Archive for the ‘literature’ Category

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500 Wörter – 02.02.2012

02/02/2012

Schreibende Kreationisten

 

 

Es ist schon eigenartig, dass ich zwar über die Teilnahme bei der ersten Sitzung des Creative Writing Seminar im letzten Semester (500 Wörter – 11.05.2011) geschrieben habe, aber nie wieder über die weiteren Kurstermine. Beziehungsweise habe ich nie über die Lesung gebloggt, bei dir wir unsere literarischen Ergüsse vor einem Publikum vorstellen durften.

 

 

Ich muss schon sagen, dass der Kurs für Kreatives Schreiben im Sommersemester 2011 durchaus interessant war, da man als Kursteilnehmer erkannte, dass auch andere Studenten manchmal gerne literarische Texte – auf Deutsch und/oder auf Englisch – für sich schreiben. Als Hobby, nicht als einzige Ausflucht aus dem Studium. Wir hielten uns alle, vielleicht bis auf eine Person, nicht für vollendete Jungtalente mit Hang zur übersprudelnden Kreativität. Wir waren keine Rohdiamanten, die zu den nächsten jungen und brillianten Herta Müllers oder Jonathan Franzens sind wir gewiss nicht mutiert.

 

Mein Leben wurde dadurch nicht verändert, aber zumindest erhielt ich etwas mehr Selbstbewusstsein, um geschriebene Gedichte und Kurzgeschichten auch einmal anderen Leuten zu zeigen, um Kritikfähigkeit zu üben und um mir zu beweisen, dass ich nicht total talentlos in Sachen Schreiben bin. Es war aber durchaus auch unterhaltsam, heimlich mit Janine und Goldbasti, die zu Freunden wurden, über Texte lachten, die sich um über Vampire, Yetis, Zuhältergnome und Mondeinhörner drehten.

Bei der Lesung, die in einem Hörsaal stattfand, waren zwar nur knapp 20 Gäste anwesend. Dennoch freute es mich, dass sich unsere Freunde und gar ein paar Englisch-Dozenten die Mühe machten, uns dort zu besuchen und uns zuzuhören. Janine stellte ein abstraktes Gedicht vor, das die Worte „Möwe“, „schwanger“ und „Frittierfett“ beinhaltete. Goldbasti las seine melancholische Kurzgeschichte vor, die sich um einen mit sich selbst unzufriedenen Philosophiestudenten mit weißen Slippers drehte. Und ich gab zwei kurze Gedichte über „Unschlaf“ und „Fastschlaf“ von mir. Mein damaliger Literaturwissenschafts-Dozent Mr. P. erkannte in ihnen eine verdrehte Version eines Sonetts und fand sie gut, was bei ihm viel Wert ist.

 

 

Warum ich erst jetzt und gerade jetzt darüber schreibe? Also gestern war wieder eine Lesung des Creative Writing Seminars, diesmal mit anderen Protagonisten im Mittelpunkt als wir, denn wir machten in diesem Wintersemester nicht mit, einmal reicht auch. Ich war durchaus neidisch, dass im Gegensatz zum letztsemestrigen Happening viel mehr Werbeposter aushingen. Tatsächlich waren auch mehr Leute anwesend, allerdings war auch dieses Mal der Hörsaal nicht mal bis zur Hälfte voll.

 

Es gab wieder ein Mini-Büffet, an dem man sich in der Pause bedienen konnte. Und wieder war der Ablauf so: erster Student oder Studentin liest vor, oft mit Beamer-Projektion des getippten Textes. Dann beantwortet er oder sie die Fragen des Publikums, die sich zwischen zwei und fünf Anmerkungen beschränken. Dann ist der nächste Student oder die Studentin dran.

 

Für Janine, Goldbasti und mich war es seltsam, bei etwas anwesend zu sein, das man früher einmal von einer anderen Perspektive erlebt hatte. Wir waren auch etwas enttäuscht von den Werken der fünf LeserInnen, die meist entweder uninspiriert oder krampfhaft intellektuell und gekünstelt wirkten. Ein oder zwei Kurzgeschichten waren in Ordnung, aber ließen einen trotzdem unbeeindruckt zurück. Schade eigentlich.

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500 Wörter – 26.05.2011

26/05/2011
500 Wörter

Quelle: Google Bilder et al.

Benjamin von Stuckrad-Barre. Schön, talentiert, klug. Charmant und sympathisch? Kommt darauf an, wie viel Stuckrad-Barre man verträgt. Eine Liebeserklärung.

