Die Grammys 2012 auf ProSieben – Das Protokoll
Anfangszeit: 02:01
1) Bruce Springsteen eröffnet die Show und spielt einen launigen Uptempo-Rock-Song mit Streichern und der E Street Band.
2) LL Cool J, Moderator der Preisverleihung, wird seinen Job akzeptabel, aber pietätlos machen. Denn unvermeidlich ist die Huldigung von Whitney Houston, die erst gestern verstarb. Das tut er in Form eines arg kurzen Gebets, tatsächlich verneigt sich das gesamte Publikum vor ihm/ihr.
3) Nach dem schnell abgefertigten Whitney-Programmpunkt findet LL Adele toll und erzählt eine Grammy-Anekdote über sie und Aretha Franklin vor drei Jahren. Sie wird im Saal als glamouröse Erscheinung gezeigt, allerdings Kaugummi kauend. Die immerzu angespannte Lady Gaga, selten in Erscheinung tretend, sieht derweil im Trauergewand halb so schräg aus wie sonst. Sie wird leer ausgehen.
4) Bruno Mars sieht mit seinem Goldsakko sexy aus, ist live erstaunlich und biegsam, wird jedoch trotz sechs Nominierungen ebenfalls leer ausgehen.
5) „Saturday Kind of Love“ ist eine der schönsten Songs von Etta James. Da die vor fast einem Monat verstorbene Ausnahmesängerin neben Whitney ebenso posthum gewürdigt werden durfte, taten Alicia Keys und Bonnie Raitt dies für sie.
6) Warum die in jeglicher Hinsicht grässliche Ex-Blondine Chris Brown für drei Grammys nominiert ist, ist unverständlich. Sein Hampelmann-Auftritt: pfui! Gewinnt später leider.
7) Früher fand ich Kelly Clarkson wegen „Since U Been Gone” und „Because of You” heimlich gut. Aber ihre neueren Lieder und dieser Auftritt mit dem prolligen Country-Sänger gehen gar nicht.
8) Coldplay und Rihanna sind katastrophal. RiRis Solo-Auftritt gerät mit 90er-Retro-Styling, komischen visuellen Effekten, eigenartigen Tanzaktionen und dem dünnen Live-Sound zum Desaster. Der anschließende gemeinsame Auftritt mit Chris Martin ist reduziert, aber schnarchig. Dessen Stimme bei „Paradise“ mit Band schließlich klingt angeschlagen, er jault in den Strophen erbärmlich.
9) Rihannas Busenfreundin (!) Katy Perry versucht vergeblich, Lady Gaga nachzuahmen. Gestern Schneewittchen-Sexbombe, heute farblose Buntheit.
10) Es wird immer schlimmer. Der charmefreie Ryan Seacrest präsentiert die einst superben, leider wiedervereinigten Beach Boys. Aber zunächst covern Maroon 5 wie hingerotzt einen BB-Song. Dann verhunzen die noch dümmeren Pseudo-Indie-Popper Foster the People „Wouldn’t It Be Nice“. Wenn die ergrauten Brian Wilson und Co. „Good Vibrations“ wiederaufleben, sieht das sehr unangenehm aus.
11) Charmant und witzig sind einzig die Country-Newcomer The Civil Wars (zwei Grammys), die Taylor Swift (auch zwei) ankündigen, aber Countrymusik werde ich nie mögen…
08:13
Oh, jetzt bin ich glatt eingeschlafen!
Die Grammy-Verleihung begann akzeptabel, wurde aber immer schlechter. Spontaneität (durch die Todesumstände Whitney Houstons) und die Grammys wollen einfach nicht zusammenpassen. Doch Jennifer Hudson soll „I Will Always Love You“ grandios gesungen haben, Adele ihr „Rolling in the Deep“ ebenso und auf insgesamt sechs Grammy-Auszeichungen gekommen sein, die Foo Fighters auf fünf.
Kanye West wurde viermal ausgezeichnet, zweimal für „All of the Lights“, einmal fürs Fantasy-Album, einmal mit Jay-Z. Der eklige Skrillex gewann leider dreimal, Bon Iver glücklicherweise zwei von vier nominierten Preisen. Cee-Lo Green siegte zweimal, Corinne Bailey Rae, Betty White und Arcade Fire einmal. Leer gingen Beyoncé, Radiohead, Nicki Minaj (immerhin mit Performance) und TV on the Radio aus.