Archive for the ‘tagversüßer’ Category

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Tagversüßer Vol. 19

18/02/2011

Radiohead - Lotus Flower

Radiohead mit „Lotus Flower“.

Ich bin wieder daaaaaaaaaa! Ja, es war auch mal wieder an der Zeit, nach Klausuren-Büffeln, Magen-Darm-Grippe-Auskurieren und purer Faulheit wieder etwas schriftlich darzulegen. Aber es ist heute auch ein besonderer Tag: die Band, von der ich einen B-Seitentitel ich als Inspiration für meinen Blogtitel zu verdanken habe, hat heute ganz überraschend ihr achtes Studioalbum The King of Limbs verfügbar gemacht!!!

Die seit 2007 offiziell „indie“ seienden Radiohead haben vier Jahre nach ihrem erstaunlich unverkopften In Rainbows wieder ein richtiges Album ausgebrütet, das The King of Limbs (2011) heißt und vom Cover und Titel her an das Musikvideo zu „There, There“ erinnert. Mir gefällt weder das Artwork noch der Albumname so wirklich, aber Radiohead konnten, was diese angeht, noch nie bei mir punkten. Immer rätselhaft und optisch wie kontextuell vage alles, nicht gerade sehr ästhetisch oder schlüssig genug für meinen Geschmack, aber gerade deswegen dann doch sehr passend zur Musik. Ja, es geht natürlich nur um die Musik bei Radiohead. Fast immer.

Doch dann liest man auf ihrer Webseite, dass sie musikökonomisch wieder ganz innovativ sein wollten: es gibt drei Versionen von Limbs. Erstere ist der digitale Download, seit heute (statt, wie angekündigt, ab morgen) sofort als MP3- oder WAV-Dateien für unter 10 Euro zu haben. Zweitens wird ab Ende März diesen Jahres die CD-Version im Handel oder in Online-Kaufhäusern zu kaufen sein. Drittens wird es eine Special Edition geben, als Newspaper Album. Die für Die-Hard-Fans und Gutbetuchte gedachte Version mit der vollkommen ökologisch abbaubaren Verpackung wird es ab Mai geben, vorbestellt werden darf sie aber schon mal. Dies soll richtungsweisend sein, doch wenn die zwei Vinyls und die CD, die verpackt werden sollen, nicht vollständig recycelbar zu sein scheinen, dann stimmt das ehrwürdige Bild nicht mehr.

Jegliche Transport- und Verarbeitungskosten spart man also, wenn man sich die abgespeckte digitale Version holt. Beachtet werden sollte aber, dass man eine Kreditkarte besitzt oder ein PayPal-Konto. Auf anderen Wegen wird es nicht möglich sein, jetzt schon in den Genuss des brandneuen und nur 37 1/2 Minuten langen Albums zu kommen.

Kommen wir noch zum ersten Einblick namens „Lotus Flower“. Der Song klingt gewohnt radioheadig, treibender Alternative Rock mit unorthodoxen Songstrukturen, elektronisch untermalt. Ich habe das Teil zwar bisher nur einmal gehört, finde aber das Ding insgesamt nicht schlecht. Muss ich mir viel öfter anhören.

Weitaus spektakulärer ist das vom Regisseur Garth Jennings (Per Anhalter durch die Galaxis) gedrehte Musikvideo. Schwarzweiß und karg ist es, dochdafür kann man Thom Yorke höchstpersönlich nicht übersehen. Es ist…sehr eigenartig und total unerwartet und angeblich soll das, was der Sänger dort alles anstellt, vom „Kultfilm“ Napoleon Dynamite inspiriert sein. Man denkt auch erst, das sei jemand anderes, z.B. Paul Smith. Soll man also lachen und sich darüber freuen oder sich eher fremdschämen? Mehr möchte ich nicht vorwegnehmen…

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Tagversüßer Vol. 18

03/02/2011

[Bild kommt morgen…]

 

Prinz Pi mit „Du bist“.

