Archive for the ‘essen + trinken’ Category

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25.01.2013

25/01/2013

Abendmensa

 

 

Von warmen Weintrauben und kalten Pommes: Uni Würzburgs Abendmensa am Hubland.

 

 

Da die Gebäude der Universität Würzburg und Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt innerhalb der Stadt so verstreut sind, gibt es mehrere Optionen zum hochschulnahen Speisen. Für die Medizinstudenten im Würzburger Stadtteil Grombühl gibt es mehrere Kantinen.

 

Für Juristen, Wirtschaftsstudenten und Psychologen downtown haben wir im Gebäudekomplex des Studentenwerk Würzburgs zum einen die bodenständige Stadtmensa und zum anderen die sogenannte Burse. Letztere ist höherpreisig, dafür aber mit liebevoll zubereiteten und dekorierten Gerichten, mehrfach ausgezeichnet, eine Cafeteria ist mit integriert.

 

Im Stadtteil Oberes Frauenland auf dem Berg namens Hubland befindet sich der Campus und der nördliche Neubau. Hier sind die meisten Uni-Gebäude, demnach die meisten Studenten angesiedelt. Auch hier spiegelt sich das Zwei-Preisklassen-System aus Hublandmensa und der kleinen Frankenstube wider: erstere ist günstiger, aber auf hässlichen Mehrkammern-Tabletts serviert, zweitere ist weniger dorfgaststättenmäßig als sie klingt, teurer, doch es gibt Teller!

 

 

Mittagessen wird in allen Esstempeln um 11-14 Uhr angeboten. Bis vor zwei Jahren gab es nur unten in der Stadt eine Abendmensa. Hubland-Menschen bekamen höchstens belegte Brötchen aus der Cafete.

 

In den ersten Wochen nach der Hubland-Abendmensa-Einführung war die Nachfrage nach meist warmen Gerichten, die es so ähnlich bereits mittags gab, eher gering. Zunehmend sprachen sich dennoch die Öffnungszeiten von 16:30 bis 19:00 (ganz zu Beginn ab 17:30) herum.

 

Allmählich wurden die Tische der Frankenstube und der zur Hälfte abgesperrten Hublandmensa immer mehr bevölkert. Immer wieder wechselten nicht nur die Stationen der Essensausgabe, sondern auch die Standorte und die Anzahl der Sitzmöglichkeiten.

 

 

Schön und gut. Auffallend ist jedoch die eigentlich schon immer teilweise katastrophale Anordnung der Esstische. Leute wie ich, die oft alleine essen, müssen sich an einen Vierer- oder Sechsertisch setzen, nehmen aber als Einzelperson den Platz für Menschengruppen, die die Mehrheit darstellen, oft weg. Warum gibt es keine Einzel- oder Zweiertische? Ich sitze ungern an einem Tisch mit unbekannten Menschen.

 

Der Platz unter der großen Mensatreppe ist praktisch für Mittage, da oft letzte Sitzmöglichkeit, wenn viel los ist. Nervig nur, wenn diese drei langen Tischreihen wie letzten Dienstag als einzige andere Räumlichkeit zum abendlichen Mampfen herhalten müssen, der Zugang zu anderen Tischen dank rot-weißen Bändern einem verwehrt bleibt. Viele Frühesser setzen sich aus Bequemlichkeit an die Außenränder hin. Nachkömmlinge wollen in die Mitte, weil da noch Platz ist, geht aber schwer, weil der Korridor zwischen den drei Reihen begrenzt ist. Stühle rücken ist angesagt, oder der Pudding eines vielleicht tollpatschigen Wegbahners landet auf dem Kopf.

 

Auch ärgerlich ist, dass manche große Gerichte zwar abends durchaus frisch auf den Teller gepackt werden, aber die länger herumstehenden Vor- und Nachspeise-Schalen ihre Temperatur verändern. Die beliebten Pommes von Janini werden kälter und härter, Goldbastis Trauben erwärmten sich unter den Lampen.

 

 

Ansonsten gibt es nicht viel zu jammern. Es ist schön, sich abends vor dem Lernstress am Hubland retten zu können. Dass sich die Abendmensa augenscheinlich auch oben am Hubland rentiert,ist nur zu begrüßen. Im Vergleich zum Mittagsverkehr lässt es sich zudem angenehmer speisen, da weniger Wartezeiten und Gedränge, frischere und netter dekorierte Gerichte. Auf Tellern!

 

 

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500 Wörter – 02.11.2012

02/11/2012

Eating forbidden

 

 

Ich weiß, ich bin in letzter Zeit, eigentlich seit langem, nachlässig in Sachen Bloggen. Das hole ich in komprimierter Form nach. Was ich z.B. seit dem letzten unmusikalischen Beitrag vom 24.11.2012 so alles erlebt habe?

 

Ich habe oft gearbeitet. Im letzten Monat durfte ich gleich neunmal ran plus zwei Schichten (im September nur dreimal aus steuerlichen Gründen), bei denen ich für erkrankte Kolleg/innen eingesprungen war. Ist jetzt im Vergleich zu der Schichtmenge meiner Kolleg/innen nicht so viel, und ich hatte in einem Monat auch schon öfter malocht. Aber es fühlt sich parallel zum Vorlesungszeitbeginn viel an. Und verdammt, noch immer ist der Speed Oven kaputt…

 

Bin seit heute leicht erkrankt. Mein Hals fühlt sich an wie von Säure verätzt, sodass ich immer daran erinnert werde, wann ich wieder meine Spucke geschluckt habe. Habe bereits vorgesorgt und im tegut Heiße-Tasse-Suppentüten (für die Heißwasser-Automaten in der Mensa und bei meinem Nebenjob-Arbeitgeber) und verdammt teuren 2,79-Euro-Tee von Teekanne gekauft, nicht einmal „bio“. „Atme dich frei“-Kräutermischung. Fancy! Wenn’s hilft…

 

Bin seit Ewigkeiten nicht mehr ausgegangen. Und die paar Geburtstagsparty-Einladungen und WG-Feiern, habe ich auch ausgeschlagen. Klar, dass ich auch Halloween geschwänzt habe. Alkohol, was ist das nochmal?

