Archive for the ‘indie stadt’ Category

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06.01.2013

06/01/2013

PICT1392_crop_revised Lieblingssongs der Woche 29.12.12-06.01.2013

 

 

Jetzt immer sonntags: meine Lieblingssongs der letzten Woche (31.12.2012 bis 06.01.2013):

 

  1. Villagers: „The Waves“
  2. Father John Misty: „Nancy From Now On“
  3. How to Dress Well: „Cold Nites“
  4. Katy B feat. Geeneus & Jessie Ware: „Aaliyah“
  5. Toro Y Moi: „Say That“
  6. Azealia Banks: „BBD“
  7. Angel Haze: „On the Edge“
  8. Lone: „New Colour“
  9. Marvin Gaye: „Please Stay (Once You Go Away)“
  10. Blanck Mass: „Hellion Earth“

 

Auf Platz 1: Villagers. Auf ihrem Debütalbum Becoming a Jackal (2010) begeisterten die Iren mit teils melancholisch-intimen, teils euphorisch-optimistischen Songs, deren Kompisition eher einfach gestrickt war und vielleicht deswegen schnell das Herz berührte. Die zweite Platte namens {AWAYLAND} (2013), diesen Freitag veröffentlicht wird, soll komplexer komponiert sein, das verrät zumindest die grandiose Vorab-Single „The Waves“. Dieses beginnt eher leise, wird aber immer größer, prächtiger und progressiver. Erinnert angenehm an Grizzly Bears letzte Meister-Platte Shields (2012).

 

Trotz mancher Americana-Sounds (ich mag keinen Country) bezauberte der Großteil der Songs aus Father John Mistys Fear Fun (2012), vor allem das süchtig machende „Nancy From Now On“,  leider erst letzten Monat entdeckt. Süß gesungen/falsettiert von J. Tillman, das Unpeinlichste aus 70s-Soft-Rock und leicht ironische Lyrics wie „Oh pour me another drink / And punch me in the face“, passend dazu ein bisschen S&M und Post-Sex-Melancholie im dazugehörigen Musikvideo.

 

Joshua Tillman war der sexyste Nicht-Indie-Musiker (in Deutschland bei Universal/Bella Union unter Vertrag), doch im Indie-Sektor machte Tom Krell alias How to Dress Well (Domino) das Rennen. „Cold Nites“ aus Total Loss (2012) ist sehnsuchstvoller Indietronic-Soul, der im Gegensatz zum anderen Album-Hit „& It Was You“ mehr an James Blake/Jamie Woon als an Jamie Lidell erinnert.

 

Die Elektro-R’n’B-Britpop-Frau von 2011 kooperiert mit jener von 2012: Katy B mit Jessie Ware.  Dazu: Produzent Geeneus. Erstere hat für Danger EP (2012) viele Gäste wie Diplo oder Wiley gesammelt. Ein kurzweiliges Hörvergnügen, genretechnisch eher R’n’B-Dance als ihr früherer Post-Dubstep. Und beide UK-Frauen sind laut Lyrics neidisch auf die Ausstrahlung der leider verstorbenen Aaliyah.

 

Freue mich sehr auf Toro Y Mois kommendes Album. Das Musikvideo zur fluffigen, anti-winterlichen Vorgeschmacks-Single „Say That“ zeigt, wie der gutaussehende Musiker und Sänger einfach so in der Natur herumsteht oder liegt.

 

Auf Platz 6 und 7 haben wir zwei Streithennen, die es derzeit durch Twitter-Beefs und Diss-Tracks krachen lassen. Oft werden Azealia Banks und Angel Haze aufgrund der allzu offensichtlichen Parameter „afroamerikanisch“, „Rapperin“ und „frischer Wind“ verglichen, es war nur eine Frage der Zeit, bis das mal eskaliert. „BBD“ ist kein Diss-Song, „On the Edge“ schon.

 

Ansonsten haben wir Lone, dessen Album Galaxy Garden ich erst nach 2012 hören durfte. Duftes Teil, Eleganter Neo-Rave. Blanck Mass (Platz 10) hingegen macht epische Avantgarde-Electronica. Und weil ich diese Rubrik immer schon für eineingend gehalten habe, erweitere ich die guten-und-neuesten-Songs-Charts mit Entdeckungen, die älter sind als, sagen wir, 0-6 Monate. So auch das leidenschaftliche „Please Stay (Once You Go Away)“ von der Soul-Ikone Marvin Gaye aus Let’s Get It On (1973). Dieses Album wurde diesen Sonntag auf Amazon.de gekauft und gedownloadet. Erotisches und kompaktes Meisterwerk.

 

 

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500 Wörter – 14.05.2012

14/05/2012

Bloom - Bad Cover Version

 

 

 

Die amerikanische Indie- Pop-Band Beach House hat mein bisheriges Album des Jahres herausbracht: Bloom.

 

 

In den bisherigen viereinhalb Monaten in 2012 kamen nur wenige Alben heraus, die mich zeitweise durchs Leben begleiten konnten. Umso überraschender war nun der am letzten Freitag in Deutschland (11.05.2012) veröffentlichte Sturm von Hoffnung bereitenden neuen Alben.

 

Was vor allem Acts wie Gossip, Santigold und Garbage gemein haben, ist deren innewohnendes Powerfrauen-Image. Zwar war von der mittelalten Comeback-Truppe um Shirley Manson nicht mehr viel zu erwarten, doch sowohl A Joyful Noise als auch Master of My Make-Believe sind solide Alben. Fehlte nur der Wow-Effekt.

