Posts Tagged ‘indie’

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500 Wörter – 25.08.2011

25/08/2011

Happy-Hippo-Hipster

Eigentlich wollte ich heute über den gestrigen Trink-Abend mit meinen Freunden in der WG schreiben. Doch irgendwie hat es sich so ergeben, dass ich heute erst einmal über Hipster schreiben wollte. Der Post folgt morgen an gleicher Stelle…

Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich von anderen Menschen oft in allzu beschränkte Schubladen gesteckt werde. Z.B. „Queer Guy“, „Asiate“ oder „Musik-Hipster“. Es kann schon sein, dass ich mich etwas mehr für Musik interessiere als manch andere meiner Freunde und Freundesfreunde. Ich fahre aber nicht „nur“ auf den „neuesten Scheiß“ in Sachen Musik ab, nur weil ich oft Indie-Musik-Blogs verfolge oder Musikzeitschriften lese. Okay, mag sein, dass ich ja durchaus ein „Hipster“ bin, aber dann eher in der ursprünglichen Bedeutung.

Das, was wir heutzutage als Hipster bezeichnen, wird im angloamerikanischen Raum auch manchmal scenester genannt. „Hipster“ ist heutzutage negativ konnotiert, eher an den Lebensstil eines meist jungen „settled urban middle class adult“ (toller englischssprachiger Wikipedia-Artikel) geknotet. Dieser ist getrieben vom Drang, sich abgrenzen zu wollen von der biederen Restgesellschaft, in der offensichtlichen Hinsicht, dass Kleidung, Frisur, Attitüde, Job, Nachtleben, Wohnsituation eine hippe Einheit bilden. Trends, egal wie kurzzeitig sie da sind, werden verfolgt. Kulturelle Interessen wie Musik oder Filme sind eher Teil der Introspektivität, demnach auch etwas weniger offen zur Schau gestellt. Höher, schneller, weiter, hipper! Dadurch wird der Mensch aber in der Wahrnehmung zum wandelnden Klischee: zum Konsumfetischisten, zum doof dauergrinsenden Oberflächen-Liebhaber, dem etwas Tiefgang fehlt.

Ich würde mich nie als solcher so sehen, wobei mich Herr Leo outfitmäßig einmal bereits als bohemian bezeichnet hatte. Naja, das ist etwas anderes. Ich bin eh zu pleite, um dauernd American-Apparel-Unterwäsche, Ray-Ban-Wayfarer-Sonnenbrille, Jeans von Band of Outsiders oder schicke teure Schuhe meist unbekannter Labels zu kaufen. Das schrille Vice-Magazin lese ich nicht, mag aber Terry Richardsons Fotografie. Ich gehe selten ins „Café zum schönen René“ oder ins „Kult“ (in Würzburg). Typische Kultgegenstände oder -orte zur Wiedererkennung von Hipstern mit hoher Eitelkeit sind das.

Damals in den 40er-/50er-Jahren galt ein Hipster jedoch als Musikkenner, dem sein Aussehen eher egal war. Vorrangig waren hingegen seine neuesten Platten und das Austauschen von neuestem Wissen mit anderen Experten. Erst später wurde der Hipster zum Beatnik, für den neben Musik auch der Lifestyle wie der sogenannten Beat-Literatur (Jack Kerouac) und Kleidungsstil wichtig war.

Heutzutage wird eher Indie-Pop und -Rock als das neue Gesprächsmaterial für Neo-Hipster mit großem Musikinteresse, aber nicht nur. Auch andere Musikgenres wie HipHop (Kanye West, Shabazz Palaces) oder gar Punk (Fucked Up) oder Metal (Liturgy) dienen dem Distinktionsgewinn, um mit ihm an der Masse vorbeizukurven.

Doch was „hip“ und was „unhip“ (aber irgendwie doch gern gemocht) ist, ist nicht immer so einfach zu trennen. Mode-Hipster haben ja vielleicht auch eine verletzliche Seele, Nerdcore-lesende Hipster womöglich eine Schwäche für Beethovens 3. Sinfonie. Die Hipster-Redakteure inzwischen namhafter Indie-Blogs wie Pitchfork oder Stereogum geben offen ihre Liebe zu den eher „uncoolen“ Beyoncé, Adele und R.Kelly zu.

[…]

Den zweiten Teil dieses Hipster-Artikels könnt ihr auf dem neuen Blog Tonprotokoll weiterlesen. Hier geht es entlang!

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500 Wörter – 03.05.2011

03/05/2011

500 Wörter

Wild Beasts: eine Band, deren langjährige Kenntnis mich sehr stolz macht. Denn Wild Beasts gehören zwar nicht mehr zu den Underdogs der Indie-Szene, wie sie es 2008 zur Zeit ihres Debütalbums noch waren, sind aber noch nicht im (Indie-)Rock-Olymp (schlimmes Wort, ich weiß) angekommen. Sie gehörten aber einst zu diesen kruden Geheimtipps.