 

Die Alkoholabstinenz lag oft daran, dass ich meine Mutter fast jeden Tag abends von ihrer Arbeit abholen musste. Kleines Trostpflaster war einmal der getoastete Italian Bagel  für 2,99 Euro.

 

Bleiben wir beim Essen. Ich habe am Freitag das erste Mal Lachshaut probiert, in Form eines Sushi-Inhaltes. Schmeckte eher nicht so gut, komischerweise war der Lachs-Maki fast schon lecker. Vegetarier werde ich jedoch nach wie vor bleiben.

 

Mein PC-Arbeitsplatz-Sitznachbar hat sich soeben ein Brötchen mit Fleischkäse geholt. Man riecht es stark, will es verbotenerweise vorm PC essen, will er mich etwa vertreiben? Ich muss gleich reihern gehen.

 

Habe vor, mir bald einen neuen Rechner zuzulegen. Eigentlich blöd, könnte auch einfach mein mittlerweile von Garantie befreites Notebook zur Reparatur geben, aber irgendwie bin ich zu faul dafür. Ein Netbook ist von der Größe her für enge Hörsaal-Sitzpläne viel kompakter und leichter. Werde aber ein CD-/DVD-Laufwerk in Zukunft vermissen und mir ab dem Nebenjob-Lohnerhalt das aktuelle 4GB-Speicherplatz-Modell von Acer kaufen. Oh ja!

 

Das aktuelle Album von Flying Lotus namens Until the Quiet Comes (2012) habe ich mir kürzlich im Müller als Vinyl (inkl. Downloadcode) gekauft. Handwerklich ist die Elektro-Jazz-Hiphop-Platte super und klingt toll, kann man in einem Stück problemlos hören. Aber irgendwie will sie mein Herz nicht erreichen, nur wenige Tracks stechen heraus.

 

Das Buch Ceremony von Leslie Marmon Silko habe ich immer noch nicht fertiglesen können. Mein Literaturwissenschafts-Hauptseminar in Amerikanistik namens „Native American Literature“ verlangte dies jedoch von mir letzten Mittwoch zwecks Reading Quiz und Written Assignment. Habe mich so durchgewurschtelt durch beides. Leider.

 

Ob die Amerikaner derzeit wirklich in Stimmung sind für die Präsidentschaftswahl, weiß ich nicht. Die Meldungen über die Ausmaße des Hurricane Sandy übertönen den stiller gewordenen Wahlkampf-Trubel mächtig. Oder ist bereits alles gesagt über Obama und den gruseligen Mann, der so heißt wie ein Baseball-Handschuh? Am 6. November werden wir über die Ausgänge schlaue

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500 Wörter – 13.07.2012

13/07/2012

Grillung

 

 

 

Gestern, am Donnerstag, dem 12.07.2012, fand das wunderbare „Frängish Woodstock“ in Retzbach statt: Grill-ung, Salat-ung, Lagerfeuer-ung, Fotografier-ung, Gitarrenspiel-ung, Zelt-ung.

 

 

Hintergrund: vor drei Wochen machten viele meiner Freunde/KommilitonInnen beim English Department Pub Quiz des Sommersemesters 2012 mit. Wir waren dabei so erfolgreich, dass wir Preise wie 30 Euro (2. Platz), bzw. 5×5 No-Name-Likörchen (3. Platz) erhielten, denn zwei Teams von uns wurden Zweitplatzierte (u.a. Jürgeeen, Dmi und Herr Leo) und Drittplatzierte (Bino, Partypille, Tümmi und ich). Sofort wurde der Plan ausgeheckt, das Geld und den Alkohol für eine schöne Grillfeier zu investieren. Auch Nicht-GewinnerInnen und –Mitmachende wurden eingeladen.

 

Um Viertel vor 8 komme ich im beschaulichen, schmalspurigen (lauter klaustrophobische Gassen, die Einbahnstraßen seit könnten, es aber nicht sind) und hoch gelegenen Retzbach an. Besser gesagt, darüber. Es regnet nicht!  Der place to be sind die Graslandschaften über der sogenannten Benediktushöhe von Retzbach, wo auch das Garten-Grundstück von Jürgeeeens Familie gelegen ist. Mit Papas Auto habe ich nicht nur Herrn Leo und Machti transportiert, sondern auch Essen, Plastik-Essutensilien und eine extra hierfür ershoppte XXL-Picknickdecke von Tchibo.

 

 

In der leicht gemähten Wildnis...