 

Er hieß einst Prinz Porno und rappte einst kompromissloser, direkter und härter. Doch weil er zu oft schlechte Erfahrungen mit dem Moniker – u.a. schickten viele hiphop-desinteressierte Zeitschriften seine Promo-CDs aufgrund des stigmatisierenden Namens zurück – machen musste, nannte er sich 2005 in Prinz Pi um, behielt aber die Alliteration im Namen. Man habe ihn missverstanden und als Porno-Rapper fälschlicherweise deklariert.

Dass sein Rapstil und seine früheren Texte im Gegensatz zu den Kollegen Marteria oder Samy Deluxe eher harsch ausfallen / ausfielen, könnte daran liegen, dass er aus gutem Hause kommt, Abitur hat, aber schon während seiner Schulzeit im Gymnasium in Berlin-Steglitz als Junior-Rapper Kritik gegen sein versnobtes Umfeld rebellierte und Sozialkritik übte. Mittlerweile ist Friedrich Kautz, so sein bürgerlicher Name, etwas sanfter geworden, gerade in Sachen Lyrics. Er sagt sogar, sein letzte Woche erschienenes Album Rebell ohne Grund (2011) sei sein bisher persönlichstes Album. Und auch sein Aussehen lässt vermuten, dass er sich gewandelt hat. Er sieht auf dem ersten Blick eher wie ein hipper schluffiger Indie-Boy aus (vgl. seinen Kollegen Casper), mit schulterlangen Haaren und noch immer mit Brille ist alles White-Trashige an seinem ehemaligen Look verschwunden.

Sowieso ist nicht mehr viel von der Aggro-Waffen-Sexismus-Klischeefassade des Deutschen HipHop übriggeblieben. Zum Glück! HipHop in D-Land ist vielfältiger, so scheint es. Ein gar nicht so schlechtes Vorbild stellt er somit dar. Und obwohl Prinz Pi im Gegensatz zu Casper oder Marteria länger im Musikgeschäft ist, jedoch lange im Indie-Untergrund blieb, gehört er zur neuen Garde der Deutschrapper, die neben Posing auch Substanz drauf haben. „Du bist“ ist die erste Singleauskopplung und ist tatsächlich nachdenklich geraten. Das für Deutschrap-Verhältnisse sehr kunstvoll gedrehte Musikvideo vom PORNOGRaphics finde ich ganz toll.

 

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Tagversüßer Vol. 17

02/02/2011

James Blake - The Wilhelm Scream

James Blake mit „The Wilhelm Scream“.

Der Wilhelmsschrei ist einer der am häufigsten in (Kino)Filmen verwendeten Soundeffekte, um Angst und Schrecken im Zuschauer zu evozieren. Angeblich war der erste Film, der solch einen Schrei beinhaltete, Der brennende Pfeil (The Distant Drums) von 1953, in dem eine gewissen Nebenfigur namens „Wilhelm“ so bemerkenswert schrie, dass der Tonschnipsel hundertfach kopiert wurde. Denn dieser „Wilhelm“ war gerade im Streifen dabei, von einem bösen Alligator gefressen zu werden. Ein Soundklischee, dieser Schrei des Schmerzes, zu dem es jedoch ein sehr informatives Youtube-Video gibt.

Jetzt wird es ziemlich oberflächlich… 😀 Zwar ist das lächerliche Geräusch nicht im Song enthalten, doch auch ohne ist das Musikvideo aus mehreren Gründen  sehens- UND hörenswert. Zum Beispiel: warum sehen die meisten Elektro-/Dubstep-Künstler, die derzeit groß herauskommen, eigentlich so verdammt attraktiv aus? Die Duos Mount Kimbie und Holy Ghost! sind es, ebenso der Landsmann Jamie Woon, und auch der Brite James Blake konnte schon im Video zu „Limit to Your Love“ nur schwer verbergen, dass er cute ist. Und seitdem ich das brandneue Musikvideo zu „The Wilhelm Scream“ gesehen habe, bin ich Blake endgültig verfallen.