Du bist ein Schreiberling. Hattest nicht nur Romane geschrieben, einen, den ich mit 16 Jahren gelesen habe: Soloalbum. Gefiel mir damals ganz gut, glaube ich. Und seit diesem Buch giltst du als typischer Vertreter der Pop-Literatur. Doch bist du auch u.a. Kolumnist bei der deutschen Ausgabe von Rolling Stone: Pop-Shopping (gibt es diese noch?). Du referier(te)st in diesen Kolumnen über in Elektrofachgeschäften gekaufte CDs oder DVDs, aber es klingt langweiliger, als es tatsächlich nicht ist.

Du bist ein Fernseh-Mensch, Teil I. In einer Zeit, als unser Satellit noch kein MTV frei empfangen konnte, warst du beim Ex-Musiksender angestellt und moderiertest den Lesezirkel. In diesem Lesezirkel sollst du Bücher vorgestellt haben, wie Jahre später auch Elke Heidenreich. Keine Ahnung, was es für Literatur war. Bestimmt war es nicht nur Pop-Literatur.

Du bist eine öffentliche Person. Selbst als jemand, der sich null für Monsieur von Stuckrad-Barre interessiert, weiß man eines. Du warst einst mit Anke Engelke zusammen. Schadete dir aber nicht. Doch das vielleicht: du hast kein unproblematisches Image.

Du bist ein Fernseh-Mensch, Teil II. Apropos. Du warst sicherlich nicht selten in Freitag-Abend-Talkshows des Dritten ein Gast. Kein Britt, kein Beckmann. Kein stromlinienförmiges Verhalten legst du dort an den Tag legst. Du bist zwar kein Thilo Sarrazin (zu dem später mehr), aber auch nicht so wie dein Von-und-zu-Medienkollege von Stuckhausen, Eckart.

Du bist eine geile Sau. Und gerade deswegen finde ich dich so toll. Du verkörperst eine Mischung aus einem zynischen Intellektuellen und einem Posterboy. Perfekt! Gut, deine von vorne wie ein Penis aussehende Nase ist schon sehr markant, trotz Eckigkeit seitlich süß. Ansonsten bist du unfassbar hübsch. Neben den funkelnden blauen Augen und dem sonoren Timbre deiner Stimme gibt es dann noch diesen wunderschönen Kopf. Keinem stehen Bartstoppeln auf dem Schädel so sehr wie dir.

Du bist eine Stilikone. Was dir auch steht, sind Anzüge. Natürlich habe ich dich auch schon mal in Jeans gesehen. Aber meistens füllst du deinen schlanken Körper in einem eng geschnittenen Jackett und einer passend dazu geschneiderten Anzughose aus. Die Kombination sieht mit Hemd und vor allem mit schmaler Krawatte grandios aus. Oft trägst du auch Lackschuhe, auch wenn dazu keine Smokings getragen werden. Oder weiße Converse-Sneakers zu hellen Anzügen, auch wenn Sneakers+Anzüge ganz schlimm sind.

Du bist ein Fernseh-Mensch, Teil III. Mittlerweile darfst du wieder eine eigene Sendung moderieren: Stuckrad Late Night auf dem Spartensender ZDFneo. Du konntest Sarrazin als allerersten Gast gewinnen. Dadurch bekamst du viel Aufmerksamkeit und konntest diesen Menschen gleichzeitig bloßstellen. Nicht schlecht. Du weckst unvermeidliche Erinnerungen an Harald Schmidt. Nicht durch seinen behaarten schlank-sportlichen Oberkörper. Bist nicht ganz so professionell und geschmeidig wie er, aber trotzdem bissig-humorvoll: „Ich würde darüber sprechen, was mir sehr sehr wichtig, was mir am Herzen liegt: mich.“ Er weiß durchaus über seinen Ruf als arroganten Pinsel Bescheid, aber für hochnäsig halte ich dich nicht, sondern für selbstironisch und genial. GQ findet dich toll, ich dich auch. Forever.

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Karo aka Wolta in Kreuzwertheim 2010 – Teil 3

07/01/2011

Ich konnte anfangs nicht sehr gut einschlafen, was weniger zurückführen ist, dass Karo irgendwie geschnarcht hätte oder so, hat sie auch gar nicht. Ich hatte am Tag zuvor einfach nur spät und zu viel Koffein und Teein zu mir genommen. War aber OK. Wir wachten auf, ich hörte bereits, wie laut es in der Küche war. Als wir dort reinkamen, war ich ziemlich verblüfft. Darüber, wie viel Mühe sich mein Vater für das erste Frühstück während des Karo-Besuchs machte, nur weil wir jemanden zu Gast hatten. Bei meinem Vater gibt es eigentlich so gut wie nie Gäste. Deshalb der erfreuliche, aber auch etwas befremdliche Aufwand. Denn auf dem großen Tablett stapelten sich verschienste Wurstsorten (für mich doppelt erstaunlich), dazu viel Scheiben- und Frischkäse und massig Marmelade und Brotscheiben. Kaffee natürlich schon längst gebrüht. Ich holte, weil mein Vater auf so etwas nie spezalisiert ist, den fehlenden Quark und Jogurt aus dem Kühlschrank, den ich tagszuvor gekauft hatte. Honig und Müsli nahm ich mit und wir aßen im Wohnbereich meines Zimmers. Den Quark hab ich extra wegen Karo gekauft, weil wir den im Oktober so oft verputzt hatten. Und mit Honig schmeckte der besonders geil.