In der leicht gemähten Wildnis von Jürgeeen steht nicht nur der bislang inaktive („Wir wollten noch auf Euch warten!“) Standard-Grill, sondern auch drei unterschiedlich große Zelte, das mittlere gehört Bino und Partypille. Weitere Outdoor-Decken. Und Jogi/Jokeless/Jannis. Hunger! Zum Glück gibt es meine mitgebrachten Haribo-/Lachgummi-Mini-Tüten zum „Snacken“ (igittiges Wort!). Und nun kommen auch Jessy, Änna, Dmi und Tyler, The Creator, der mich noch ganz oft „Ramon“ nennen, es aber wie jámon (Spanisch für Schinken) aussprechen wird. Nur: kein Tümmi. 😦

 

Kohle-Erhitzungsprobleme werden nach einiger Zeit gelöst. Ich als einziger Vegetarier bekomme danach ein bemerkenswert großzügiges Stück vom Kuchen der kreisrunden Grill-Szenerie. Es lohnt sich: die Tofu-Würstchen kommen bei zwei weiteren Nicht-Vegetariern gut an, auch die Auberginenscheiben findet Jessy gut, trotz leider vergessener Ungewürztheit und Marinierung. Die Dichte an Vegetarier-Witzen seitens der VerzehrerInnen von Roastbeef, Steak, Putenschnitzel und der Würzigen Ziege von Mechti fällt diesmal auch dankbar gering aus.

 

Bekomme einen Anruf von Papa: Mama muss ich doch nicht von ihrer Arbeit abholen, da bereits selbstständig daheim angekommen. Ich darf trinken! Wie gerufen kommt auch die erste Likörchen-Runde. Sahne-Likör finden viele bäh, nehmen eher den Sauren Apfel oder den Pfläumle. Deckel auf Nase, Feigling-Flaschenhals zwischen den Zähnen, Kopf nach hinten. Gluck, gluck, geil!

 

 

Während der Abenddämmerung geht es an die Umsetzung des Lagerfeuers. Dies wurde trotz wiederholter Brennschwierigkeiten auch gemeistert, endlich endliche Wärme! Jürgeeen hält ein Holzbrett mit fixierter Gabel und Würstchen in das rot-orangene Spektakel. Lustig!

Rock Me Dmi-Deus!

Weiterhin wird an der geliehenen Klampfe gezupft, wobei sich neben Rock Me DmiDeus auch Jürgeeen (unerwartet) super schlägt. Meine mitgebrachten Lagerfeuer-affinen Liedtexte interessieren niemanden, werden eher als Brenn-Material benutzt. Und viel zu kurz gespielt: „Wish You Were Here“!

Experimentierlust Feuer

Also beschäftige ich mich mit mir selbst. Krass, wie faszinierend immer wieder Feuerfotos werden, wenn mit der Langzeitbelichtung und dem absichtlichen Verwackeln experimentiert wird.

 

 

Likörchen

Um 3 Uhr gehe ich alleine zum geparkten Auto. Rechtzeitig, denn es fängt plötzlich an zu regnen. Und wird erst einmal nicht mehr aufhören. Betrunkenheitsskala: 3 von 10 (schwach!).

 

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500 Wörter – 19.06.2012

19/06/2012

Big Ben & Jerry Maguire

 

 

Wenn Zucker, Fett und Kalorien nicht wären: Eiscreme rettet manche Sommertage in der Universität.

 

 

Bisher habe ich seit meinem Dasein als Student an der Uni Würzburg dort nur vereinzelt Gelati gegessen. Blendet man mal die beinhaltete Sündigkeit dieser Mainstream-Süßigkeit aus, macht die gefrorene Mischung aus Milch, Sahne und Rest unendlich glücklich. Umso geiler ist‘s, dass es gerade jetzt im kalendarischen Sommer neben den Cafeterien hier in der Uni nicht nur Automaten für Kaffee, Pfandgetränke oder feste Snacks gibt, sondern auch tatsächlich einen Eiskrem-Automaten.

 

Blöd nur, dass dieser Automat der einzige ist, bei dem man nicht per Studentenausweis (u.a. ein bargeldloses Zahlungsmittel fürs Kopieren, Drucken, Kaufen von Essen und Trinken) zahlen kann. Bedingungen: Münzen rauskramen und es passend haben.

 

Früher hatten wir in der Philosophischen Fakultät I, wo ich meine Englisch- und Geschichtskurse habe, einen klassischen Eis-Automaten. Bei diesem waren die verschiedenen Eissorten von Langnese vertikal in einem Gitter eingereiht. Nach der Bezahlung wurde schließlich dein Wunscheis nach vorne geschubst und plumpste widerstandslos herunter.

 

 

So einen gibt es noch immer vor der Hubland-Cafeteria. Doch nach den Umbauten in meiner Fakultät haben wir neben einem stylisheren Kaffeeautomaten auch ein neues fancy Teil für Speiseeis erhalten. Leider mit weniger Auswahl, immerhin mit einer Handvoll Magnum, Cornetto, Konfekt und Co.

 

Schaut man in dessen Guckloch, erkennt man, wie eine Art Eistruhe aufgeklappt wird. Anschließend bewegt sich ein schwarzer phallischer Greifer hin zu den horizontal liegenden Eissorten und saugt das Wunscheis lautstark nach oben, um dieses im nächsten Moment wieder brutal loszulassen. Faszinierender Eissauger. Dennoch: das ganze Procedere dauert dann doch immer mindestens eine halbe Minute.

 

 

Langnese ist schon eine tolle Eismarke, viel besser als Schöller oder die edleren Mövenpick oder Häagen-Dazs. Indessen war ich letztens erstaunt, dass ich doch nicht alle Langnese-Eissorten kannte. Wann: als ich beim Grill-Geburtstag von SchmAdrian mitfeierte. Wo: auf der Minigolfanlage in Würzburg an der Konrad-Adenauer-Brücke (nicht: Löwenbrücke!).

 

Die probierten Sorten Magnum Infinity Chocolate and Caramel und Power Crystal „Red“ enttäuschten zwar mächtig, aber dafür macht die Riesenauswahl auf diesem Minigolfplatz immer alles wett.