Liegt es vielleicht nur daran, dass er sehr foto-, bzw. videogen ist? Dass er dank vieler zeitgemäßer technischer Hilfsmittel und guter Beleuchtung so dermaßen aufgehüscht wurde? Ich schließe mal „plastic surgeries“ aus. Doch zumindest der Unterschied zwischen diesem und jenem Foto ist  erstaunlich! Dabei ist er keine Frau, die durch Make-Up total anders, aufgesext aussieht als in Natura mit eher durchschnittlichem Gesicht. Der Lady-GaGa-Effekt sozusagen.  Das Musikvideo wurde vom Regisseur Alexander Brown gedreht. Bildliche Überlappungen und absichtliche Verwackelt-Effekte darin sollen wohl, wie auch beim Albumcover seines Debütalbums James Blake, die augenscheinliche Attraktivität des Burschen vermindern und auf die inneren Werte, nämlich die Musik, verweisen.

Die Autorin Naomi Zeichner vom Blog The Fader hat „The Wilhelm Scream“ wie folgt kommentiert (deutsche Übersetzung von mir):
„Wir haben James Blake ja bereits mit [dem amerikanischen Neo-Soul-Sänger und Musiker mit athletischem Körper] D’Angelo verglichen, als er im Video zu „Limit to Your Love“ mit weißem Schlabber-T-Shirt auftrat. Dass die Ähnlichkeiten mitdiesem noch verblüffender sind, als wir gedacht hätten [allein schon diese Soul-Stimme!], davon zeugt nun „The Wilhelm Scream“.

Blake steht mit frontal gezeigtem Gesicht vor einer Kamera, eben genau wie D’s „Untitled (How Does It Feel)“ (*seufz*). Doch was dieses von jenem unterscheidet, ist, dass er nicht aus einem alles Licht absorbierenden schwarzen Hintergrund hervortritt, oder von einer offensichtlich nach ihm dürstenden Kamera aufgegeilt wird. Eher ist es so, dass sein Haar seit [„Limit to Your Love“] gewachsen ist und irgendwie strubbelig aussieht. Das Video sieht auch so aus, als trüge er einen Dufflecoat in einer Sauna.

Das Bild wird von blauen, grünen und roten Filtern verwässert und vernebeln ihn von den Schultern aufwärts. Dadurch dass das Video die Sicht auf Blake für so lange verfremdet, hält es die Spannung in uns ebenso aufrecht. Wir wollen es nämlich wissen und warten so lange, bis wir bei der ersten scharfen Einstellung erfahren können, ob er in die Kamera schaut und dabei verschmitzt in die Kamera grinst, so wie er es tat, als er zu einem Lied von Feist Karaoke gesungen hatte. Oder ob er dreinblickt und wie bestellt und nicht abgeholt elendig herumstehen muss.

Für einen Moment können wir unter den bekannten Umständen eine andere Person erkennen, eine langhaarige Person, die wir als Frau ausmachen, seine Geliebte vielleicht. [Das D’Angelo-Album] Voodoo kann noch immer gekauft werden! Doch Blakes Debütalbum kann man erst nächste Woche [bei uns schon in dieser Woche ab Freitag!] erwerben.“

http://vimeo.com/19437932

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Tagversüßer Vol. 16

01/02/2011

Metronomy - Radio Ladio


Metronomy mit „Radio Ladio“.

Es gibt zwei Musikvideos der unglaublich knackigen sexy Elektropoprock-Single „Radio Ladio“ aus dem zweiten Album Nights Out (2008):

Einmal gibt es die Version des Regisseurs Danny Sangra, die sich zu Herzen nimmt, bereits Gefilmtes, das im Fernseher läuft, nochmal abzufilmen. Dadurch entstehen gewisse künstlerische Verzerrungen und ein amateurhafter Look entsteht. Hinzu gesellen sich zackig tanzende sonnenbebrillte Tänzerinnen.

Und dann gibt es die scheinbar hochauflösendere, humorvollere und auch farbigere Version vom Regisseur Danny Brereton, die Joseph Mount, Oscar Cash und den bereits ausgestiegenen Gabriel Stebbing ganz schön freakig in schlumpfblau, türkis und hulkgrün zeigt. Hier gibt es zwar auch das andere Geschlecht zu sehen, allerdings nur in Gestalt einer nichtlackierten Frau. Eine, die sich aber auch im Takt bewegt, jedoch ohne Choreografie auskommt.