 

 

Im Indie-Sektor: Best Coast. Und Beach House. Das ist – trotz des Bandnamens – keine hirnbefreite Chill-Out-Lounge-Compilation-Reihe, sondern eine Dream-Pop-Zweckgemeinschaft um den Multiinstrumentalisten Alex Scally und der Keyboarderin/Sängerin Victoria Legrand. Keine Powerfrau im klassischen Sinne.

 

Das selbstbetitelte Debütalbum (2006) bestand aus Lo-Fi-Melodien, die zugleich sinnlich und geisterhaft waren und besonders durch Legrands androgyner Alt-Stimme veredelt wurden.

 

Ebenso traumwandlerisch, doch etwas sauberer produziert klang der Zweitling Devotion (2008), aus dem die dunkel schillernde „Gila“ herausgekoppelt wurde.

 

Einen ungleich größeren Aufmerksamkeitsschub erhielt das Duo durch Teen Dream (2010), heißgeliebt von Halb-Indiehausen. Musikalisch hatten sich die zwei Traumdeuter weiterentwickelt, hörte sich ihr drittes Album doch viel wärmer, melodischer und fesselnder an. Leider entdeckte ich das Meisterwerk erst im Jahre 2011, hatte bis dahin selten so ein kompaktes und fast perfektes Album gehört.

 

 

Als  „Myth“ von Beach House aus Bloom zur Kostprobe gereicht wurde, rastete die halbe indie-affine Blogosphäre aus. Beach Houses Sounds wurden sogleich als religiöse Musik für Atheisten empfunden, als eine, bei dem das Herz wachse. Wenig später leakte das Album im Internet, doch war ich artig und wartete bis zum offiziellen Release-Freitag.

 

Bloom (2012) steht kurz davor, zum Indie-Konsens-Album der diesjährigen Veröffentlichungs-Saison zu werden, das erstmals in den Mainstream hineinmünden könnte, nach Bon Ivers (2011) und  Arcade Fires (2010) Mehrheitsbeschaffer-LPs. Es ist die Musik gewordene Mischung aus Melancholie und Hoffnung und blüht so schön in diesem Frühling.

 

 

Die ersten drei Tracks gehören zu den makellosesten, je gehörten Einstiegen in ein Album. „Myth“ macht mich schon seit Monaten kirre mit seinem edlen Spannungsbogen bis zu explodierenden Offenbarungen von akustischer Schönheit. Von dort schrauben sich auch „Wild“ und „Lazuli“ weiter in neue Höchstzonen des melodieseligen Himmels.

 

Danach stürzt das Album etwas ab, schwelgt stellenweise etwas zu bodenständig/unspannend und erinnert an gute Song-Taten aus früheren Alben , bleibt aber immer über einem superben Durchschnitt. Highlights: das schillernde „Troublemaker“, das sanfte „On the Sea“ und der offizielle Schlusstrack „Irene“, der wie ein Mauersegler in ätherischen Lüften schwebt.

 

 

Mal sehen, was Bloom mit weiteren Höranläufen noch zu bieten haben wird. Denn ich hoffe, dass ich darüber hinwegsehen werde, dass zwischen „Irene“ und dem ebenbürtigen Hidden Track „Wherever You Go“ eine nervige Pause von ca. 8 Minuten existiert, wodurch die vorangegangene Fast-Konsistenz der zehn Songs zu leiden hat.

 

Trotzdem bekomme einfach nicht genug von Bloom wie bei meinem vor einem Jahr veröffentlichten 2011-Lieblingsalbum Smother von Wild Beasts. Beach House stehen nun in der Blüte ihres künstlerischen und kommerziellen Schaffens. Herzlichen Glückwunsch!

 

 

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500 Wörter – 22.02.2012

22/02/2012

Bahn erbrechend

 

 

Heute gibt es mal drei Mini-Blogeinträge zum Preis von einem. Es geht um Bahn-Beschissenheit, Großzügigkeit und die Singer/Songwriterin Doe Paoro.

 

1. Nach ein paar Tagen wollte ich wieder heimfahren, deshalb stand ich gestern Abend am Hauptbahnhof und schaute auf die große Anzeigetafel. 30 Minuten Verspätung. Na toll. Mit zusammengepressten Lippen ging ich zum Bahnsteig und stellte mich schon mal auf eine lange Wartezeit ein. Und so wartete und wartete ich. Und bemerkte währenddessen einen Typen, der unter dem Schild „Rauchfreier Bahnhof“ sorglos quarzte. Aus 30 wurden erst 40, dann 50 Minuten Verspätung. Am Ende konnte ich es gar nicht fassen: „Dieser Zug fällt aus“ stand da. Mein letzter Zug nach Hause! Ich ging vergrämt zum Service-Point und fragte nach irgendeiner Möglichkeit zur Rückerstattung des Fahrpreises. Immerhin 8,70 Euro. Sie schien ähnlich überfordert zu sein wie ich und konnte nur mit Kuli auf mein Fahrticket reinkritzeln. Darin stand in Kraxelschrift, dass dieses auch „für morgen“ (d.h. für heute) noch gelten solle, aber Gültigkeit konnte sie nicht garantieren. Toll, aber am Mi wollte ich eben nicht heimfahren! Geld zum Fenster rausgeschmissen. Deutschef*tzen*rschlochbahn!

