Archive for the ‘kreuzwertheim’ Category

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500 Wörter – 19.05.2012

19/05/2012

Pet Views

 

 

 

Ein Haustier zu haben wäre mal etwas Feines. Was ein wenig die Sehnsucht an eines stimuliert hatte?

 

 

Eines Nachts musste ich mit dem Auto von Würzburg nach Kreuzwertheim heimfahren. Auf der ländlichen Strecke – auf der holprigen, schmalen und kurvenreichen Straße zwischen Holzkirchhausen und Kembach und auf der schneller befahrbaren Landstraße zwischen Kembach und Dietenhan – sind mir einige Tiere über den Weg gehopst. Ein Hase, eine Maus, ein Fuchs, eine dörfliche Hauskatze.

 

Und etwas, das zwar aussah wie ein junger Fuchs, allerdings mit blondem Fell. Letzteres Tier empfand ich als superputzig, als es nach einigen Überlegungen verschüchtert ins rechte Gebüsch verschwand. Die durch das Fernlicht geblendeten Tiere konnten wie ich froh sein, dass ich in jenen Momenten nicht allzu unkonzentriert oder schnell fuhr.

 

 

Weniger erfreulich war dieser Moment. Einmal musste ich z.B. Oli/Horschdä heimfahren. Er wohnte als Schüler bei seinen Eltern in einem fast abgeschotteten Kaff mit viel Wald außenherum. Zu jener Zeit hatte ich erst seit einem Jahr meinen Führerschein, war also mitten in der Probezeit. Es war zappenduster und irgendwo zwischen zwei Dörfern geschah es: plötzlich überquerten zwei Wildschweine orthogonal meine Strecke.

 

Von 80 km/h an musste ich stark bremsen, die Wildschweine waren für jene Geschwindigkeit erstaunlich nah am Kühlergrill, doch sie verschwanden rechtzeitig. Es gab keine Kollision, doch als ich kurz darauf anhielt und Beifahrer Oli und ich die verschonte Vorderseite von Papas Auto uns näher anschauten, meinte ich zu ihm: „Du, Oli, ich glaub, ich sah Haare fliegen!“

 

 

Natürlich würde ich mir kein Wildschwein als Haustier zulegen, aber dieses fuchsartige Tier von vorhin kommt verdammt nah dran. Meine Familie hatte früher, als ich kleiner war, tatsächlich Haustiere. Nein, nicht nur Motten, Spinnen oder Silberfische. Richtige Fische! Ein Aquarium mit mehreren Fischen hatten wir.

 

Früher gab es in Wertheim einen Laden für Aquarienbesitzer. Dank diesem Aquaristik-Geschäft wurde ein wahrlicher Kindertraum war. Wir hatten anfangs die allbekannten Goldfische, aber die haben den ganzen Boden dauernd vollgekotet. Der nützliche, wenn auch unästhetische Staubsaugerfisch und Guppys waren weitaus sinnvoller für dieses Feuchtgebiet. Das weiße Krebstier war hingegen selten zu beobachten.

 

 

Es ist schwierig, bei uns Haustiere zu unterhalten, da wir mehrere Stockwerke über einer Möbelfabrik wohnen. Zwar sind das Mainufer und etwas Gras in der Nähe, aber sonst ist da viel Asphalt. Und einen gescheiten Garten oder Rasen haben wir auch nicht. Hunde und Hasen fallen also schon mal weg. Mein Vater und ich haben nicht immer Zeit, um sich für aufmerksamkeitsbedürftige Hunde zu kümmern. Für Reptilien wäre die Wohnung zu klein und das Budget auch.

 

Katzen wären da natürlich selbstständiger. Aber ich kann Katzen immer nur so schwer einschätzen. Bei Meerschweinchen und Hamstern, die mein Vater mir damals leider verbot, könnte ich später nur schwer verkraften, dass sie eine geringe Lebensdauer haben. Doch letztere würden am ehesten in Frage kommen, auch wenn ich mal wieder in Würzburg wohnen könnte.

 

 

Bis dahin tröste ich mich mit der Spiele-App „Pet Tamagotchi“ hinweg. Mein Octopus muss nämlich auch gefüttert, geduscht und bespaßt – Fische angeln (um Punkte zu erhalten) – werden. Koten und Schlafen auch.

