Es ist schon eigenartig, dass ich zwar über die Teilnahme bei der ersten Sitzung des Creative Writing Seminar im letzten Semester (500 Wörter – 11.05.2011) geschrieben habe, aber nie wieder über die weiteren Kurstermine. Beziehungsweise habe ich nie über die Lesung gebloggt, bei dir wir unsere literarischen Ergüsse vor einem Publikum vorstellen durften.
Ich muss schon sagen, dass der Kurs für Kreatives Schreiben im Sommersemester 2011 durchaus interessant war, da man als Kursteilnehmer erkannte, dass auch andere Studenten manchmal gerne literarische Texte – auf Deutsch und/oder auf Englisch – für sich schreiben. Als Hobby, nicht als einzige Ausflucht aus dem Studium. Wir hielten uns alle, vielleicht bis auf eine Person, nicht für vollendete Jungtalente mit Hang zur übersprudelnden Kreativität. Wir waren keine Rohdiamanten, die zu den nächsten jungen und brillianten Herta Müllers oder Jonathan Franzens sind wir gewiss nicht mutiert.
Mein Leben wurde dadurch nicht verändert, aber zumindest erhielt ich etwas mehr Selbstbewusstsein, um geschriebene Gedichte und Kurzgeschichten auch einmal anderen Leuten zu zeigen, um Kritikfähigkeit zu üben und um mir zu beweisen, dass ich nicht total talentlos in Sachen Schreiben bin. Es war aber durchaus auch unterhaltsam, heimlich mit Janine und Goldbasti, die zu Freunden wurden, über Texte lachten, die sich um über Vampire, Yetis, Zuhältergnome und Mondeinhörner drehten.
Bei der Lesung, die in einem Hörsaal stattfand, waren zwar nur knapp 20 Gäste anwesend. Dennoch freute es mich, dass sich unsere Freunde und gar ein paar Englisch-Dozenten die Mühe machten, uns dort zu besuchen und uns zuzuhören. Janine stellte ein abstraktes Gedicht vor, das die Worte „Möwe“, „schwanger“ und „Frittierfett“ beinhaltete. Goldbasti las seine melancholische Kurzgeschichte vor, die sich um einen mit sich selbst unzufriedenen Philosophiestudenten mit weißen Slippers drehte. Und ich gab zwei kurze Gedichte über „Unschlaf“ und „Fastschlaf“ von mir. Mein damaliger Literaturwissenschafts-Dozent Mr. P. erkannte in ihnen eine verdrehte Version eines Sonetts und fand sie gut, was bei ihm viel Wert ist.
Warum ich erst jetzt und gerade jetzt darüber schreibe? Also gestern war wieder eine Lesung des Creative Writing Seminars, diesmal mit anderen Protagonisten im Mittelpunkt als wir, denn wir machten in diesem Wintersemester nicht mit, einmal reicht auch. Ich war durchaus neidisch, dass im Gegensatz zum letztsemestrigen Happening viel mehr Werbeposter aushingen. Tatsächlich waren auch mehr Leute anwesend, allerdings war auch dieses Mal der Hörsaal nicht mal bis zur Hälfte voll.
Es gab wieder ein Mini-Büffet, an dem man sich in der Pause bedienen konnte. Und wieder war der Ablauf so: erster Student oder Studentin liest vor, oft mit Beamer-Projektion des getippten Textes. Dann beantwortet er oder sie die Fragen des Publikums, die sich zwischen zwei und fünf Anmerkungen beschränken. Dann ist der nächste Student oder die Studentin dran.
Für Janine, Goldbasti und mich war es seltsam, bei etwas anwesend zu sein, das man früher einmal von einer anderen Perspektive erlebt hatte. Wir waren auch etwas enttäuscht von den Werken der fünf LeserInnen, die meist entweder uninspiriert oder krampfhaft intellektuell und gekünstelt wirkten. Ein oder zwei Kurzgeschichten waren in Ordnung, aber ließen einen trotzdem unbeeindruckt zurück. Schade eigentlich.