 

2. Weil ich meine Freunde, bei denen ich zuletzt immer übernachtet hatte, nicht übermäßig ausnutzen wollte, fragte ich StefAB, ob ich zu ihm nach Aschaffenburg fahren könnte zum Übernachten. Das klappte! Es fuhr zwar nichts mehr nach Wertheim, aber immerhin nach Aschaffenburg. Ich musste zwar knapp 23 Euro zahlen für das ICE-Ticket, bin aber noch immer günstiger davongekommen als bei einem Hotelzimmer. Und Jugendherbergen für eine Einzelperson fühlt sich so suspekt an. Außerdem genoss ich sabbernd den Anblick meines Sitznachbarn, einem jungen Piloten in edler Uniform, denn der ICE fuhr ja bis nach Frankfurt. Ebenso erfreulich war dann das Szenario, das sich an einem Bahnautomaten im Aschaffenburger Hauptbahnhof heute Vormittag ereignet hat. Eine Anfangzwanzigerin und eine Schülerin fragten, ob ich nach Würzburg fahren würde, denn sie hatten ein Bayernticket und steuerten damit eh Bayreuth an. Ich müsste nur 5 Euro an beide zahlen, könnte aber mit ihnen mitfahren. Yeah! Und die zwei kamen auch günstiger weg. Win-Win-Situationen sind  was Feines!

 

3. Auch sehr schön ist die Musik von Doe Paoro. Die singende Songschreiberin aus Brooklyn wurde letzte Woche vom Indie-Blog-Magazin Stereogum.com gefeatured, bei ihr lohne sich das Hören des Albums Slow to Love (2012). Als sie von der Erwähnung in der Rubrik „Band to Watch“ Wind bekam, rief sie via Facebook Fans auf, ein paar nette kommentierende Worte zu hinterlassen. In wenigen Tagen entwickelte sich der Artikel zum meistgelesenen Post auf Stereogum.com, fast nur positive Kommentare sind dazu verzeichnet. Für einen noch relativ unbekannten Newcomer ist das eine große Leistung! Viele der Kommentatoren lieben ihre Stimme, die an viele bekannte Sängerinnen erinnert, manchmal liegen die personellen Vergleiche auf der Zunge. Es wurden bisher Lauryn Hill (naja, aber R’n’B-Sängerinnen der 90er, auch (Indie-)Popperinnen der 00er-Jahre kommen ihr schon nahe) und Fiona Apple (gerade „Can’t Leave You“ klingt stark nach Apples „Never Is A Promise“) genannt. So Feist-y. Die Musik hingegen ist teils James-Blake-sy. Maybe the next and better Lana del Rey?

 

 

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500 Wörter – 10.02.2012

10/02/2012

Gisbert 01

 

 

Ach, Gisbi! Gisbert zu Knyphausen spielte mit seiner Band gestern am 09.02.2012 in der Würzburger Posthalle sein Abschlusskonzert seiner Tournee und verzückte mit schierem Charme und Fischermütze.

 

 

Dorthin zu gehen war eine eher spontane Entscheidung, da mir bis zum Mittwoch gar nicht bewusst war, dass er hier auftrat. Erst durch Goldbasti erfuhr ich vom Konzert und schaffte es demnach nicht mehr, rechtzeitig eine Konzertkarte im Vorverkaufsangebot zu besorgen. Also zahlte ich zu den 15 Euro vier Euro drauf und konnte mir dann dort kein zweites Bier vom Fass mehr leisten, das in der Posthalle im Nachgeschmack sowieso eher abgestanden schmeckte.

 

Neben Goldbasti habe ich nur wenige bekannte Gesichter unter allen Konzertgängern wiedererkannt, von denen einer – umringt von drei Mädels – ein Ex-Date war, in das ich mich fast verknallt hätte. Sonst: Hipster, Skater, Normalos und Pärchen.

 

Daantje hieß die Vorband, besser gesagt, der Vor-Solo-Künstler, der von der Band des Hauptperformers begleitet wurde. Natürlich kannte ich ihn vorher nicht, aber wirklich schlimm war das nicht, denn ich war nicht wirklich begeistert von seinen Handvoll Songs. Sein Genuschel und seine arg heisere Stimme während der Lieder und seinen Ansagen fügten seinen eher öden Singer/Songwriter-Songs eh wenig hinzu.

 

Gisbert 02

Umso mehr freute ich mich dadurch auf Gisbert zu Knyphausens Auftritt, der weitaus klarer und durchdringender zu singen vermag als Daantje. Da es in der Posthalle anscheinend auch auf der Bühne eher kalt zuging, steckte er in mehreren Lagen Kleidung und schälte sich wie eine Zwiebel nach und nach ab. Fischermütze, Kapuzenshirt, Rundhals-Sweatshirt, am Ende trug er obenrum nur ein T-Shirt. Mir fiel dadurch auf, dass er zierlicher und schlanker ist, als ich gedacht habe. Die grün-weiß gestreiften Boxershorts, die kurz aufleuchteten, sahen zudem gut an ihm aus.