 

 

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500 Wörter – 17.05.2011

17/05/2011

500 Wörter

Ein eher langweiliger Post heute. Widmen wir uns mal wieder dem Thema des 500-Wörter-Posts des 14.05.2011. In diesem Semester habe ich montags frei, also keine zum Besuch geplanten oder obligatorisch zu belegenden Vorlesungen, Seminare oder Übungen. Schöne Sache, auch wenn die meisten Studenten traditionell den Freitag als freien Tag bevorzugen würden und ihren Stundenplan auch so konstruieren, falls sie können. So wollte und konnte mich gestern bereiterklären, der Familie um Thanou, Outsch und deren Mutter beim Umzug von Kreuzwertheim nach Wiesbaden zu helfen. Der mittlere Sohn der Mutter namens Amp hat, wie ich erfahren hatte, eine eigene Wohnung woanders. Mein Vater war beim Umzug als Helferlein dabei, nahm sich extra einen freien Tag dafür, sowie zwei ebenso laotischstämmige Bekannte und ein nicht-laotischstämmiger Helfer aus Wiesbaden-City. Diese drei kamen extra nach Kreuzwertheim per gemieteten Europcar-Laster. Aufgrund des extremen Chaos der umziehenden Familie verzögerte sich das Einpacken und Laden der Möbel und Wertgegenstände um Stunden. War aber durchaus spannend, öfters die Hebel für die absenkbare und auf- und einklappbare mechanische Ladefläche des LKW zu bedienen.

Ebenso war es mein erstes Mal, mit dem noch neuen Aldi-Navigationssystem meines Vaters in seinem Auto zu fahren. Und auch das erste Mal mit dem Zielort Wiesbaden, genauer gesagt das Ziel Bierstadt (höhö), ein Vorort von WI. Die Autobahn habe ich schon länger nicht mehr als Steuermann befahren. Baustellen auf der A3 haben anscheinend seit Jahren Saison. Auch blöde, drängelnde und rasende Linksspur-Fahrer. Nun ja, ich bin nicht gerade der schnellste Fahrer, aber auch keine Schnecke. Mein Lieblingsstreifen ist der mittlere, falls das jemanden interessiert. Passt zu mir als anpassungssüchtigen Asiatischstämmigen.

Das Auspacken und Hochbefördern der Sachen hat ähnlich lange gedauert wie das Heruntertragen Stunden zuvor, die Wohnung befindet sich leider im dritten Stock. Was Kisten, Sofas und Waschmaschine angeht: puh. Angenehm hingegen der nicht-laotische, russisch akzentuierende Blaumannträger Cedric, in dessen schöne braun-grüne Augen ich gerne geblickt habe. Ich konnte nicht glauben, dass er nicht 24, sondern 34 war. Auch ein Anblick war der uns unbekannte Vater der Jungfamilie, der neben uns Umzugsmenschen Fußball mit seinem Sohn spielte. Der scheinbare Nachbar trug ein weißes Serafino-Shirt (T-Shirt oder Longsleeve mit Knöpfen) zu dunklen frierenden Nippeln. Habe eine Küchenlampe aus Versehen zerstört.

Und das Buffet-Essen in einem mongolischen Restaurant abends war der krönende Abschluss. Helferessen wohl, alle eingeladen. Neben gebratenen Nudeln und Veggie-Sushi entzückten mich vor allem die unglaublich geilen Gemüse-Frühlingsrollen und der asiatische Pfirsichpudding. Sushi? Nun ja, der mongolisch gemeinte Laden hatte halt alle möglichen Gerichte aus allen asiatischen Länderküchen, jedoch auch eher unasiatische Spargel, Champignons, Götterspeise und Kirschküchlein. Jawohl. Und auch das Ambiente war erstaunlich schick. Doch der Preis soll sehr fair sein für das Ganze. Dann fuhr ich die Umzugsfamilie und meinen Vater über die weitaus ruhigere A66 und die A3 wieder heim. Die mussten morgen nochmal beim Vermieter antanzen. Außerdem muss gekehrt werden und der Schlüssel muss weg und so. Habe bereits mehrmals schon Leuten beim Umzug geholfen, zweimal Karo aka Wolta und mehrmals mir selber. Ich besuch euch mal in Wiesbaden-Bierstadt. Jetzt aber: Alles Gute, Leute!

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500 Wörter – 14.05.2011

14/05/2011

500 Wörter

Über vier Menschen 500 Wörter zu schreiben, die man im besten Fall seit 20 Jahren kennt und die man in ein paar Tagen aus Gründen des Wegziehens kaum noch zu Gesicht bekommen wird? Schwierig.