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Tagversüßer Vol. 15

31/01/2011

James Blake - Limit to Your Love


James Blake mit „Limit to your Love“.

 

Der derzeit von Blogs und Musikmagazinen oft gehypete James Blake covert (Leslie) Feist. Ihr Original hieß noch „The Limit to your Love“ und ist wunderschöner und doch unkitschiger Nachtbar-Jazz-Pop, der trotzdem ein wenig herb bleibt. So wie Waldhonig, der am Mund entlangfließt.

James Blake macht den Track elektronischer und unterkühlter. Das Tolle an der Coverversion ist, dass er stimmlich Frau Feist das Wasser reichen kann. Sowieso scheint gerade Elektro-Soul oder Dubstep-Soul das Trendmaß aller Dinge zu sein. Konkreter und beseelter als „Klavierwerke“ oder „CYMK“ ist „Limit to Your Love“ geraten.

 

Das Musikvideo wurde von Martin de Thurah gedreht.

 

Dazu gibt es noch eine superkreative und wohl aufwändig gedrehte ASCII-Version davon, wobei lauter Schrift- und Sonderzeichen ein ziemlich faszinierend anzuschauendes Musikvideo ergeben, das einem nach neuestem Scheiß besessenen Blogger wie Nerdcore sicherlch gefallen hat. Hier auf ASCIIMEO lässt sich das Video anschauen…

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Tagversüßer Vol. 14

30/01/2011

Metronomy - She Wants

Metronomy mit „She Wants“.

Es ist nicht mehr so wie früher. 2008 galten das damals noch als Trio existierende Männer-Trio Metronomy als erfrischendste Nerd-Elektropop-Band seit Hot Chip. Nicht mit ihrem Debütalbum Pip Paine (Pay The £5000 You Owe), das 2006 releaset wurden sie berühmt. Sondern mit dem Nachfolger Nights Out (2008) gelang es Joseph Mount, Gabriel Stebbing und Oscar Cash, Gehör bei Elektro-affinen Menschen zu finden.

Es war die Mischung aus Intelligent Dance Music (IDM), weniger verkopften, dafür zwingenden Beats und Rhythmen, ironischem Pop-Soul-Gesang und einer gewissen Portion Humor, die die drei Briten trotz Bodenständigkeit sexy und cool machten. Sie nahmen sich nicht so ernst. Höhepunkte von Metronomy waren gewiss das unfassbar komische Musikvideo zur Single „A Thing for Me“ sowie die Fotoshootings mit Karl Lagerfeld, die aus den unbeholfenen und „quirky“ Musikern stylische Männer machten.

Doch dann wurde es mir zu stylisch. Es kam der Ausstieg des bebrillten Gabriel Stebbing. Das diesen dann zwei Nicht-Nerds ersetzten, fand ich erst seltsam, dann verräterisch. Nun komplettieren die ehemalige Lightspeed-Champion-Schlagzeugierin Anna Prior und der Bassist Gbenga Adelekan die Gruppe. Und die Tatsache, dass die übriggebliebenen knuffigen Metronomy-Jungs mit den zwei neuen Mitgliedern zusammen in übertrieben trendigen gelackten Pressefotos ohne das gewisse humorvolle Etwas posieren, zerstört nun das bisherige unverkrampfte Metronomy-Bild. Jetzt ist das nur eine weitere Elektropop-Hipster-Band, von denen es tausende mittlerweile gibt.

Dennoch ist „She Wants“ ganz gut gelungen, wenn auch nicht mehr so süchtig machend wie die tollen Singles „Heartbreaker“, „A Thing for Me“ oder „Radio Ladio“. Aus dem dritten bald kommenden Album The English Riviera (2011). Auch ihr Musikvideo zu „She Wants“ ziemlich passabel geworden, auch wenn es nicht mehr den OK-Go-Charme hat. „She Wants“ ist professioneller gedreht worden, und zwar von Jul & Mat.

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Tagversüßer Vol. 13

27/01/2011

David Bowie - Space Oddity

 

David Bowie mit „Space Oddity“.