 

Geht’s besser? Heute beehrte uns auf dem Campus ein Vehikel, das alle Studenten wieder zu träumenden Kindsköpfen machte: Ein Eiswagen von Ben & Jerry’s stand dort!

 

 

Meine heutigen Mensa-Partner, der philosophische Tobi und seine Freundin (?), drängten zum eiligen Aufessen. Wir müssen noch schnell zum Eiswagen! Noch nicht gewusst? Kostenloses Eis gibt‘s! Um halb 1 liefen wir zur Fakultät der Geografen, doch wir mussten –  eislos – schlucken: die locker wirkenden Verantwortlichen hatten nichts mehr da, nur noch leere Eis-Pappbecher. Knapp zu spät gekommen.

 

Kein kostenloses Wassereis konnte diese Katastrophe vergessen machen. Sogleich erinnerte ich mich, wie ich früher als Kind immer zu spät zum fröhlich tutenden Eiswagen kam. Entweder war es in Verviers in Belgien, wo meine Oma mütterlicherseits damals wohnte, oder in Kreuzwertheim. Ein Relikt der Vergangenheit, das heutzutage mehr als Seltenwert hat.

 

 

Und dann ausgerechnet von der besten Eis-Marke auf der ganzen Welt (gibt es auch auf dem erwähnten Minigolfplatz) abgewiesen zu werden, ist schon hart. Wirklich hart. Komm bitte bald wieder nach Würzburg, liebes Ben-&-Jerry‘s-Mobil!

 

 

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500 Wörter – 15.06.2012

15/06/2012

 

 

Sushi-Essen als eine Art Frühstück habe ich mir um 15 Uhr echt verdient.

 

 

War heute um halb 7 aufgestanden. Dann geduscht, kaum Zeit für Kaffee und noch weniger für Essen. Angezogen und raus aus dem Haus. Glücklicherweise war ich so früh losgefahren, denn ich musste pünktlich vor 8 Uhr erscheinen. Das Leben schwer machen dir bei währenddessen manche Autofahrer, die auf einer Landstraße ohne Geschwindigkeitsbegrenzung (d.h. minimal 100 km/h) mit 70 trödeln, stockender Verkehr durch Wolle-alle-zur-Arbeit-Rush-Hour in der Innenstadt oder verpasste Straßenbahnen.

 

Ich musste heute ausnahmsweise mal früh morgens nach Würzburg fahren. Und nicht wegen der Uni, sondern wegen des Nebenjobs. Eigentlich hätte ich gar nicht heute ab 8 Uhr morgens arbeiten müssen. Normalerweise schaffe ich nur mittags und das meistens an einem Samstag, manchmal freitags und sonntags. Ich musste aber einspringen, da ein Arbeitskollege von mir heute auf eine Beerdigung musste und dieser sonst kein anderes Helferlein als Ersatz fand. Also sprang ich ein, rein in die kalte Suppe der Disziplin.

 

In letzter Zeit arbeite ich viel. Seit letztem Freitag hatte ich nur zwei freie Tage. Da vergisst man manchmal leicht, dass ich Student bin. Freitag, Samstag, Sonntag. Montag frei, da aber Uni gehabt. Dann Dienstag und auch Mittwoch gar. Ich musste extra die Übung Landeskunde Australia schwänzen. So ein Scheiß. Donnerstag zum Glück keine Schicht gehabt, dafür aber eben Uni. Und diesen Freitag halt!

 

 

Das war früher nie so, da hatte ich maximal dreimal am Wochenende am Stück malocht, das war’s. Nun aber kann der eine von vornherein nur dreimal an einem Monat und der andere ist kurzfristig ausgefallen. Die nächste heiratet und die andere holt sich eine Gehirnerschütterung. Bleiben nicht mehr viele verfügbare Arbeitskräfte übrig und so ist auch der Spielraum für den Arbeitsplan so gering wie noch nie geworden.

 

Also muss man manchmal die Zähne zusammenbeißen und darf sich auch trotz gelegentlich hohem Kundenandrang nicht verrückt machen lassen. Musste halt länger und öfter da sein, zusammenhalten. Doch heute war es bis 12 Uhr ganz angenehm zu arbeiten. Ich und meine Chefin und nur vereinzelt Kunden. Rieke konnte um 10 nicht kommen, immer noch zu zweit dort. Nicht schlimm. Dann kam Moldo um 12 und brachte quasi die Kunden mit. Um 15 Uhr wurde ich jedoch vom Workaholism erlöst, dann erschien Moni. Juhu!

 

 

Wir gingen zu meinem Lieblings-Sushi-Restaurant nushu. Ach, die Frau ist zum Knuddeln! Nicht nur Moni meine ich, natürlich, auch die, äh, Besitzerin des Sushi-Ladens. Geile Maki mit Kürbis, Gurke oder Avocado, die sich in Sojasoße, Kohl und Wasabi wie ein Schwamm aufsogen, konnten den ganzen Arbeitsstress der letzten Tage gänzlich vergessen machen. Außerdem schwamm meine eh schon verwöhnte Zunge in einem See voller Bubble-Milk-Tea, Caramel Flavour und Coffee Jelly.

 

Währenddessen erzählte Moni mir Geschichten von ihren Alk-Exzessen, von ominösen Burschenschaftlern und Juristen (oft beides seiend) und prahlte mit ihren acht Foto-Apps. Ach ja, für den arbeitenden Moldo sollte ich auch noch ein paar Maki mitbringen. Ach, Moni ist die Beste! Und jetzt habe ich erst einmal acht Tage frei. Bis später, Zauberberg und gay.volution

 

 

 

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500 Wörter – 04.06.2012

04/06/2012

Jürgeeen

 

 

Oh, ich liebe dieses von Jürgeeen neu erschaffene Wort: Grillung. Am 54. Geburtstag meines Vaters hing ich am 1. Juni 2012 nicht in Kreuzwertheim herum, jedoch auch nicht in Würzburg. Hö?