Seit meiner Kindheit kenne ich die Gebrüder Thanou, Amp und Out (Namen von der Redaktion ein klein wenig geändert) und bin parallel mit ihnen aufgewachsen, weil sie mit ihren Eltern unsere permanenten Nachbarn dargestellt haben. Was sie von normalen Nachbarn abhebt, ist die Tatsache, dass sie nicht nur das Wohnhaus, sondern auch den ethnischen Herkunftsort gemein haben: Laos, das Land der begrenzten Möglichkeiten. Deshalb tragen wir alle so komische undeutsche Namen. Meine/ihre Eltern flohen aus jenem Land vor Jahrzehnten, kamen in Deutschland an. Dass ein winziger Ort wie Kreuzwertheim (bzw. für kurze Zeit Wertheim für meine/n Onkel/Tante) Schutz bot, um Kinder mit friedlichem und demokratischem Vibe großzuziehen, ist erst willkürlich und verwunderlich. Großstädte wie Mannheim oder Wiesbaden empfanden sie wohl als zu hektisch, die Kleinstadt Schwetzingen, die zwar genauso groß ist wie Wertheim und die ebenso tatsächlich als Magnet vieler laotischer Familien dient, war ihnen wohl zu merkwürdig.

Thanou ist das älteste Kind von dreien, nur ein Jahr jünger als ich. Wir waren beide in derselben Kindergarten-Gruppe. Kurios und dennoch sehr prägend: am Anfang der Kindergartenzeit waren wir ungesellig, schotteten uns ab, sprachen nur miteinander, nur Lao. Bis eine Erzieherin zu uns kam und sagte: „Warum sprecht ihr nicht mal Deutsch? Dann verstehen euch auch die Anderen!“ Seitdem tun wir trotz ähnlicher Sprachtalente das nur noch so. Wir verbrachten als gleichaltrige Nachbarn zusammen viel Freizeit. Thanou brachte mir nicht nur das stützerlose Fahrradfahren bei. Fahrräder bewirkten auch, dass wir uns ein einziges Mal richtig stritten. Unter unseren Wohnungen ist auf dem Fabrikgelände ein Hof, der sich für ein Kind klasse zum Radeln eignet. Round and round. Ich war 10, war mal kurzzeitig wütend auf den sonst so liebenswürdigen Thanou. Stellte auf der Rad-Strecke für eine Rad-Runde mein Fahrrad so quer, sodass er in vollem Karacho in dieses reinkrachen sollte. Was auch geschah. Er sah rot und wir lieferten uns eine so dramatische Verfolgungsjagd, dass sie in deren Wohnung mit einer (einseitigen) Schlägerei (von ihm aus) endete, meine einzige bis jetzt. Nasenbluten.

Man wurde älter, ab der Jugend verbrachten wir gemeinsam immer weniger Zeit, er besuchte andere Schulen als ich. Auch bei seinen zwei Geschwistern Amp und Out war‘s so, mit denen ich insgesamt aus Altersgründen noch weniger Zeit vertrieb. Am meinem 17. Geburtstag (sic!) verstarb ihr eher cholerischer Vater, was natürlich einschneidend und lebensverändernd war. Manchmal aber ergeben sich aber Momente (siehe „Rückblick der 1. Kalenderwoche“-Post), in denen man wieder für kurz zusammenkommt für Asia-Bekannte. Kreuzwertheim: Pilgerort für (Deutsch)Laoten! Jetzt wird aber weggepilgert, da die alleinerziehende superliebe Mutter in Wiesbaden bei Lao-Bekannten einen Asia-Restaurant-Job ergattert hat. Jetzt müssen alle mit. Und so geht eine informelle Allianz deutscher Vereinbarkeit mit laotischen Wurzeln in der Provinz zu Ende. Meine einzigen Altersgenossen im öden Großkaff ziehen ab kommenden Montag von dannen. Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft!

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500 Wörter – 30.04.2011

30/04/2011

500 Wörter

Wie ihr wisst, wohne ich zurzeit nicht in Würzburg, in der Stadt, in der ich studiere und im Grunde eigentlich „lebe“. Dass ich seit Oktober 2010 in Kreuzwertheim wohne, im Ort meiner Kindheit und Jugend, aber in Würzburg Student bin und aufs Pendeln angewiesen bin, das können viele Freunde und Kommilitonen nicht verstehen. Zu Recht.

Damals schon haben mich die Leute, die ich gerade erst durch das Studium kennengelernt hatte, bemitleidet. Der Arme, dann kann er nie das Studentenleben leben, nie einfach mal nach Hause kommen, ohne eine Stunde durch die Busfahrt verschwendet zu haben.