 

Das Tagversüßer-Konzept hat so seine Schwächen. Postet man für diese Blog-Rubrik ein Musikvideo zu einem Song, der einem schon am Vormittag gefällt, den man vielleicht früh morgens mitgesummen hat, dann ist nicht sichergestellt, dass er den Tag wirklich am meisten versüßt hat. Es kann ja sein, dass man am Abend z.B. ausgeht und in einem Club ein tolles Lied hört oder ins Kino geht und dort durch den Soundtrack so richtig versüßt wird. Und dann stimmt der Post mit dem bereits dargebotenen Song mit eingebettetem Video nicht mehr, dann ist sind Video + Song de facto nur der Vize-Tagversüßer. Und ändern will man das dann nicht, weil das auch nicht sehr authentisch herüberkommt.

So war es gestern mit Cold War Kids‘ „Louder Than Ever“, das aus Mangel an Alternativen herhalten musste für den Mittwoch-Tagversüßer. War zwar ein gutes Lied, ist derzeit sogar auf Platz 7 meiner Charts. Aber schon während des Abtippens stand ich nicht vollends dahinter.

 

Außerdem war ich gestern nach langer Zeit wieder im Kino. Vor zwei Monaten sah ich Exit Through the Gift Shop. Und am Mittwoch Abend war ich dann im Roxy, im Kino in Wertheim. Dienstag und Mittwoch gibt es die Auslese-Reihe, manchmal auch VHS-Kino genant. Hier werden keine Blockbuster oder Kinderfilme gezeigt, sondern oft eher mittlere oder kleinere Filme, solche, die ein oft anspruchsvolleres und bürgerlicheres Publikum ansprechen. Lost in Translation oder Sideways habe ich so in Wertheim in der Jugend sehen können, zuletzt lief Goethe!.

Und gestern und vorgestern wurde Drei gezeigt, der aktuellste Film von Tom Tykwer, diese Ménage à Trois über bourgeoise Missstände, Schwangerschaften und Bisexualität. Toller Film, tolle SchauspielerInnen! Und in diesem lief „Space Oddity“ von David Bowie, was, um nochmal auf den Anfang des Post zu kommen, der verdiente Tagversüßer für gestern gewesen wäre.

 

Ich war verwirrt. Ich kenne den Psychedelic-Folk-Rock-Song „Space Oddity“ schon länger und verstand nicht, was Bowies erster großer Single-Klassiker von 1969 mit Drei zu tun hat. Und tue es immer noch nicht. Vom Blog Spinner.com zu den 25 traurigsten Songs der Musikgeschichte gewählt, handelt es sich in den Lyrics Bowies vordergründig um eine traurige Geschichte über einen fiktiven Astronauten namens Major Tom. Major Tom, der abhebt und kurz vorher noch Kontakt mit der Bodenstation („Major Tom to Ground Control…“ / „Ground Control to Major Tom…“) sucht. Erst klappt alles, doch dann bricht die Verbindung langsam ab. In seinen letzten Worten bittet er die Leute von der Bodenstation, seiner Frau mitzuteilen, dass er sie sehr liebe.

Hintergründig geht es um etwas ganz anderes, nämlich soll die Weltall-Metapher eigentlich für den Drogenkonsum und Raumfahrer Major Tom für einen Abhängigen stehen. Bowie selbst bestätigte in der 1980er-Single „Ashes to Ashes“ selbstreferenziell auf künstlerischem Wege: „Do you remember a guy that’s been / In such an early song / I’ve heard a rumour from Ground Control / Oh no, don’t say it’s true“. Und: „Ashes to ashes, funk to funky / We know Major Tom’s a junkie / Strung out in heaven’s high / Hitting an all-time low“. Bowie meinte später, dass „Space Oddity“ wohl als autobiographische Auseinandersetzung mit seiner damalige Lebensphase zu sehen ist.