Wir ließen den Dienstag, 28. Dezember, etwas ruhiger angehen. Zumindest keine Mama-Einkäufe, keine Busfahrten. Wir hatten zwar vorgehabt, einen Winterspaziergang am Main entlang zu unternehmen, aber dies verschoben wir auf den Mittwoch. So hatten wir Zeit, Ingwertee und Blutorangensaft mit Schuss Clementine zuzubereiten. Ersterer schmeckte mit Honig überraschend genial und ist natürlich auch gesund, brachte natürlich besonders Karo was. Wir hatten noch mehr Zeit, um uns zu unterhalten, was mit ihr leicht von der Hand…äh…von der Zunge geht. Ich fuhr sie dann früh am Abend zu ihrem Hausarzt nach Wertheim-Wartberg. Während der Wartezeit machte ich kleine Einkäufe im REWE. Begegnete dort einen Menschen, den ich schon ein paar Male in meinem Leben gesehen hatte, mich aber nicht mehr an ihn erinnern konnte. Kräftig gebaut, aber nicht muskulös, wirkte auf dem zweiten Blick netter als auf dem ersten, hat riesige Nasenlöcher. Erstand mir endlich Sarah Kuttners Bestseller Mängelexemplar, die Taschenbuch-Ausgabe, die ich erst Tage später richtig zu lesen anfangen konnte. Und kaufte auch Quark, weil der immer schnell ausgeht.

Dann holte ich sie ab, wir fuhren heim, machten uns fertig. Ein Ex-Lehrer von Karo, der besonders nach dem Abi zu einem sehr guten Freund wurde, auch von mir, wollte sich mit uns treffen. Er wird von uns liebevoll Konny genannt. Er hat eine sehr verschroben-liebenswürdige Art, die er auch vor SchülerInnen nicht versteckt. Wirkt sich auf Semantik, markigen Sprüchen und Redewendungen und originellen Wortneuschöpfungen aus. Konny holte uns vom Parkplatz unseres Hauses ab und fuhr mit uns nach Würzburg. Lustig, da waren wir schon gestern! Aber Konny ist dort viel lieber, fährt generell oft extra dorthin, wegen den zahlreicheren und attraktiveren Cafés.

Wir landeten im Mozart, ein kleines Café, das früher Karma hieß und nun weniger krampfhaft einen auf gestylt und hip machte. Sehr gemütlich und schön eingerichtet mit dunkelbraunen Holztischen und bunten Kissen. Die Kellnerin war hübsch und Konny verglich sie mit Rachel Bilson (spielte die Summer aus O.C. California), allerdings war die deutsche Version von ihr blauäugig. Ich hingegen fand Ähnlichkeiten des Thekenmenschen mit Michael Bublé. Trotz der niedlichen geröteten Pausbacken. Unsere Kürbis-Kokos-Inger-Suppe war ziemlich gut, nur für meinen Geschmack etwas lasch gewürzt, sprach dies aber nicht aus. An den Getränken hatte ich aber gar nichts auszusetzen gehabt. Der Ayurveda-Tee und die Kirschsaft-Buttermilch-Kombi waren toll. Ich wollte mich dann noch von Karo und Konny aus Distinktionssucht abheben und bestellte mir nach einigem Grübeln weder einen typischen Glühwein noch einen mit Weißwein, sondern Irish Chocolate, den das Mozart nicht auf der Karte hatten. Aber es war kein Problem für die Kellnerin, meinen eher ungewöhnlichen Wunsch anzunehmen. Konny fand meine Art der Bestellung köstlich: “Ich hätte noch gerne einen Irish Chocolate, äh, also eine Heiße Schokolade…[ich drehe mich zu Konny und dann zu Karo und dann mit bemerkenswertem Kopfschwung zurück]…mit Schuss!”

Wir waren natürlich sehr dankbar für das Mitnehmen und verabschiedeten uns dann, aber nicht das letzte Mal von Konny, mit dem wir noch die nächsten zwei Tage verbringen sollten.