Am Anfang meines Studiums, vor knapp vier Jahren, musste ich auch schon pendeln. Im ersten Semester fuhr ich täglich werktags ganz früh um 6:40 nach Würzburg und musste jene Stadt auch schon wieder um 18:15 verlassen. Das sind die Abfahrtszeiten des ersten und des letzten Busses, welche mich direkt nach Würzburg, bzw. Wertheim befördern.

Doch nur in Wertheim hält der WE-WÜ-Bus. Um heimzukommen, muss man wegen der miesen ÖPNV-Infrastruktur zwischen dem bayrischen Kreuzwertheim und dem baden-württembergischen Wertheim (1,5km Entfernung) noch zusätzliche Wege und Mittel finden. 20 Minuten zu Fuß. Gefahren werden. Selber fahren (per Rad oder per Auto des Vaters, wenn er im Sommer zur Arbeit radelt und das Auto verfügbar ist). Zugfahren dauert aufgrund der Umwege, dem Abpassen vieler Mini-Käffer auf der Strecke länger. Teurer auch.

Ein Auto selbst besitze ich nicht, bin auch nicht an einem eigenen interessiert. Das von meinem Vater kann und will ich nicht immer benutzen. Aus Umweltschutz-Gründen zum Beispiel.

Das mit dem Pendeln war ganz sicher nicht einfach, manchmal redete ich mir das schön. Sagte Sachen wie: ja, dann kann ich aufgrund der zeitlichen Begrenztheit des Aufenthaltes meinen Tag besser strukturieren. Oder: ja, dann komme ich halt auch wach in der Uni an. Frühs kann man tatsächlich schlecht auf den Bussitzen einschlafen. Aber im Grunde ist das Pendeln nervig und vereinsamt einen, da ich niemanden von den aus Wertheim und Umgebung kommenden Studenten kenne, der das zurzeit genauso macht.

Noch alles ab dem 2. Semester: Herrn Leo kennengelernt, von ebendiesem Kommilitonen mich überreden lassen, sich ein Zimmer in jenem Wohnheim zu besorgen, in dem er auch wohnt(e). Darin sind viele Wohnungen aufgrund der schlechten Lage frei. Ratzfatz ein Zimmer erhalten, in einer 2er-WG innerhalb des Wohnheims. Ein Jahr lang mit dem muskulösen, lernfleißigen, mittelfränkelnden, selbstbewussten, aber herzlichen FH-BWL-Studenten Achim gewohnt, der dann zwecks Zusammenwohnens mit Freundin auszog. Dann ein halbes Jahr lang dieselbe Wohnung mit dem farbenpolitisch ähnlich tickenden, unkomplizierten, ruhigen, leider unkollegialen, sich oft zurückziehenden Neustudenten Biochemie-Studenten Clemens geteilt.

Ab Semester Nr. 6 ein halbes Jahr lang als Zwischenmieter in der 3er-WG in der Altstadt gewohnt. Mit der bereits gekannten, superlieben, oft fröhlichen Englisch-Kommilitonin Chrissie gewohnt, aber auch mit der neu kennengelernten FH-Soziale-Arbeit-Frau Anna. Letztere war aber andere als sozial.

Danach aber keine Anschluss-Wohnung gefunden. Und heute gab es eine Wohnungsbesichtigung. Eine vielversprechende 1-Zimmer-Wohnung in Würzburg-Heidingsfeld. Eher teuer, aber sehr schön. Mal was Neues, kein Bock mehr auf Wohnheime oder WGs. Mal abwarten, ob ich „genommen“ werde. Hoffentlich!

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Großkaffödnis Vol. 1

17/01/2011

„GKÖ 01 01“

Analog zur Rubrik „Kleinstadtödnis“, das Fotos von Wertheim zeigt, gibt es Kreuzwertheim-Impressionen in der Rubrik „Großkaffödnis“. In Kreuzwertheim war ich 20 Jahre lang aufgewachsen und wohne derzeit vorübergehend wieder bei meinen Eltern. Die 4000er-Gemeinde ist wirklich öde und voll von IdiotInnen. Was aber Kreuzwertheim und das wenig spannendere Wertheim derzeit interessant macht, ist das Hochwasser.