Wichtig zu erwähnen ist noch, dass „Space Oddity“ 1969 veröffentlicht wurde. Am 11. Juli 1969 nämlich wurde die Single veröffentlicht, ein paar Tage vor dem Start der Apollo 11-Mission, durch die ja bekanntlich und angeblich (viele Mythen und Verschwörungstheorien ranken sich darum) der Mond seinen ersten Fußabdruck bekam, und durch welche die moderne Raumfahrt begonnen hatte. Bowie erklärte, dass er maßgeblich von Stanley Kubricks Sci-Fi-Klassiker 2001: Odysee im Weltraum beinflusst war, als er dieses Lied schrieb. Und in diesem Film, hier muss ich leider spoilern, geschieht am Ende sozusagen das, was in „Space Oddity“ beschrieben wurde: der Unfall, durch den sich die Hauptfigur von der Zivilisation abkapselt.  Man kann sagen, dass der Titel eine Verballhornung des englischen Originaltitels 2001: A Space Odyssey ist. Ist Bowie nicht ein genialer Songwriter (bezogen auf beide erwähnten Singles)?
Ich empfehle die tolle und doch nicht allzu lange Kolumne „Was „Major Tom“ the astronaut a real person?“ vom Autor Songbird auf The Straight Dope – Fighting Ignorance Since 1973. Hat für das Verständnis der Lyrics sehr beigetragen.

 

Also im Tykwer-Film Drei geht es, hier diesmal, ohne etwas zu spoilern, wirklich weder um Raumfahrten noch um Drogenmissbräuche. Wie dem auch sei: der Film ist, obwohl er gut ist, etwas Böses angestellt. Wie zuvor erwähnt, dadurch, dass er „Space Oddity“ als Soundtrack verwendet hat, hat er das Lied entzaubert. Ist aber auch damit zu erklären bei mir, dass ich manche Songs dafür liebe, dass man sie nicht so oft zu hören bekommt. Denn so halten sie das Besondere daran aufrecht. Und anscheinend wurde „Space Oddity“ gestern dann von einem „besonderen“  zu einem nur noch „normalen“ tollen  Lied.

David Bowie hat mein Leben und meine Musikgewohnheiten bisher noch nicht allzu sehr beeinflusst wie viele MusikkritikerInnen, die älter sind als ich, oder auch meinen Blogkollegen ok23, der Bowie-Fan ist. Ich kann mich noch erinnern, dass die Verzauberung durch „Space Oddity“ wiederum damals bei der unterhaltsamen WDR-Show Zimmer Frei stattgefunden hatte, als Bestseller-Autor Frank Schätzing zu Gast bei der Pseudo-WG war und, von Götz Alsmann am Klavier begleitet, „Space Oddity“ sang.  Nicht nur, dass ich so erfuhr, dass Schätzing echt eine tolle Stimme hat: so hab ich auch Bowies Song das erste Mal kennengelernt.

Soll ich noch erwähnen, dass „Space Oddity“ mehrmals von den unterschiedlichsten Bands und KünstlerInnen gecovert oder geschändigt wurde (je nachdem), u.a. von Cat Power, Helloween, Émilie Simon, Tangerine Dream und Def Leppard. Die bekannteste Version ist natürlich die vom Brasilianer Seu Jorge, akustisch in Wes Andersons tollem Film Die Tiefseetaucher (The Life Aquatic with Steve Zissou) geadelt. Jetzt sollte ich aber mal aufhören mit dem Labern. Hier für euch das Originalvideo zu „Space Oddity“, das vom legendären Mick Rock 1972, also drei Jahre nach der ersten Single-Veröffentlichung, gedreht wurde…

 

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Tagversüßer Vol. 12

26/01/2011

Cold War Kids - Louder Than Ever

Cold War Kids mit „Louder Than Ever“.

Ja, die Kinder des Kalten Krieges sind seit letztem Freitag mit neuem Album zurück, nämlich mit Mine Is Yours (2011), dem dritten Album der Kalifornier. Und erst seit diesem Jahr wird mir bewusst, wie heftig diese Alternative-Soul-Rock-Band polarisiert. Es gibt nur wenige Menschen oder PlattenkritikerInnen (haha, als ob KritikerInnen ja keine Menschen seien, haha!), welche das amerikanische Quartett weder klasse noch kacke finden. Wobei: es gibt schon nicht wenige Menschen, denen CWK egal sind. Es existieren jedoch mindestens genauso viele Hasser der Musik dieser Band. Hingegen scheint es nur wenige Menschen wie meine Wenigkeit zu geben, die die Kids wirklich toll finden.