Gisbert 03

Obwohl ich im Gegensatz zu den meisten Leuten im Publikum Gisbert zu Knyphausen seit seinem in 2008 veröffentlichten und gleichnamigen Debütalbum kenne, konnte ich nur zu zwei seiner Lieder mitsingen. Einmal „Spieglein, Spieglein“  und zum anderen „Neues Jahr“, das mit einem minutenlangen Instrumental-Part in der Mitte gestreckt wurde. Ausgerechnet am Ende spielte er diese auf großartige Weise unverblümten Lieder, die mit hassliebenden Ex-Freundinnen und sich selbstbemitleidenden Freunden abrechnen.

Gisbert 04

Manche Tracks aus seinem bisher letzten Album Hurra! Hurra! So nicht. (2009) waren mir leider unbekannt, machte aber nichts. „Melancholie“ und „Wer kann sich schon entscheiden?“ wurden leider nicht performt, machte aber auch nichts. Es kam mir eh so vor, dass GzK und Band in den fast zweieinhalb Stunden inklusive vieler unaufgeforderter Zugaben fast alle veröffentlichten Songs in berührende Live-Energie umgewandelt haben. Vor allem das Lalala-Lied „Kleine Ballade für zwischendurch“, der Fan-Mitgröhl-Favorit unter Gisberts Liedern.

 

 

Gisbert 05

Gisbert zu Knyphausen und Band wechselten gekonnt zwischen druckvollen Rockliedern und leiseren Liedermacher-Balladen. Dazwischen waren seine Ansagen sympathisch, hatten fast schon etwas Stand-Up-Komödiantisches an sich. Einmal sollte Gisbert einen Zettel vorlesen, den ihm ein Typ aus der ersten Reihe überreichte. Er sagte, er würde jetzt nicht wirklich vorlesen, was da draufstand, aber Ruth sollte nochmal zu dem Typen kommen, weil sie ihm noch ein Glas Wein spendieren wollte, aber nicht mehr aufgetaucht war. Oder so.

 

 

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500 Wörter – 02.01.2012

02/01/2012

Calvinism Smothered King James.

2010 war noch das Erweckungsjahr, in dem ich mich endgültig von meinen alten Neo-Britrock-Helden wie Editors, Muse, Maxïmo Park, Bloc Party, Hard-Fi losgesagt habe, die mit der Zeit alle langweilig und formelhaft geworden waren. Erstmals hörte ich bewusst leicht avantgardistischere, unkonventionellere und Genregrenzen sprengende Musik. Grandiose Alben von Sufjan Stevens, Kanye West, Caribou, Janelle Monáe, PVT, Yeasayer und Grinderman wären da zu nennen.

Mit vielen progressiven Alben – teils basierend auf Konzepten – hatte ich durchaus kein Problem damit, dass sie über 60 Minuten lang und beizeiten etwas anstrengend waren. Doch die zuvor erwähnte anfängliche Begeisterung für (quasi-)experimentelle Sachen verflachte 2011 wieder etwas.

Alben, vor allem Konzeptalben, die genial komponiert sind, müssen ja nicht immer eine halbe Ewigkeit dauern. Generell sind meine Lieblingsalben des vergangenen Jahres im Vergleich zum Vorjahr angenehm kompakt. Klingen gerade deshalb aus einem Guss, wie es sich für ein Konzept wie das des Albums, was an sich ja schon ein Konzept ist, auch gehört:

10 Anna Calvi: Anna Calvi

09 Emika: Emika

08 SBTRKT: SBTRKT

07 Radiohead: The King of Limbs

06 Niels Frevert: Zettel auf dem Boden

05 The Roots: undun

04 St. Vincent: Strange Mercy

03 tUnE-yArDs: w h o k i l l

02 James Blake: James Blake

01 Wild Beasts: Smother

Einzig das The-Roots-Album baut trotz Spielzeit von nur 38 Minuten auf einem Konzept auf: es geht um die rückwärts erzählte Geschichte des fiktiven Charakters Redford Stephens vom Tod bis zur Ghetto-Kindheit. Von den anderen weiß ich nichts von einem thematischen oder narrativen Überbau. Ansonsten fällt auf, dass es – neben undun – nur zwei Alben von Bands in meine TOP10 schafften. Andersherum gehörten sieben Alben von Einzelkämpferinnen und Musik-Eremiten zu den besten Zehn, von denen vier selbstbetitelte Debütalben waren.

Weiterhin kann gesagt werden, dass 2011 weniger ein Avantgarde-, sondern ein Elektro- und Post-Dubstep-Jahr war, auch für mich. Dies wirkte sich auf alle TOP10-Alben bis auf Platz 10, 6, 5 und 3 aus. Sinnliche Sounds und Vocals können bis auf Platz 6, 5 und 3 überall gefunden werden, auch bei Platz 1:

Wild Beasts‘ grandiose Platte Smother hatte alles, was ein Album des Jahres ausmacht. Tolle Stimme(n), faszinierendes Songwriting. Schillernd, bildhübsch, teils düster. Ein Spannungsbogen von Anfang bis Ende. Die Abfolge der Songs stimmt ebenso, wobei diese auch außerhalb des Albumkontextes unabhängig funktionieren, selbst die B-Seiten und vor allem die Single „Bed of Nails“, mein Lieblingssong des Jahres.

Die englische Band Wild Beasts hat als Außenseiter-Band angefangen und hat ihre theatralischen Schrulligkeiten insoweit zurückgefahren. Sie hat sie verfeinert, dass ihre Musik besser und zugänglicher wurde, aber immer noch fesselnd blieb. Mehr Synthie-/Elektro-/Dream-Pop-Klänge, weniger Burlesque.