 

 

Kennt jemand Retzbach? Von dort kommt er nicht her. Aber jenes Örtchen, welches der Gemeinde Zellingen gebührt, wiederum zugehörig zum Main-Spessart-Kreis, wo ich herkomme, hat viel Wald und Grünflächen. Und auch Gartenanlagen. Und eine davon gehört eben Jürgeeens Family.

 

Also erst einmal schön aus Würzburg herausfahren. In den Nordwesten, an Jürgeeens Wohnort Veitshöchheim vorbei und weiter die B27 durchrasen. Gut, dass ich dich als App habe, liebes Google Maps. Doch ab dem Ortsanfang vor den ausgeschabten Baustellen-Hauptstraßen wird es kniffelig. Okay, die ebenso automobile Änna sagt, ich solle die erste rechts einbiegen, dann nochmal hoch und die ganze Zeit einen steilen Berg hochfahren. Bin ich da?

 

Es geht einen schmalen Feldweg hinein, weiter geht es nur zu Fuß, nur Gräser. Änna hatte im Auto auch Herr Leo und Esthero mitgenommen. Nun fühlt sich an wie auf einer Wildnis-Expedition.

 

Grillung

 

Plötzlich hören wir jemanden auf Denglisch jaulen: Jürgeeen, der immer viel Aufmerksamkeit zu absorbieren weiß, heißt uns willkommen. Der Familiengarten sieht eher aus wie Dschungelcamp, hat aber seinen besonderen Charme. Ich sag nur: Spargel-„Baum“! Wir sehen seine langjährige Kumpelin Mechti in einem Klappstuhl hocken, Füße weg vom Boden, berühmt für ihren trockenen Humor. Dann ein scheinbar inaktiver kleiner Grill weiter hinten, ist aber bereits tatsächlich bereit zur Brutzelung von Fleisch und Gemüse.

 

Ausbreitung. Fläz-Decke, Pappteller, Plastikbesteck. Herr Leo hat schon Tomaten, Paprika, Gurken und Mozzarella zur Salatung kumuliert. Ich als einziger richtiger Vegetarier versuche, zum Ziegenkäse-Fleisch-Dingsbums und zu Steak-Artigem ein paar Veggie-Zutaten entgegenzusetzen. Vorbereitete Scheiben aus je einer Aubergine und einem Zucchini wurden nochmal schnell in Parmesan-Pulver gewälzt, dann auf einer halbierten Toppits-Alu-Grillschale drapiert. Meine Geheimwaffe: Grillkäse, paprikanisch und deftig mariniert. Nützt nichts, nur wenige der anderen wollen anbeißen.

 

Aussichtsplattform

 

Wenig später kommen weitere drei Jungs. Der große Boy (über 20) und der kleine Boy (17), quasi die Neffen von Jürgeeen, obwohl dieser auch erst vor kurzem 27 geworden war. Und dann noch Mr. Schlafzimmerblick, der wahlweise Jogi, Jannis oder Jokeless  genannt wurde. Ich bin erst etwas enttäuscht, dass wir „nur“ zu neunt sind. Aber der große Boy macht vieles wett. Schnitzel.

 

Gibt es im nicht-metaphorischen Sinne nicht, dafür Würstchen und noch mehr Steak. Fleischung. Die anderen Männer essen echt wenig Gemüse! Wir laufen zur inoffiziellen Aussichtsplattform mit ungesichertem Hang. Ein Telefonmast, eine Art Mini-Meteoriten-Einschlag-Mulde, weiter Blick zu anderen benachbarten Käffern, der Main und eine Art Sonnenuntergang. Schön!

 

Zurück im Garten wird umdisponiert. Die Grill-Asche wird zum Lagerfeuer, Holz wird aufgelesen und alle Stühle und Menschen nähern sich dem Fernsehen der Steinzeit-Epoche. Störe mich weder an Ameisen noch an Spinnen, dafür aber an anderem Kriech-Getier. Dauernd mache ich Fotos, nicht vom Kriech-Getier, meist mit Langzeitbelichtung. Leider geht irgendwann der Akku für die Experimentierlust aus. Menno. Aber kein Trübsal blasen, Estheros Tüte geht herum. Entschuldigung, natürlich eine Süßigkeiten-Tüte. Von MAOAM. Macht aber ähnlich süchtig.

 

 

Betrunkenheitsskala: 0 von 10. Sättigungsgrad: hoch. Spaß-Ausmaß: hohe Unterhaltung!

 

 

 

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500 Wörter – 08.05.2012

08/05/2012

Monster Munch Drunk Love

 

 

 

Goldbasti und Janine und ich. Endlich gab es wieder eine Fortsetzung zum Post-Creative-Writing-Seminar-Verschwörungs-Dreier-Treffen. Oder so.

 

 

Eigentlich war seit dem Ende des Creative Writing Seminars im Sommersemester 2011 geplant, dass sich die „Guten“ regelmäßig treffen, um zu dritt in einem Café nicht nur selbst verfasste Kurzprosa und Gedichte austauschen (wurde fortlaufend eher vernachlässigt), sondern auch um vermehrt über Gott und die Welt zu reden. Geschichten und nostalgische Lästereien über die Frau mit dem Haarband, den Vampiren und den Zuhältergnomen (!). Stories über Arbeit, Uni, Liebe und Triebe.

