeit haben, wäre der Gegensatz Selbstliebe vs. Nächstenliebe sowieso eindeutiger gewesen. Aber des Tugenderschaffers Wege sind unergründlich.
Was ich damit meine, dass Habgier und Geiz zwei Paar Winterschuhe sind? Habgier oder Gewinnsucht ist, wenn man sich einer Sache bedient oder bedienen will, welche man (wahrscheinlich noch) nicht besitzt. Geiz oder Knauserigkeit bezieht sich eher auf das, was man bereits besitzt, aber nicht hergibt oder teilen will. Ein Geben und Nichtnehmen ist das also.
Habsucht ist eng verwandt mit Neid, der am Montag bereits besprochenen Todsünde, wobei letzteres eher etwas Introvertiertes ist und einen selbst mit Aussichtslosigkeit des Erwerbs bestraft. Bei Habgier hingegen besteht Hoffnung, ein gewisses Ziel zu erlangen. Ich bin eher neidisch als habgierig. Ich stehe z.B. lieber in der Straßenbahn, als dass ich einer älteren Frau den Einzelsitz wegnehme.
Und dann gibt es zweierlei Arten von Geiz. Einerseits kann man knauserig sein mit Geld, in Sachen Ausgaben, d.h. Geiz zum eigenen Wohle. Andererseits kann man zum Wohle des/der Anderen geizig sein, was eine Verknappung der eigenen Hilfsbereitschaft angeht. Obwohl ich Einzelkind bin, kann ich durchaus teilen, es ist nur so, dass mir nicht immer bewusst ist, wann ich etwas abgeben sollte.
Für sich selbst zu entscheiden, sparsam zu leben, ist nichts Schlechtes. Natürlich kommt es auf den Kontext an. Wenn man finanziell wenig zur Verfügung hat, haben geringere Ausgaben nichts Geiziges an sich. In mancher Hinsicht bin ich regelrecht ein Schotte oder Schwabe. Ich kann mir durch meinen Nebenjob endlich etwas mehr Sachen kaufen, dennoch kann ich dadurch natürlich nicht so viel verdienen, dass ich mir z.B. teure Lacoste-Sneakers leisten könnte, ohne auch an andere zu kaufende Dinge zu denken.
Wenn auch der Komfort, zugunsten meiner manchmal schmerzenden Füße, statt nur die Qualität der Materialien, den Preis rechtfertigen würde, wäre das eine Kaufüberlegung wert. Aber lieber H&M-Sneakers, auch wenn sie vergleichsweise nicht lange halten. Habe mir am Dienstag sogar halbwegs modische Sneakers im Woolworth gekauft, die ursprünglich 39 Euro teuer waren, musste aber dank SALE-Angebot und 20% Rabatt nur knapp 9 Euro zahlen!
Andererseits bin ich dann doch eher verschwenderisch. Zum Beispiel gibt keiner aus meinem Freundeskreis so viel Geld aus wie ich für deutsche Musikzeitschriften (musikexpress., VISIONS, Rolling Stone, SPEX). Selten auch die teuren importierten UK-Magazine wie NME oder Q.
Weiterhin bin ich ein eher mildtätiger Mensch. Allerdings wünschte ich, ich wäre manchmal aktiver wohltätig, z.B. dass ich für gemeinnützige Aktionen ungefragt Geld spende. Letzten 1. Dezember beispielsweise habe ich für Anti-AIDS-Aktionen an unserer Uni gespendet. Und zumindest habe ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich zum Beispiel auf der Arbeit oder daheim Brot wegwerfen muss, weil zu hart/alt oder zu verbrannt. Bedürftige Menschen würden sich darüber freuen. Zumindest springe ich aufopfernderweise gerne für Schichten verhinderter Arbeitskollegen ein. Selbstlos ist der gute Mensch.