Ich muss hier allerdings gestehen, dass die Sympathien für Cold War Kids etwas gesunken sind, seitdem sie letztes Jahr die EP Behave Yourself (2010) veröffentlicht haben. Die Songs darauf waren gut und okay, aber nicht mehr ausnahmslos grandios. Und die Vorabsingle „Louder Than Ever“ macht weniger laut von sich aufmerksam, als der Titel dies vermuten lassen würde. Poppiger und polierter ist ihr Sound geworden, doch haben sie gleichzeitig viel von ihrer charmanten Schepperigkeit verloren, wegen der ich die Cold War Kids früher fälschlicherweise für eine Indie-Gruppe mit Soul-Einschlag gehalten hatte. Gerade die Mischung Soul+Blues+Lo-Fi+Rock machte sie damals (fast) einzigartig. Nun wollen sie aber so sein wie die in den USA erfolgreichen Kollegen von The Black Keys (auch ehemals schepperig und wild klingend). Ihr eigenes Ergebnis reicht nicht für einen weiteren Klassiker wie die früheren Singles „We Used to Vacation“ oder „Hang Me Up to Dry“.

Ich weiß eigentlich auch nicht so recht, warum ich gerade dieses Video zum Tagversüßer erkoren habe. Denn das vom Regisseur Vern Moen gedrehte Musikvideo ist zwar ganz stylisch, sieht aus wie ein Kinofilm-Trailer und ist von sehr hochauflösender Qualität. Doch z.B. der super Sänger und eigentliche Schnuckel Nathan Willett sieht mit neuerdings schulterlangen zurückgegelten Haaren etwas schmierig aus. Und die Handlung dieses Kurzfilmes kann nur wenig an der schicken minimaltragischen Oberfläche kratzen. Denn Kritik am Modelbusiness und am wild grassierenden Schönheitswahn ist nichts wirklich bahnbrechend Neues mehr. Das Ende ist auch eher unbefriedigend. Wie gut, dass ich beim Kauf des neuen Albums trotz günstigen Preises gestern zunächst gezögert habe…

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Tagversüßer Vol. 11

25/01/2011

Fujiya & Miyagi - Yoyo

 

Fujiya & Miyagi mit „Yoyo“.

Die britischen Krautrock-Indietronic-Popper von Fujiya & Miyagi (keine Ostasiaten!) sind zurück mit dem dritten Album Ventriloquizzing (2011). Ich weiß nicht, ob das hier eine offzielle Single (das wäre zumindest „Sixteen Shades of Black & Blue“) ist, aber dieser Track heißt „Yoyo“.

„You go up and go down like a Yoyo.“ Bezieht sich wohl auf die Launen eines Beziehungspartners.

Dazu gibt es, wie immer, ein tolles kreatives Musikvideo. Diesmal wird aber weder Stop-Motion-Technik („Ankle Injuries“) angewendet noch das Aneinanderreihen von Bildern, die zu den Lyrics („Knickerbocker“) passen. Diesmal wird es schauspielerisch und neben einem knuffigen Jojo-Profi gesellen sich ähnlich talentierte Menschen, die man alle in die Kategorie „Zirkuswesen“ stopfen könnte.

 

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Tagversüßer Vol. 10

24/01/2011

Jamie Woon - Night Air

Jamie Woon mit „Night Air“.

Einer der vielversprechendsten Newcomer 2011 ist Jamie Woon, der aus einer sehr musikalisch erfahrenen Familie stammt. Die Musik des Briten kann man als Mischung aus Elektro, Dubstep, R’n’B und Soul beschreiben, seine Stimme als großartig, die Mischung aus Sanftheit und Kühle als rundum gelungen.

Sein Debütalbum Moonwriting wird im April diesen Jahres herausgekommen. Das düstere Musikvideo mit der gruseligen Darstellung von Grashüpfern gibt es jetzt schon. Dieses wurde vom Regisseur Lorenzo Fonda gedreht.