 

Leider kamen die Treffen mit Janine und Goldbasti in letzter Zeit nicht mehr zustande. Lernstress war so ein oft vorgekommener Absage-Grund, sowie Goldbastis eigene Unternehmungen, die dazwischen kamen. So eine Ego-Sau…

 

 

Vor seinem Egotripping – diesmal Creative Writing Seminar in den USA – wollte er aber uns doch nochmal treffen. Janine schlug diesmal ihre WG vor statt dem „WG“ (Wunschlos Glücklich, ein verstecktes Café in der Innenstadt Würzburgs, sonst unser Stammplatz). Gestern Abend traf ich leicht verspätet auf beide und Janines Mitbewohner in der Küche: plaudernd neben bereits geköpften, aber noch nicht geleerten Weinflaschen. Dazu gesellten sich ein von mir mitgebrachter Riesling, sowie etwas Salziges, etwas Gummiertes und etwas Knuspriges.

 

Doch als ich ankam, wollte sich Janines Mitbewohner wieder verdrücken. Wegen einer Referats-Vorbereitung in seinem Zimmer. Und kam auch während der folgenden Zeit auch nicht mehr heraus. Sehr schade. Also ging es zu dritt weiter.

 

 

Es ging in unseren Unterhaltungen um: rasierbare Körperstellen, Oralsex, Gelegenheits-Modeljobs, Dozenten, ungewöhnliche Sexorte, Frauen, z.B. Haarband-Lady, Männer wie Christian Ziege und das Weinen in der Öffentlichkeit. Währenddessen merkte ich, dass ich Goldbasti häufig ins Wort fiel, indem ich manche Sätze von ihm gern beendet hatte. Der eher langsam sprechende Goldbasti fand es zwar nicht schlimm, da er von sich sagt, er beende eh manche Sätze nicht, aber mir war es peinlich.

 

Beim Thema Single-Dasein, eines dieser wiederkehrenden Jammer-Themen bei mir, wurde ich auch irgendwie sehr redselig, hastig, lamentierend, leidenschaftlich und emotional. Goldbasti war da ein guter Zuhörer, während Janine sich eher mit Ratschlägen zurückhielt. Ich schiebe diesen seltenen Zustand von mir mal auf mein immer noch mangelndes Selbstbewusstsein und den gestern immens gestiegenen Alkoholpegel. Betrunkenheitsskala: 6 von 10.

 

 

Als ich mich wieder beruhigt hatte, gingen wir mit leichteren Gesprächsthemen in Janines Zimmer, um den eigentlichen gestrigen Plan auszuführen: Serien anschauen. Bis es aber so weit war, hatte ich mich auf dem mit Flokati-Teppich ausgelegten Boden mehrmals herumgerollt, Fotos gemacht, mich sowohl auf Janines als auch auf Goldbastis Schoß ausgebreitet/gelegt, da die Couch nur für zwei reichte. Nur merkte ich, noch bevor True Blood losging, dass ich plötzlich schrecklich müde wurde und mich nach der Küchencouch sehnte. Ich ließ die zwei alleine weitergucken.

 

Heute Morgen wachte ich trotz der feucht-fröhlichen Weinorgie früh auf, lag wohl am großen Lichtdurchfluter namens Küchenfenster und dem unüberhörbaren Straßenverkehr. Wenig später stand Janines Mitbewohner halbwach in der Küche und spülte und machte Kaffee. Guten Morgen. Nicht nur dies veranlasste mich zur definitiven Couchsurf-Beendigung. Auch dass er nur T-Shirt und nette Boxershorts trug und seine Lesebrille… Guter Morgen.

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500 Wörter – 23.04.2012

23/04/2012

Feieressen

 

 

Alter, da ist man mal keine 12 Stunden offline von Facebook, und schon hat man – 14 (!) neue Benachrichtigungen. Die meisten kommen von meinen lieben Nebenjob-Kollegen, denn einberufen wurde eine weitere „Mitarbeiterversammlung“, weil „der letzte Abend so furchtbar angenehm war“.

 

 

Was geschah am letzten Abend? Meine Chefin lud uns 13 MitarbeiterInnen letzten Samstag zum Abendschmaus in das leicht versteckte Restaurant Vogelpeter ein. Und obwohl meine Chefin uns alle die Speisekarte per E-Mail zugeschickt hatte, konnten wir uns nur schwer entscheiden, was wir zu uns nehmen wollten.

 

Fast alle Gerichte lasen und hörten sich famos an, selbst die eher kurze „kein Fleesch“-Abteilung war geil und so wurden von uns drei Vegetariern leider die Ofen-Aubergine verschmäht, Vio und ich entschieden uns für Gemüselasagne und Fleischtomate (haha!). Und der dritte Veggie verbündete sich mit der einzigen Zwangs-Veganerin des Teams M-Eike und wählte eben das tierproduktfreie Gericht mit Hirse, Äpfeln, Pinienkernen und frittiertem Blattspinat. Oder so ähnlich. Aus dem Mund der Kellnerin („Juliaaaaaa!“ (meine Chefin)) klang dies jedoch weitaus eloquenter und leckerer.

 

Ich durfte kurz bei Rico probieren und war begeistert von seinem veganen Essen, das sich weniger spannend liest, als es tatsächlich geschmeckt hat. Auch mein Gericht war göttlich. Und alle anderen Fleischmampfer am Tisch waren von ihren Bestellungen ausnahmslos entzückt.