Das dritte Album Smother mögen viele MusikkritikerInnen, aber sie lieben es nicht so sehr wie jene der diesjährigen Indie-Kritikerlieblinge PJ Harvey, Bon Iver, Fleet Foxes oder Tom Waits. Immerhin sind sie letztes Jahr bis zur zweiten Riege der Indie-Superstars aufgerückt. Und weil ich auch ein Herz für Übergangene habe, die am Ende eines Jahres doch noch nicht (oder nicht mehr) jeder auf dem Schirm hat, sind Wild Beasts auch meine Band des Jahres.

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500 Wörter – 18.08.2011

18/08/2011

Café zum schönen Réne, Oktober 2009, vor der Eröffnung

Gestern habe ich mich im Radio gehört! Ja, wirklich! Bayern 2 hat ja die bald zweistündig sein werdende Popkultur-Show Zündfunk, die Mo-Fr ab 19:05 läuft.

In einen meiner früheren Posts hier hatte ich einmal geschrieben, dass ich dem Zündfunk-Team auf dem Campus unserer Uni begegnet bin, das durch ganz Bayern gereist ist. Einerseits suchten sie nach Leuten, die beim „City of Pop“-Spiel gegeneinander antreten sollten – z.B. Lieder erkennen aus einem Mash-up, ein ins Deutsche übersetztes englisches Lied anhand der Lyrics erraten. Damals hatte ich ja neben einem Zündfunk-T-Shirt auch zwei Konzertkarten für das Konzert von Owen Pallett gewonnen. Daneben gab es auch ein Gewinnspiel, für das man eine Sommerplaylist fürs ZF-Sommerprogramm erstellen sollte mit seinen Lieblingssongs. Wie der Zufall so wollte, fanden sie meines so gut, dass ich auch diese Sache gewann.

Der Preis des Mixtape-Gewinnspiels war eine „eigene“ Radiosendung, in der man von Zündfunk-Mitarbeiter/-Moderator/-Redakteur Tobias Ruhland interviewt wird. Und darin darf man die Mixtape-Tracks vorstellen und anmoderieren. Da ich zu der Zeit des Interview-Termins (Juli 2011) noch nicht in Würzburg gewohnt hatte, haben Tobias und ich uns am Hauptbahnhof Würzburg. Es hätte nämlich eine Homestory werden sollen. Eigentlich. Er beschloss dann, mich in einem nächstgelegenen Lokal zu interviewen.

„Café zum schönen René“ war dann die ausgewählte Location. Eigentlich nicht mein Fall, habe ich „das René“ immer als Hochburg aller übertrieben hippen Hipster abgestempelt. Aber es wirkte tagsüber dann doch nicht so übereitel, da es am Freitagnachmittag nicht sehr voll war, die 6 bis 10 anderen Gäste (eher unhip) draußen saßen. Der „René“-Mitarbeiter war sympathisch, gestattete uns das Drehen dort und schaltete sogar die Hintergrundmusik aus.
Einen Monat später. Gestern am Mittwoch (17. August) war es soweit. „Von Menschen und Mixtapes“. Mein ganzer richtiger Name war zu hören, etwas eigenartig ausgesprochen von der Bayern-2-Sprecherin, denn Tobias sprach ihn korrekt in der eingedeutschten Version aus. Weiterhin hörte ich seine einleitenden Worte, er erzählte von irgendeinem WÜ-Kirchenchor-Konzert. Anschließend traf er mich und in der nächsten Sekunde der Sendung saßen wir auch schon im Café. Nach ein paar Sätzen über mich ging auch schon das erste Lied los, das ich als erstes Lied anmoderierte, das mich für Indie sozialisierte: Franz Ferdinand mit „Take Me Out“. Während des Interviews wurden nach den Gesprächen immer die ersten und dann die letzten 20 Sekunden von meinem Laptop aus gespielt.

Weitere Songs kamen von Jeff Buckley, M.I.A., Wild Beasts, Vampire Weekend, Sufjan Stevens, Owen Pallett, Kanye West, Radiohead, James Blake, Matthewdavid und Lady Gaga.

Ich verfolgte die Sendung abends in der WG-Küche, während ich Pesto-Pasta zubereitet hatte. Und bin während des Hörens immer darin herumgelaufen. Aus Nervosität und Euphorie. Sonst war niemand bei mir.

Ich war auch erstaunt darüber, wie angenehm meine Stimme im Radio klang. Sonst war ich immer abgeschreckt von Stimmen-Tonbandaufnahmen von mir. Das Interview lief auch ganz geschmeidig, obwohl ich überhaupt nicht vorbereitet war auf die Interviewfragen. In geschnittener Form mache ich wohl einen noch souveräneren Eindruck. Vielen Dank an die Schnittmenschen, an Zündfunk, Bayern 2, Moderator Tobias Ruhland und das Café zum schönen René. Und an alle BlogleserInnen und RadiohörerInnen!

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500 Wörter – 16.05.2011

16/05/2011

500 Wörter

Es ist wieder soweit: die Lieblingssongs der 19. Woche (09. – 15.05.2011) werden wieder veranschaulichen, was ich letzte Woche am liebsten gehört habe.

