Apocalypse from now on! 2011 war für KulturpessimistInnen und Pop-NostalgikerInnen sicherlich ein Fest, da sie endlich Grund zum Stänkern hatten. Früher gab es die Beatles, die Stones und Pink Floyd. Und heute kopiere jede neue Band die Rock-/Popmusik-Pioniere.
Scheinbar nichts Neues/Aufregendes mehr, alles besser damals, überall lauere die sogenannte Retromania, mit welcher der schlaue Musikautor Simon Reynolds mit seinem gleichnamigen Buch den Nagel auf den Kopf traf. Erklärt auch zum Teil den momentanen Siegeszug der 60s-Soul-/90s-Pop-Dame Adele. Aber, ganz ehrlich: ihr Album 21 hat mich nach der Vorfreude dank ein paar Füll-Songs (z.B. „One and Only“) dann doch etwas ernüchtert zurückgelassen. Dennoch war das Album noch sehr akzeptabel.
Doch was sind meine größten persönlichen Album-Enttäuschungen 2011?
10 Joan as Police Woman: The Deep Field
[fängt gut an, hört schnarchig auf]
09 Lykke Li: Wounded Rhymes
[siehe Platz 10]
08 David Lynch: Crazy Clown Time
[zu langatmig das Album, zu ähnlich die Songs]
07 Florence + The Machine: Ceremonials
[siehe Platz 07]
06 The Rapture: In the Grace of Our Love
[der einstige Sturm+Drang+Groove nur bei “How Deep Is Your Love” zu finden]
05 Hercules and Love Affair: Blue Songs
[das Fehlen emotionaler Bindung macht mich auch blue]
04 Raphael Saadiq: Stone Rollin‘
[tolle Stimme, harmlose retromanische Sounds]
03 Lady Gaga: Born This Way (Special Edition)
[zu langes, anti-stringentes Album mit dem Totalausfall „Heavy Metal Lover“]
02 Elbow: build a rocket boys!
[insgesamt solide/gut, jedoch zu spannungsarm und gemächlich]
01 Björk: Biophilia
[iPad-App-Bohei statt fesselnder Musik: wo war das Hauptprodukt?]
Enttäuschend, nicht mies. Nun die 10 wirklich schlechtesten Platten 2011, die ich mir zu Ende anhören musste und welche an ähnlichen Symptomen wie Monotonie, Überlänge oder unnötiges Rauschen statt Melodien litten. Lou Reeds und Metallicas Lulu ist z.B. nicht dabei, denn daran hatte ich mich nicht herangetraut.
10 Tyler, the Creator: Goblin
09 Drake: Take Care
08 Apparat: The Devil’s Walk
07 Dear Reader: Idealistic Animals
06 Tori Amos: Night of Hunters
05 Patrick Wolf: Lupercalia
04 Is Tropical: Native To
03 Bachelorette: Bachelorette
02 The War on Drugs: Slave Ambient
01 WU LYF: Go Tell Fire to the Mountain
Tatsächlich: rückblickend gab es 2011 durchaus viele tolle, gediegene Alben (siehe gestrigen Post). Wirklich Frische, Wagnis und Meilensteine hatte das Musikjahr jedoch nicht. Ebenso hatte ich erwartet, dass bei einem Jahr mit „1“ am Ende wieder ein Jahr der Revolution ausgerufen wird, nicht nur außenpolitisch gesehen: Nirvanas Nevermind und The Strokes‘ Is This It erschienen 1991, bzw. 2001, und wälzten jeweils die ganze Rockmusik und Musiklandschaft um.
Doch DAS bahnbrechende Rock-Album von 2011 gab es nicht, nicht mal Wasting Light der Foo Fighters, immerhin mit Ex-Nirvana-Mitglied Dave Grohl. PJ Harveys Let England Shake war für die meisten MusikkritikerInnen das Album des Jahres, Adeles 21 wurde das erfolgreichste und konsenstauglichste. Beide Britinnen dominierten das Musikjahr, leisteten de facto trotzdem nichts überaus Markerschütterndes/Zukunftsweisendes.
Von Rock kann man bei ihnen schon gar nicht sprechen. Ist Rock tot? Vorerst anscheinend schon. Those were the days, und andere/mehrere (Mini-)Genres werden erst einmal vorübergehend die Führung übernehmen.