 

 

Der Grund fürs Beisammenkommen? Einerseits, um auf die Kündigung zweier im gesamten Team eher unbeliebt gewesenen Mitarbeiter zu trinken. Fies, aber gerechtfertigt. Andererseits, um den besten Wochenumsatz seit Bestehen des Ladens (2007) zu feiern.

 

Bis auf drei Personen kamen alle, was trotz der fehlenden drei doch zeigte, wie harmonisch es mittlerweile bei uns im Team zugeht. Ich bin zwar noch nicht lange mit dabei, immerhin der Neunt-Dienstälteste, habe aber durchaus oft schon beim Mitgehören von Gossip-Wiederaufbereitung durch z.B. Moldo  erfahren, dass unser Laden seine Höhen und auch Tiefen hatte, hauptsächlich eben personeller Natur.

 

Ich weiß, es klingt gerade alles sehr nach Friede, Freude und Eierlikör-Kuchen, aber wer an jenem Samstagabend anwesend war, konnte nicht übersehen, wie sehr wir zu einer Art arbeitstechnische Ersatz-Familie zusammengewachsen sind. Selbst die Neulinge wie z.B. Vio wurden sofort und liebevoll mit offenen Armen aufgenommen, da sie einfach zu uns passen. Und dass wir pausenlos von uns gegenseitig Schnappschüsse machten…Menschenskinder!

 

 

Noch unglaublicher war es, meine Chefin außerhalb unserer Arbeitszeiten zu erleben. An sich schon hat sie die Attribute „cool“, „taff“, „verantwortungsvoll“, „fürsorglich“ und ganz besonders „menschlich“ weg, doch je mehr sie auch mithilfe des Grauburgunders und Co. in ausgelassene Stimmung geriet, desto mehr Spaß machte es uns, ihr beim Gast-Mixen von Shots (mit ausdrücklicher Genehmigung der mit ihr befreundeten Gastgeber) für uns zuzuschauen oder ihren trockenen Humor und ihre markige Lache zu hören.

 

Umso größer war auch unser schlechtes Gewissen, Drinks bestellen zu dürfen ohne Limit. Aber wird durften. Die Tatsache, dass das vor fünf Jahren auf die Beine gestellte Projekt meiner Chefin endlich Umsatz-Früchte trägt, holt die Endsumme schnell wieder ein. Vielen Dank für alles! Und dass ich neben der tollsten Chefin der Welt die tollsten Mitarbeiter des Universums habe! Betrunkenheitsskala: 0,25 von 10 (ich musste fahren).

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500 Wörter – 19.04.2012

19/04/2012

mccharming

 

 

 

Man sagt ja gerne Deutschland nach, dieses Land sei eine Servicewüste. Ohne Zweifel trifft das für das Land der Dichter, Denker und des Dieter Bohlens sehr oft zu. Stichwort: fehlende Einpackhilfe an der Supermarkt-Kasse. Manchmal wird man aber in dieser Dienstleistungsgesellschaft auch von Großzügigkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft bei Dienstleistungen überrascht.

 

 

Hat wohl viel mit der Mentalität von uns Deutschen zu tun: sachlich, abgeklärt, überkorrekt. Nicht zu viele Emotionen zeigen, Berührungsradius einhalten. Schon gar nicht Auffallen auf der Straße! Dann doch lieber ein grimmiges Pokerface aufsetzen, als in der Fußgängerzone wie ein Honigkuchenpferd zu strahlen.

 

Neutralität wird auch zwischen Kunde und Verkäufer oft gewahrt, was jedoch schnell und unbewusst ins Skeptische und Barsche abdriften kann, wenn man nicht aufpasst.

 

 

Ein Beispiel: in der Hubland-Mensa in Würzburg muss jeder nach dem Verzehr das eigene Essens-Tablett zurückbringen. Wir haben sogenannte Muldentabletts. Man legt sie auf Fließbändern, doch muss jeder Gast eine gewisse Anordnung beibehalten, z.B. darf das Besteck nicht noch in Schälchen liegen. Eine Aufsichtsperson steht/sitzt bei unserer Mensa trotzdem immer dazwischen.

 

Das Besondere früher war, dass dies zumeist eine Person gemacht hatte, die besonders unter Studenten und Uni-Mitarbeitern sehr beliebt war: Manni der Mensamann. Man könnte diesen eher langweiligen Job eigentlich mürrisch und wortlos erledigen, doch Manni wünschte allen Menschen auf sehr kreative Weise noch einen schönen Tag, war überaus freundlich und herzlich, war evtl. sogar für Smalltalk bereit. Dass er seit ca. einem Jahr nicht mehr da ist, ist sehr schade. Aber sogar eine studiVZ-Gruppe gibt es für ihn, sie existiert noch immer.

 

 

 

Dann gibt es noch die Rita aus dem tegut-Supermarkt in Würzburg-Sanderau. Die resolute Kassiererin mit dem blonden Lockenkopf und der Sekretärinnen-Brille ist ungewöhnlich. Ungewöhnlich sympathisch, fast schon bis zur Schmerzgrenze. Sie ist charmant, kommentiert jeden Einkaufsartikel, versucht nebenbei zu analysieren, was man mit dem Gekauften noch so vorhaben könnte. Wenn man aus dem Laden hinausgeht, ist man entweder wie auf Happy Pills oder zerknirscht, falls man sie für zu penetrant hielt.

 

Vor allem Busfahrer neigen oft, einen gewissen angsteinflößenden Menschenhass auszustrahlen. Aber hier gibt es in Würzburg auch den netten Kugelrunden, die grau-melierte langhaarige Frau, die wie eine Professorin aussieht. Und den Mann, der jedem Bus-Aussteiger „Tschüss, schönen Tag noch!“ hinterherschreit.