01 (02) Wild Beasts – Bed of Nails
02 (WE) Gang Gang Dance – Mindkilla
03 (11) Wild Beasts – Lion’s Share
04 (01) Jamie Woon – Street
05 (03) Wild Beasts – Albatross
06 (21) Wild Beasts – Loop and Loop
07 (NEU) Gang Gang Dance – Thru and Thru

08 (18) Wild Beasts – Plaything
09 (04) De Staat – I’ll Never Marry You
10 (05) Patrick Wolf – The City

Zu den Erläuterungen. Ganz klar dominieren in dieser Woche die Wild Beasts. Letzte Woche schon platzierte sich das fantastische „Bed of Nails“, nun sprang Track Nr. 2 des dritten Wild-Beasts-Albums Smother gleich auf Platz eins. Das kann nun als derzeitiges Lieblingslied von mir die Königsthron-Aussicht genießen. Weiter unten schafften den TOP-10-Einstieg ihr unheimlicher, aber unheimlich anregender „Lion’s Share“ auf Platz 3 (Vorwoche: Platz 11), das an Four Tet erinnernde, leiser trabende „Loop and Loop“ und das forsche „Plaything“ (von Platz 21 auf Platz 6, bzw. von Platz 18 auf Platz 8). Und die erste Single „Albatross“ kann sich weiterhin in der ersten Hälfte der zehn Plätze behaupten. Und was mich sehr glücklich macht, ist, dass Smother der britischen Art-Indie-Synth-Pop-Rocker so viele sehr positiv eingestellte Plattenkritiken derzeit erhält. Denn das Album ist wirklich gut und ich war einer der ersten, der von der Großartigkeit der zehn Songs schwärmte. Und die Tatsache, dass ich Wild Beasts seit ihrem ersten Album kenne, das 2008 erschien und nur wenige bemerken wollten, und sie langsam an Relevanz und Lob innerhalb der Musikwelt gewannen, macht mich stolz. Wild Beasts waren klug und haben ihre Exzentrik der Falsettstimmen und kunstvollen Sound-Arrangements immer wieder verfeinert und subtiler präsentiert, dass sie sich nun zu den Großen zählen dürfen. Ich werde langsam Fan.

Auch schön ist Eye Contact, das vierte ekstatische Album der weitaus weniger subtil musizierenden Amerikaner Gang Gang Dance. Nicht nur, dass das Albumcover dazu unfassbar geil ist, es passt zum Albumtitel und fasst ihren bunt schillernden Klang visuell perfekt zusammen. Das Quintett aus Manhattan vermischt experimentellen Indie Rock mit Worldbeat und New Wave und behält vertrackte Kompositionen und schrulligen Gesang der Sängerin Lizzi Bougatsos bei. Allerdings ist ihre Musik im Laufe der Zeit weniger noisy geblieben, eine Prise Pop hat sich hier und da eingeschlichen. Und das gefällt. Der zugänglichste Track ist wohl „Mindkilla“ auf Platz 2 (Wiedereinstieg), nicht weniger klasse ist das beeindruckende „Thru and Thru“ auf Platz 7.

Ansonsten sind Songs von Beastie Boys, Elbow, Curren$y x The Alchemist nicht mehr in den TOP10. „Judas“ von Lady GaGa auch nicht mehr, das konnte sich nicht gegen die Konkurrenz behaupten. Die neue Download-only-Single „The Edge of Glory“ von ihr wäre gar nicht erst in meine TOP30 reingekommen, so mies wird’s immer noch gefunden.

Jamie Woon musste seinen Hattrick der dreiwöchigen Pole-Position-Besetzung beenden, doch noch immer verzaubert das traurig-trabende „Street“, nun auf Platz 4. Was bleibt noch zu sagen? Ach ja, De Staat (kernig) und Patrick Wolf (unbeschwert) sind auf dem absteigenden Ast.

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500 Wörter – 09.05.2011

09/05/2011

500 Wörter

Zeit für die Lieblingssongs der 18.Woche (02. – 08.05.2011), also der letzten Woche. Zunächst einmal die Charts, danach die Erläuterungen zu den herausragenden Songs.

01 (01) Jamie Woon – Street
02 (NEU) Wild Beasts – Bed of Nails
03 (18) Wild Beasts – Albatross
04 (WE) De Staat – I’ll Never Marry You
05 (02) Patrick Wolf – The City
06 (08) Elbow – Open Arms
07 (03) Metronomy – The Look
08 (NEU) Curren$y x The Alchemist feat. Smoke DZA – Life Instructions
09 (10) Beastie Boys – Make Some Noise
10 (WE) Lady GaGa – Judas

Jamie Woon ist mittlerweile nur noch mit einem Track drin. Jedoch: „Street“ (aus Mirrorwriting) hält sich nun schon seit drei Wochen an der Spitze, ist demnach ein Dauerbrenner und nicht mehr wegzudenken in der Jahresabrechnung („Street“ wird bestimmt auch in jener TOP10, den Songs des Jahres, landen). Kein Wunder: das sinnliche Gesamtkunstwerk aus sahniger Stimme, unter die Haut gehenden Beats, sanft, aber stetig pulsierend Sounds und den traurigen Lyrics weiß einfach zu überzeugen. Nichts wird hier überreizt oder übertrieben, Ambient oder Lounge-Mucke ist das zum Glück auch noch nicht. Es geht im Songtext um ein lyrisches Ich, das ziellos durch die Straßen läuft, währenddessen sehnsüchtig an eine Person denkt. Habe die kühne These, dass es sich bei “You can try on anything for free / Pick up anything you need” um einen streunenden obdachlosen Menschen handelt, herausgefallen aus dem sozialen Großstadt-Netz.