Die Region hier ist berüchtigt für Hochwasser. Zum Glück fließen Main und Tauber in Wertheim zusammen und schon staut sich durch den vielen tauenden Schnee ganz ganz viel H2O. Katastrophentouristische Ergebnisse sind hier zu sehen…


„GKÖ 01 02“


„GKÖ 01 03“


„GKÖ 01 04“


„GKÖ 01 05“

[ (c) 2011 by SR / Sray (all photos) ]

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Karo aka Wolta in Kreuzwertheim 2010 – Teil 4

07/01/2011

Zwischen Dienstag und Mittwoch konnte ich besser einschlafen. Ich vermied ja das “Coffee” in Irish Coffee und tauschte dies ja im Mozart am Tag zuvor mit “Chocolate” aus. Das Frühstück war zu meiner Erleichterung weniger üppig, weil mein Vater zur Zeit unseres Aufstehens gar nicht daheim war. So musste mir die eigentlich liebe Frühstück-Zubereitungs-Mühe von gestern nicht mehr peinlich sein. Wir aßen wieder Quark und Honig, auch Reiswaffeln mit Käse oder Schinken.

Ich kann mich nur noch an dem Mittwoch, 29. Dezember 2010, daran erinnern, dass ich für Karo Heiße Zitrone machte. Dass wir nicht nochmal zum Arzt fahren mussten. Aber wir setzten den geplanten Main-Spaziergang in die Tat um und liefen dann von Kreuzwertheim nach Wertheim. Dort besuchten wir das Café Da Barista, beste Location in Wertheim überhaupt! Sie trank eine Heiße Oma (Milch, Sahne, Eierlikör), ich Heiße Schoki und irgendwas Latte-mäßiges mit Espressolikör. Mag eigentlich überhaupt keinen Latte Macchiato, aber diese alkoholische Variation war ausgezeichnet.

Konny, der mit uns bereits gestern unterwegs war, holte uns direkt von Wertheim ab. Es ging wieder nach Würzburg. Diesmal gingen wir ins Chelsea, da Karo auf W-LAN für ihren mitgebrachten Laptop hoffte, den ich daheim leider nicht habe. Weil auch ich Internet vermisste, saß ich nach ihren Mailchecks und dem Heraussuchen einer Mitfahrgelegenheit nach Berlin zu ihrer Schwester nach Neujahr sehr sehr lange vor ihrem Rechner. Eigentlich unverschämt, aber Konny und Karo nahmen es mir zum Glück nicht allzu übel, dass ich nicht sehr kommunikativ an dem Abend war. Ich rechtfertigte das mit einem Chat mit einem schwulen Bio-Studenten. Ich konsumierte an dem Tag nicht mehr so fancy, aß Country Potatoes und trank ein dunkles Hefeweizen.

Am späten Abend konnten und wollten Karo und ich noch nicht schlafen gehen, also holte ich ein paar Bierflaschen von meinem Vater aus dem Kofferraum und wir drehten während des herben Nachttrunks ein paar Videos mit meiner Handykamera. Ein Medley aus Konny-Zitaten und eines aus Pop-Hits-Fetzen (“Natural Woman”, “Gay Bar”, “Baby One More Time”) wurde erstellt. So wie zu alten Zeiten war Karo vor der Kamera und ich dahinter, war lustig.

Am Donnerstag (30. Dezember 2010) wollte Karo nochmal zum Hausarzt, den sie bereits am Dienstag aufgesucht hatte. Allerdings konnte ich sie weder per Auto hinbringen noch von dort abholen. Ich war nämlich damit beschäftigt, selbst mit dem Bus nach Würzburg zu fahren, um meinen zur Reparatur gegebenen Laptop abzuholen. So eine Garantie und ein SMS-Bescheid bei Fertigstellung der Reparatur ist schon etwas Feines! Ich musste nichts zahlen, alles war wieder in Ordnung.

Karo und ich wollten uns nach ihrem Arztbesuch und meiner Ankunft von Würzburg dann vor dem Ionis treffen, weil die Bar zwar auch W-LAN hatten, aber nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet ist, und auch nur abends. Wir hatten drin im Raucherbereich den Fehler gemacht, uns nicht nahe der Steckdosen zu setzen, weil nach etwas mehr als zwei Stunden unsere Akkus ihren Geist aufgaben. An den Plätzen hockten sich einmal eine Gruppe von Gymmi-SchülerInnen und am anderen Steckdosen-nahen Bereich dumme laute deutschrussische Tussis mit ihren ähnlich verblödeten männlichen Kumpels. Einen von ihnen kenne ich aus Kindergarten-Tagen, aber den wollte ich an dem Abend am liebsten ignorieren. War aber auch gut so, dass wir nicht ewig vor unseren Laptops hingen, denn um kurz nach 8 Uhr besuchte uns dort Konny wieder einmal. Hattrick, Baby!