 

 

Auch viele asiatisch-stämmige Verkäuferinnen, zumeist ursprünglich aus ost- und südostasiatischen Staaten, geben sich viel Mühe mit Kundenfreundlichkeit. Der kleine Sushi-Laden nushu hat die eindeutig menschlich süßesten Mitarbeiter Würzburgs.

 

Und wenn du früh morgens in den McDonalds gehst, hast du vielleicht Glück, auf eine herzliche Tresendame zu stoßen. Es war mein erstes Mc-Frühstück, ich wollte einen Country McGriddles bestellen, aber ohne Fleisch, dazu einen großen Kaffee. War alles kein Problem. Gut, es gab auch keine Schlangen hinter mir. Dann bot sie mir noch einen Erdbeer-Milchshake an, den wohl ein Gast vergessen hatte, oder der falsch bestellt wurde. Für lau!!! Sie fragte mich noch, ob ich aus den Philippinnen stamme (Antwort: nein) und später noch, ob es mir geschmeckt hat (Antwort: jawohl).

 

 

Ach, ihr seid doch alle zum Knuddeln! Von euch könnte die ganze deutsche Gesellschaft noch etwas lernen!

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500 Wörter – 16.03.2012

16/03/2012

Tauber-Wertheim

Blablabla, der Frühling ist da. Ja, wir haben es ja kapiert, liebe Facebook-Gemeinde.

 

 

Sie schreiben, dass ihre Heizung daheim ausgeschaltet ist, dass manche sogleich schon an den Sommer denken. Von „Kaiserwetter“ (Goldbasti) ist die Rede, kurzen Hosen, von der „Jacke-um-die-Hüften-Saison“ (Heartbreak Bär) oder einem Pseudo-Juni-Tag sogar.

 

Mensch, warum geht ihr denn dann nicht raus ins Freie, anstatt euch hinter Facebook-Posts zu verstecken? Oder seid ihr derzeit an Bürojob oder Seminar-/Bachelor-/Master-/Diplom-/Doktorarbeit gekettet? Eine Stunde oder zwei Sonnenstunden kann man ja durchaus mal über sich ergehen lassen, trotz Lernscheiße.

 

 

Dies tat ich auch, mal nicht in Würzburg und nicht in Aschaffenburg oder Schweinfurt oder wo auch immer. Heute Mittag schlurfte ich zu Fuß nach Wertheim und fühlte mich wohl. Zu meinem T-Shirt nahm ich nur meine uralte ausgeblichene Jeansjacke und meine Umhängetasche mit.

 

Während des Überquerens der „Neuen Brücke“ und des Wechsels von Bayern zu Baden-Württemberg hörte ich Musik von der Elektro-Goth-Pop-Künstlerin Grimes, während ich nicht fror, aber fast schon schwitzte unter meinem Schal.

 

 

Im Kaufland wurde aufs Klo gegangen zwecks Frisur-Umstylings mit Gel, in den Zeitschriften herumgeblättert, schnell noch Getränke gekauft. Dann wieder raus mit mir. Aber nicht, ohne ein paar Wertheimer Freaks zu begegnen. Der stark gebräunte Deutschtürke, der immer weiße Klamotten und viel süßliches Parfüm trägt, hat mich zum Beispiel begrüßt.

 

Anschließend lief ich zum Roxy Kino. An den Schaufenstern merke ich, dass bei denen die Filmauswahl nicht so schlimm ist wie sonst. The Descendants läuft jedoch nur zweimal bis Mittwoch. Und ich war immer noch nicht in Ziemlich beste Freunde.

 

 

Anschließend ging es in die Altstadt. Habe die neueste Musikexpress-Ausgabe in der „Buchhandlung Rahn“ gekauft und die Verkäuferin dort war ausgiebig zuvorkommend. Weiterhin konnte ich mich nicht entscheiden, in welches Café ich gehen sollte. Dann werde ich mal etwas Neues wagen…

 

Café Amore steht nahe dem größeren Eiscafé Boutique, existiert noch nicht so lange und hat sich bisher auch noch nicht richtig behaupten können. Früher: ein Blumenladen. Ich verweile zwecks Wetters draußen, da ich gerne Passanten beim Vorbeilaufen beobachte. Die Karte liegt bereits auf dem Tisch und meine sonnenbebrillten Augen beobachten die anderen Gäste, alle sitzen sie outdoor, einer davon könnte der Inhaber des Cafés sein. Leichtes italienisches Flair.

 

Finde die Preise ziemlich moderat und bestelle mir für 1,90 Euro eine gar nicht mal so kleine Tasse Milchkaffee. Kokos-Biscuit als Kaffeebeilage, und ein Glas Wasser, geil! Später wird es noch ein Käsekuchen mit demselben Preis. Ich bin entzückt, auch von der guten und freundlichen Servicekraft. Vermeide das unschlagbare 3-Kugeln-Eis-Angebot für 1,50 Euro.

 

 

Langsam wird es aber immer kälter, die wenigen Gäste immer weniger. Ich beschließe zu zahlen, um noch nach den letzten Sonnenstrahlen zu jagen. Erst bin ich etwas ziellos, suche mir dann einen Bäcker für Laugenbrötchenartiges und setze mich damit auf eine Bank am Ufer der in den Main fließenden Tauber.

 

Brrr, irgendwie kalt wird es, ich hätte einen Pulli mitnehmen sollen. Lesen, Fotos von Enten machen oder sich mit dem Smone zu beschäftigen geht auch nicht lange gut, ich muss mich wieder in ein Café bewegen…jetzt!