Dann hätten wir Wild Beasts, großartige Band aus Kendal, England, ehemals unterschätzt, jetzt Kritiker-Darlings. Obwohl das Album Smother sogar die bisherigen gehörten (sehr) guten 2011-Alben von James Blake, Jamie Woon, Elbow, Metronomy und Anna Calvi übertrifft, schafften es letzte Woche nur zwei Songs von WB in die TOP10. Knapp verfehlt: „Plaything“, „Lion’s Share“ oder „Burning“. Liegt wohl daran, dass ich das Album „nur“ drei bis vier Male gehört habe. Leider besitze ich noch immer nicht die CD/LP, wird aber nachgeholt. Für die digital inkompatible LP spräche, dass ich jenes Album auf simfy kostenlos als Stream immer hören könnte, wenn ich online bin. Immerhin besitze ich den kostenlosen MP3-Vorab-Download von „Albatross“ = erste Smother-Single von Wild Beasts. Und das verführerische „Bed of Nails“ steckt fest drin in den Ohren.

http://vimeo.com/23219725

Ansonsten konnte De Staat wiedereinsteigen, das erste Mal in die TOP10. Eine niederländische Alternative-Rock-Band mit tollem Sänger und empathischen Songs wie „I’ll Never Marry You“ (aus Machinery). Leadsänger Torre Florim erinnert ein wenig an Sivert Höyem, dem Ex-Sänger von Madrugada.

Die Kollaboration aus dem rappendem Musik-Blog-Liebling Curren$y und dem gestandenen HipHop-Produzent/DJ/Rapper The Alchemist ist neu und überraschend gelungen. Das/die Album/Mixtape/EP Covert Coup ist kostenlos als Download verfügbar und ist trotz null Dollar Kosten durchaus qualitativ hochwertig und schön altmodisch klingend.

Zum Schluss Maria Gagalena und ihr ganz okayes „Judas“. Leider enttäuscht nach Born-This-Way-Übersinnlichkeit ein wenig das letzte Woche endlich erschienenes Musikvideo, in dem es um Maria Magdalena geht, die Judas statt Jesus will oder so. Doch für ein Regie-Debüt, wie es das von Lady GaGa herself ist, ist es dennoch grandios verwirklicht worden. Seit heute – wieder einmal – nicht mehr in deutschen Landen anschaubar.

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500 Wörter – 03.05.2011

03/05/2011

500 Wörter

Wild Beasts: eine Band, deren langjährige Kenntnis mich sehr stolz macht. Denn Wild Beasts gehören zwar nicht mehr zu den Underdogs der Indie-Szene, wie sie es 2008 zur Zeit ihres Debütalbums noch waren, sind aber noch nicht im (Indie-)Rock-Olymp (schlimmes Wort, ich weiß) angekommen. Sie gehörten aber einst zu diesen kruden Geheimtipps.

Würde ich die Gesamtheit der alternativ rockenden Bands – Alternative-Rock nicht im Sinne von 90er-Rock mit hartherziger Attitüde – in ein Klassensystem stecken, dann…

…wären in dem Olymp, wo die Königsklasse residiert und von Ruhm, Beliebtheit und/oder Erfolg verwöhnt ist: Radiohead, The Strokes, Interpol, Björk, Arcade Fire, R.E.M. (einst Mitbegründer von Indie und Alternative), Animal Collective, TV on the Radio, Feist, PJ Harvey, Pixies, Phoenix, Sonic Youth und die ganzen Grunge-Combos. Und ein paar mehr. Diese haben selbst Nicht-Alternative-Hörer vom Namen her schon mal gehört, sie haben eine große Fan-Schar, werden von vielen Musikerkollegen verehrt.

Die zweite Klasse würde aus Leuten wie Elbow, Modest Mouse, Crystal Castles, Spoon, Bat for Lashes, Joanna Newsom, Jamie Lidell, The Shins, Pavement, Autechre, Emilíana Torrini (wieder in der Versenkung verschwunden trotz ihres Nummer-1-Hits in Deutschland). Kennt nicht jeder, aber nicht wenige Indie-Interessierte, aber wenn doch ein paar Menschen es tun, dann schweißt die Kenntnis und das Mögen dieser Bands / Sänger zwei Menschen ein wenig zusammen.

Und dann natürlich gibt es die dritte und vierte Klasse. Meist gut gehütete Geheimtipps bei Mainstream-Redakteuren, schön drin in der Szene, in der Musik-Blog-Welt. Smith Westerns, The Weeknd, tUnE-yArDs, Yuck sind sehr angesagt gerade. Oder sie gelten konsensuell als eher durchschnittlich. Architecture in Helsinki oder The Brian Jonestown Massacre.

Viele Bandnamen, aber nun kehre ich zu diesem hier zurück: Wild Beasts ist eine Band aus England der eher zweiten Klasse, obwohl sie musikalisch erstklassig sind, finde ich. Wild Beasts, das sind ein Schlagzeuger und drei Gitarristen, von denen sich zwei, ein Bassist und einer der zwei Leadgitarristen, die Leadstimme teilen. Denn beide Vokalisten haben ähnlich exzentrische Singstimmen, die an Opern, an Antony Hegarty (Antony and the Johnsons) erinnern.