Nach dem Ionis-Besuchs und der sehr lieben Heimfahrt durch Konny, der im Gegensatz zu uns motorisiert war, wurde die Amateur-Filmerei per Handykamera fortgesetzt. Unter anderem festgehalten wurden unsere Versuche, Flaschen-Pils durch Einwürfe von einem oder mehreren Skittles zum Schäumen zu bringen. Variation des Mentos-Cola-Klassikers. Faszinierend auch das Spielen mit dem Webcam-Programm, der größtenteils echt debile Cliparts und weitere Bildeffekte wie Spiegelungen oder Morph-Funktionen zu bieten hat.

Freitag war der letzte gemeinsame Tag. Es war Silvester, sodass wir noch schnell, bevor die Geschäfte am (Nach)Mittag zumachten, Einkäufe betätigen mussten. Nicht nur für uns zwei, sondern auch für meine Eltern. Meine Mutter brauchte, welch Überraschung, Shampoo und Duschgel in mehrfacher Ausführung. Mein Vater erwartete Glasnudeln von mir, die er am Abend zubereiten wollte. Doch weder im Mix-Markt (Laden mit zumeist aus russischsprachigen Ländern stammenden Artikeln) noch im Kaufland Wertheim gab es die. Sehr befremdlich, dass die vor allem in letzterem Supermarkt ausverkauft waren. Wer kauft sich vor Neujahresbeginn, außer meinem Vater, bitte schön noch Glasnudeln? Mein Vater fuhr später eigenhändig noch in einen anderen Supermarkt und fand sie tatsächlich.

Doch davor kaufte ich im Aldi China-Böller, zu Silvester auf Tümmis Party dann unberührten Amaretto, von Tümmi und Phil mit den 5 P’s unfreundlich geschmähten Billig-Whisky, Feuerzeuge im Dreierpack und noch andere Sachen. Karo nahm sich die Feuerzeug-Packung mit den noch geschmackloseren Motiven auf den Teilen (Motiv: Wüste), dazu Apfel- und Glühwein, Lebensmittel und dergleichen. Mittags kamen wir wieder an. Sie packte schnell ihren Koffer, ich machte anderen Kram und fuhr sie um 1 Uhr zum Wertheimer Bahnhof. Ich schlug vor, dass sie mir dann später eine SMS schreiben sollte, wenn sie gut ohne albtraumhafte Verspätungen ankommen war. Wir verabschiedeten uns ganz unsentimental und dennoch fröhlich voneinander. Und dann sollte ich in ein paar Stunden auch schon wieder weg sein, nämlich in Würzburg.

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Karo aka Wolta in Kreuzwertheim 2010 – Teil 3

07/01/2011

Ich konnte anfangs nicht sehr gut einschlafen, was weniger zurückführen ist, dass Karo irgendwie geschnarcht hätte oder so, hat sie auch gar nicht. Ich hatte am Tag zuvor einfach nur spät und zu viel Koffein und Teein zu mir genommen. War aber OK. Wir wachten auf, ich hörte bereits, wie laut es in der Küche war. Als wir dort reinkamen, war ich ziemlich verblüfft. Darüber, wie viel Mühe sich mein Vater für das erste Frühstück während des Karo-Besuchs machte, nur weil wir jemanden zu Gast hatten. Bei meinem Vater gibt es eigentlich so gut wie nie Gäste. Deshalb der erfreuliche, aber auch etwas befremdliche Aufwand. Denn auf dem großen Tablett stapelten sich verschienste Wurstsorten (für mich doppelt erstaunlich), dazu viel Scheiben- und Frischkäse und massig Marmelade und Brotscheiben. Kaffee natürlich schon längst gebrüht. Ich holte, weil mein Vater auf so etwas nie spezalisiert ist, den fehlenden Quark und Jogurt aus dem Kühlschrank, den ich tagszuvor gekauft hatte. Honig und Müsli nahm ich mit und wir aßen im Wohnbereich meines Zimmers. Den Quark hab ich extra wegen Karo gekauft, weil wir den im Oktober so oft verputzt hatten. Und mit Honig schmeckte der besonders geil.

