Ein Haustier zu haben wäre mal etwas Feines. Was ein wenig die Sehnsucht an eines stimuliert hatte?
Eines Nachts musste ich mit dem Auto von Würzburg nach Kreuzwertheim heimfahren. Auf der ländlichen Strecke – auf der holprigen, schmalen und kurvenreichen Straße zwischen Holzkirchhausen und Kembach und auf der schneller befahrbaren Landstraße zwischen Kembach und Dietenhan – sind mir einige Tiere über den Weg gehopst. Ein Hase, eine Maus, ein Fuchs, eine dörfliche Hauskatze.
Und etwas, das zwar aussah wie ein junger Fuchs, allerdings mit blondem Fell. Letzteres Tier empfand ich als superputzig, als es nach einigen Überlegungen verschüchtert ins rechte Gebüsch verschwand. Die durch das Fernlicht geblendeten Tiere konnten wie ich froh sein, dass ich in jenen Momenten nicht allzu unkonzentriert oder schnell fuhr.
Weniger erfreulich war dieser Moment. Einmal musste ich z.B. Oli/Horschdä heimfahren. Er wohnte als Schüler bei seinen Eltern in einem fast abgeschotteten Kaff mit viel Wald außenherum. Zu jener Zeit hatte ich erst seit einem Jahr meinen Führerschein, war also mitten in der Probezeit. Es war zappenduster und irgendwo zwischen zwei Dörfern geschah es: plötzlich überquerten zwei Wildschweine orthogonal meine Strecke.
Von 80 km/h an musste ich stark bremsen, die Wildschweine waren für jene Geschwindigkeit erstaunlich nah am Kühlergrill, doch sie verschwanden rechtzeitig. Es gab keine Kollision, doch als ich kurz darauf anhielt und Beifahrer Oli und ich die verschonte Vorderseite von Papas Auto uns näher anschauten, meinte ich zu ihm: „Du, Oli, ich glaub, ich sah Haare fliegen!“
Natürlich würde ich mir kein Wildschwein als Haustier zulegen, aber dieses fuchsartige Tier von vorhin kommt verdammt nah dran. Meine Familie hatte früher, als ich kleiner war, tatsächlich Haustiere. Nein, nicht nur Motten, Spinnen oder Silberfische. Richtige Fische! Ein Aquarium mit mehreren Fischen hatten wir.
Früher gab es in Wertheim einen Laden für Aquarienbesitzer. Dank diesem Aquaristik-Geschäft wurde ein wahrlicher Kindertraum war. Wir hatten anfangs die allbekannten Goldfische, aber die haben den ganzen Boden dauernd vollgekotet. Der nützliche, wenn auch unästhetische Staubsaugerfisch und Guppys waren weitaus sinnvoller für dieses Feuchtgebiet. Das weiße Krebstier war hingegen selten zu beobachten.
Es ist schwierig, bei uns Haustiere zu unterhalten, da wir mehrere Stockwerke über einer Möbelfabrik wohnen. Zwar sind das Mainufer und etwas Gras in der Nähe, aber sonst ist da viel Asphalt. Und einen gescheiten Garten oder Rasen haben wir auch nicht. Hunde und Hasen fallen also schon mal weg. Mein Vater und ich haben nicht immer Zeit, um sich für aufmerksamkeitsbedürftige Hunde zu kümmern. Für Reptilien wäre die Wohnung zu klein und das Budget auch.
Katzen wären da natürlich selbstständiger. Aber ich kann Katzen immer nur so schwer einschätzen. Bei Meerschweinchen und Hamstern, die mein Vater mir damals leider verbot, könnte ich später nur schwer verkraften, dass sie eine geringe Lebensdauer haben. Doch letztere würden am ehesten in Frage kommen, auch wenn ich mal wieder in Würzburg wohnen könnte.
Bis dahin tröste ich mich mit der Spiele-App „Pet Tamagotchi“ hinweg. Mein Octopus muss nämlich auch gefüttert, geduscht und bespaßt – Fische angeln (um Punkte zu erhalten) – werden. Koten und Schlafen auch.