Als wäre es gestern gewesen, erschien im Jahre 2008 ihr Debütalbum Limbo, Panto, welchem in Windeseile dessen Nachfolger Two Dancers (2009) folgte. Das Debüt sprühte noch vor Sturm und Drang und dynamisch klingender Triebhaftigkeit. Kunst-Rock. Two Dancers hingegen ist ausbalancierter zwischen den ruhigen und den nicht so ruhigeren Songs, sinnlicher, weniger extravagant. War ein Kritikerliebling.

Und jetzt kommt am Freitag Album Nr.3, Smother heraus, was auf Deutsch „ersticken, unterdrücken“ heißt. Wird jetzt schon auf simfy gestreamt und klingt überraschend überragend! Die Entwicklung hin zu elektronisch gefärbtem Indie-Rock, ohne abgelutschter Elektro-Hipster-Pop zu sein. Nicht mehr so arty wie früher. Ich höre Four Tet-Einflüsse heraus.

Insgesamt geht es ruhiger zu, ohne unspannend zu wirken. Pluckernd, hypererotisch, leicht düster, aber nie gotisch. Atmosphäre wurde perfekt geschaffen und die zwei markanten Stimmen von Hayden Thorpe und Tom Fleming (etwas tiefer) schmiegen sich gekonnt am Sound an. Wahnsinn, ein Rausch, jeder Song ist vorzüglich, aber besonders „Lion’s Share“, „Plaything“ und das grandiose „Bed of Nails“ sind…wow! Ein Meisterwerk. Bereits das Album des Jahres?

http://vimeo.com/23219725

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Tagversüßer Vol. 19

18/02/2011

Radiohead - Lotus Flower

Radiohead mit „Lotus Flower“.

Ich bin wieder daaaaaaaaaa! Ja, es war auch mal wieder an der Zeit, nach Klausuren-Büffeln, Magen-Darm-Grippe-Auskurieren und purer Faulheit wieder etwas schriftlich darzulegen. Aber es ist heute auch ein besonderer Tag: die Band, von der ich einen B-Seitentitel ich als Inspiration für meinen Blogtitel zu verdanken habe, hat heute ganz überraschend ihr achtes Studioalbum The King of Limbs verfügbar gemacht!!!

Die seit 2007 offiziell „indie“ seienden Radiohead haben vier Jahre nach ihrem erstaunlich unverkopften In Rainbows wieder ein richtiges Album ausgebrütet, das The King of Limbs (2011) heißt und vom Cover und Titel her an das Musikvideo zu „There, There“ erinnert. Mir gefällt weder das Artwork noch der Albumname so wirklich, aber Radiohead konnten, was diese angeht, noch nie bei mir punkten. Immer rätselhaft und optisch wie kontextuell vage alles, nicht gerade sehr ästhetisch oder schlüssig genug für meinen Geschmack, aber gerade deswegen dann doch sehr passend zur Musik. Ja, es geht natürlich nur um die Musik bei Radiohead. Fast immer.

Doch dann liest man auf ihrer Webseite, dass sie musikökonomisch wieder ganz innovativ sein wollten: es gibt drei Versionen von Limbs. Erstere ist der digitale Download, seit heute (statt, wie angekündigt, ab morgen) sofort als MP3- oder WAV-Dateien für unter 10 Euro zu haben. Zweitens wird ab Ende März diesen Jahres die CD-Version im Handel oder in Online-Kaufhäusern zu kaufen sein. Drittens wird es eine Special Edition geben, als Newspaper Album. Die für Die-Hard-Fans und Gutbetuchte gedachte Version mit der vollkommen ökologisch abbaubaren Verpackung wird es ab Mai geben, vorbestellt werden darf sie aber schon mal. Dies soll richtungsweisend sein, doch wenn die zwei Vinyls und die CD, die verpackt werden sollen, nicht vollständig recycelbar zu sein scheinen, dann stimmt das ehrwürdige Bild nicht mehr.

Jegliche Transport- und Verarbeitungskosten spart man also, wenn man sich die abgespeckte digitale Version holt. Beachtet werden sollte aber, dass man eine Kreditkarte besitzt oder ein PayPal-Konto. Auf anderen Wegen wird es nicht möglich sein, jetzt schon in den Genuss des brandneuen und nur 37 1/2 Minuten langen Albums zu kommen.

Kommen wir noch zum ersten Einblick namens „Lotus Flower“. Der Song klingt gewohnt radioheadig, treibender Alternative Rock mit unorthodoxen Songstrukturen, elektronisch untermalt. Ich habe das Teil zwar bisher nur einmal gehört, finde aber das Ding insgesamt nicht schlecht. Muss ich mir viel öfter anhören.

Weitaus spektakulärer ist das vom Regisseur Garth Jennings (Per Anhalter durch die Galaxis) gedrehte Musikvideo. Schwarzweiß und karg ist es, dochdafür kann man Thom Yorke höchstpersönlich nicht übersehen. Es ist…sehr eigenartig und total unerwartet und angeblich soll das, was der Sänger dort alles anstellt, vom „Kultfilm“ Napoleon Dynamite inspiriert sein. Man denkt auch erst, das sei jemand anderes, z.B. Paul Smith. Soll man also lachen und sich darüber freuen oder sich eher fremdschämen? Mehr möchte ich nicht vorwegnehmen…