Wir ließen den Dienstag, 28. Dezember, etwas ruhiger angehen. Zumindest keine Mama-Einkäufe, keine Busfahrten. Wir hatten zwar vorgehabt, einen Winterspaziergang am Main entlang zu unternehmen, aber dies verschoben wir auf den Mittwoch. So hatten wir Zeit, Ingwertee und Blutorangensaft mit Schuss Clementine zuzubereiten. Ersterer schmeckte mit Honig überraschend genial und ist natürlich auch gesund, brachte natürlich besonders Karo was. Wir hatten noch mehr Zeit, um uns zu unterhalten, was mit ihr leicht von der Hand…äh…von der Zunge geht. Ich fuhr sie dann früh am Abend zu ihrem Hausarzt nach Wertheim-Wartberg. Während der Wartezeit machte ich kleine Einkäufe im REWE. Begegnete dort einen Menschen, den ich schon ein paar Male in meinem Leben gesehen hatte, mich aber nicht mehr an ihn erinnern konnte. Kräftig gebaut, aber nicht muskulös, wirkte auf dem zweiten Blick netter als auf dem ersten, hat riesige Nasenlöcher. Erstand mir endlich Sarah Kuttners Bestseller Mängelexemplar, die Taschenbuch-Ausgabe, die ich erst Tage später richtig zu lesen anfangen konnte. Und kaufte auch Quark, weil der immer schnell ausgeht.

Dann holte ich sie ab, wir fuhren heim, machten uns fertig. Ein Ex-Lehrer von Karo, der besonders nach dem Abi zu einem sehr guten Freund wurde, auch von mir, wollte sich mit uns treffen. Er wird von uns liebevoll Konny genannt. Er hat eine sehr verschroben-liebenswürdige Art, die er auch vor SchülerInnen nicht versteckt. Wirkt sich auf Semantik, markigen Sprüchen und Redewendungen und originellen Wortneuschöpfungen aus. Konny holte uns vom Parkplatz unseres Hauses ab und fuhr mit uns nach Würzburg. Lustig, da waren wir schon gestern! Aber Konny ist dort viel lieber, fährt generell oft extra dorthin, wegen den zahlreicheren und attraktiveren Cafés.

Wir landeten im Mozart, ein kleines Café, das früher Karma hieß und nun weniger krampfhaft einen auf gestylt und hip machte. Sehr gemütlich und schön eingerichtet mit dunkelbraunen Holztischen und bunten Kissen. Die Kellnerin war hübsch und Konny verglich sie mit Rachel Bilson (spielte die Summer aus O.C. California), allerdings war die deutsche Version von ihr blauäugig. Ich hingegen fand Ähnlichkeiten des Thekenmenschen mit Michael Bublé. Trotz der niedlichen geröteten Pausbacken. Unsere Kürbis-Kokos-Inger-Suppe war ziemlich gut, nur für meinen Geschmack etwas lasch gewürzt, sprach dies aber nicht aus. An den Getränken hatte ich aber gar nichts auszusetzen gehabt. Der Ayurveda-Tee und die Kirschsaft-Buttermilch-Kombi waren toll. Ich wollte mich dann noch von Karo und Konny aus Distinktionssucht abheben und bestellte mir nach einigem Grübeln weder einen typischen Glühwein noch einen mit Weißwein, sondern Irish Chocolate, den das Mozart nicht auf der Karte hatten. Aber es war kein Problem für die Kellnerin, meinen eher ungewöhnlichen Wunsch anzunehmen. Konny fand meine Art der Bestellung köstlich: “Ich hätte noch gerne einen Irish Chocolate, äh, also eine Heiße Schokolade…[ich drehe mich zu Konny und dann zu Karo und dann mit bemerkenswertem Kopfschwung zurück]…mit Schuss!”

Wir waren natürlich sehr dankbar für das Mitnehmen und verabschiedeten uns dann, aber nicht das letzte Mal von Konny, mit dem wir noch die nächsten zwei Tage verbringen sollten.

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Karo aka Wolta in Kreuzwertheim 2010 – Teil 1

07/01/2011

Wie schön, Karo aka Wolta wieder zu sehen. Wir hatten uns das letzte Mal Anfang Oktober gesehen, gleich an zwei Wochenenden. Aber in zwei Monaten und mehr kann ja viel passieren, gerade bei ihr und in Frankfurt am Main, wo sie seit sieben Semestern studiert, jedoch mit mir gemeinsam Abi anno 2007 machte. Und so flüchtete Karo nach den Weihnachtstagen zu mir nach Kreuzwertheim. Dort, wo ich seit Oktober wieder wohne, bei meinen Eltern und mein ödes Dasein friste, während meine KommilitonInnen in Würzburg auch in Würzburg wohnen. Oder in Kanada, England, Wales oder USA ihre Auslandssemester ableisten.

Weihnachten war bei mir praktisch nicht existent. Klar, im Fernsehen und in den Schaufenstern und an jeder Altstadtfassade weihnachtete es zwar sehr, aber ich bin, seit der Pubertät, kein Fan mehr davon. Meine Eltern stellen dementsprechend auch keinen Christbaum mehr auf, nicht mal mehr den aus Plastik. Zwar werden noch Geschenke verteilt, aber sonst wird das nicht zelebriert, weil es schließlich auch so etwas nicht im Buddhismus oder in Laos gibt, also Weihnachten. Und so verbrachte ich die drei besonderen Tagen zumeist vor dem Fernseher auf der Couch oder im Bett. Draußen war ich kaum, obwohl es schön geschneit hatte. Aber ich war einfach zu träge und zu faul, um irgendetwas zu unternehmen. Meine Eltern haben ja auch nicht viel Anderes gemacht.


Umso erleichterter war ich über die Abwechslung, die Karo mitbrachte. Sie sollte das erste Mal in Kreuzwertheim übernachten, denn das letzte Mal, als sie in Kreuzwertheim/Wertheim war, nämlich am Tag-der-Deutschen-Einheit-Wochenende dieses Jahres, schlief sie bei einem zum guten Freund avancierten und inzwischen pensionierten Ex-Lehrer. Und zuvor hatte das Übernachten bei mir sich einfach nicht ergeben. Ich holte sie allerdings am Montag, dem 27. Dezember, erstmal vom Würzburger Hauptbahnhof ab. Ich wollte sowieso am Montag nach WÜ und das bot sich dann auch für sie an, weil sie weniger umsteigen muss, wenn sie von Frankfurt am Main kommt, wo sie eben ihren Hauptwohnsitz hat. Nach Wertheim müsste man einmal umsteigen, in Aschaffenburg, für die F-WÜ-Strecke kaum. Das war auch deshalb so praktisch, weil die Deutsche Bahn noch immer Probleme hatte mit der Kälte. Dementsprechend verspätete sie sich auch ein wenig, aber das war OK. Schließlich war ich auch noch nicht mit dem Geschenksuchen fertig, als ich bereits am frühen Nachmittag in Würzburg ankam.

Wir gingen nach dem Wiedertreffen ins Haus der 150 Biere, indem es wirklich sehr viele Biersorten gibt, auch internationale. Aber als ich vor Jahren mal Beer Lao bestellen wollte, hatten sie das nicht mehr vorrätig gehabt. Bier wollten wir aber sowieso nicht um 16:30 trinken, wir entschieden uns für Kaffee und Tee und Heiße Zitrone für Karo, sie war etwas erkältet. Dort tauschten wir die Geschenke aus. Sie schenkte mir eine Schallplatte, weil sie wusste, dass ich mich über sowas freue, weil ich ja noch nicht lange meinen Plattenspieler besitze. Weil sie in der Oberstufe gerne die Hits von Bonnie Tyler in meiner Gegenwart schmetterte und in gewissen von mir nachgedrehten Youtube-Videos sie auch verkörperte, schenkte sie mir eine LP von ihr, die sie auf dem Flohmarkt schenkte. Wahnsinn, sogar “Total Eclipse of My Heart” ist darauf! Gerade weil ich Bonnie Tyler überhaupt nicht mag, sie aber über lauter ironischen Bekundungen hingegen schon, fand ich es schön trashig und lustig. Ich schenkte ihr hingegen eine Box mit lauter Skittles, Ferrero Küsschen und Bio-Schokoriegeln. Highlight war ein USB-Stick, 4 GB. Sie war auch entzückt.

Anschließend ging es noch in ein Sushi-Restaurant, für mich eine Premiere. Denn als Vegetarier und Nicht-Fischesser ist das eigentlich fremdes Terrain. Dennoch wollte ich mal vegetarische Sushi probieren und bestellte mir Maki-Sushi mit eingelegtem Kürbis, sechs winzig kleine an der Zahl. Und sie schmeckten nicht schlecht, nur war der Algengeruch und -geschmack zunächst etwas verwirrend, etwas an, naja, Seewasser und Fisch erinnernd. Aufgrund der kleinen Portionen hätte ich mir dann doch Karos Teller mit gedünstetem Gemüse und gebratenem Tofu gewünscht, weil letzteres als Probierhäppchen ordentlich zubereitet war.

Und dann nahmen wir den letzten Würzburg-Wertheim-Bus.