Würde ich die Gesamtheit der alternativ rockenden Bands – Alternative-Rock nicht im Sinne von 90er-Rock mit hartherziger Attitüde – in ein Klassensystem stecken, dann…

…wären in dem Olymp, wo die Königsklasse residiert und von Ruhm, Beliebtheit und/oder Erfolg verwöhnt ist: Radiohead, The Strokes, Interpol, Björk, Arcade Fire, R.E.M. (einst Mitbegründer von Indie und Alternative), Animal Collective, TV on the Radio, Feist, PJ Harvey, Pixies, Phoenix, Sonic Youth und die ganzen Grunge-Combos. Und ein paar mehr. Diese haben selbst Nicht-Alternative-Hörer vom Namen her schon mal gehört, sie haben eine große Fan-Schar, werden von vielen Musikerkollegen verehrt.

Die zweite Klasse würde aus Leuten wie Elbow, Modest Mouse, Crystal Castles, Spoon, Bat for Lashes, Joanna Newsom, Jamie Lidell, The Shins, Pavement, Autechre, Emilíana Torrini (wieder in der Versenkung verschwunden trotz ihres Nummer-1-Hits in Deutschland). Kennt nicht jeder, aber nicht wenige Indie-Interessierte, aber wenn doch ein paar Menschen es tun, dann schweißt die Kenntnis und das Mögen dieser Bands / Sänger zwei Menschen ein wenig zusammen.

Und dann natürlich gibt es die dritte und vierte Klasse. Meist gut gehütete Geheimtipps bei Mainstream-Redakteuren, schön drin in der Szene, in der Musik-Blog-Welt. Smith Westerns, The Weeknd, tUnE-yArDs, Yuck sind sehr angesagt gerade. Oder sie gelten konsensuell als eher durchschnittlich. Architecture in Helsinki oder The Brian Jonestown Massacre.

Viele Bandnamen, aber nun kehre ich zu diesem hier zurück: Wild Beasts ist eine Band aus England der eher zweiten Klasse, obwohl sie musikalisch erstklassig sind, finde ich. Wild Beasts, das sind ein Schlagzeuger und drei Gitarristen, von denen sich zwei, ein Bassist und einer der zwei Leadgitarristen, die Leadstimme teilen. Denn beide Vokalisten haben ähnlich exzentrische Singstimmen, die an Opern, an Antony Hegarty (Antony and the Johnsons) erinnern.

Als wäre es gestern gewesen, erschien im Jahre 2008 ihr Debütalbum Limbo, Panto, welchem in Windeseile dessen Nachfolger Two Dancers (2009) folgte. Das Debüt sprühte noch vor Sturm und Drang und dynamisch klingender Triebhaftigkeit. Kunst-Rock. Two Dancers hingegen ist ausbalancierter zwischen den ruhigen und den nicht so ruhigeren Songs, sinnlicher, weniger extravagant. War ein Kritikerliebling.

Und jetzt kommt am Freitag Album Nr.3, Smother heraus, was auf Deutsch „ersticken, unterdrücken“ heißt. Wird jetzt schon auf simfy gestreamt und klingt überraschend überragend! Die Entwicklung hin zu elektronisch gefärbtem Indie-Rock, ohne abgelutschter Elektro-Hipster-Pop zu sein. Nicht mehr so arty wie früher. Ich höre Four Tet-Einflüsse heraus.

Insgesamt geht es ruhiger zu, ohne unspannend zu wirken. Pluckernd, hypererotisch, leicht düster, aber nie gotisch. Atmosphäre wurde perfekt geschaffen und die zwei markanten Stimmen von Hayden Thorpe und Tom Fleming (etwas tiefer) schmiegen sich gekonnt am Sound an. Wahnsinn, ein Rausch, jeder Song ist vorzüglich, aber besonders „Lion’s Share“, „Plaything“ und das grandiose „Bed of Nails“ sind…wow! Ein Meisterwerk. Bereits das Album des Jahres?

http://vimeo.com/23219725

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Das war 2010 – Die Hasssongs des Jahres (Alternative)

28/01/2011

Meine Hassongs des Jahres (Alternative)

Meiner Meinung nach sind das die 50 schlechtesten alternativen Songs, die ich 2010 gehört habe:

50) Mavis Staples – You Are Not Alone
49) Pawel – Kramnik
48) Crookers feat. Soulwax & Mixhell – We Love Animals
47) Polarkreis 18 – Unendliche Sinfonie
46) Nicolai Dunger feat. Nina Persson – Tear in a Child’s Eye
45) Tim Robbins & The Rogues Gallery – You’re My Dare
44) The Builders and the Butchers – Cradle on Fire
43) Driver & Driver – Kampf im Kulturkaufhaus
42) Prince – Lavaux
41) Good Charlotte – Like It’s Her Birthday
40) Prince – Beginning Endlessly

39) Bad Religion – Only Rain
38) Selig – Wir werden uns wiedersehen
37) Jamiroquai – White Knuckle Ride
36) Prince – Act of God
35) The Ting Tings – Hands
34) Roman Fischer – Not for Everyone
33) Weezer – Memories
32) Underworld – Always Loved a Film
31) Lil Wayne – Knockout
30) Underworld – Scribble

29) Jimmy Eat World – My Best Theory
28) Ellie Goulding – Starry Eyed
27) Apocalyptica feat. Gavin Rossdale – End of Me
26) Serj Tankian – Left of Center
25) Prince – Sea of Everything
24) One Fine Day – My Heart Is on Fire
23) Deine Jugend – Mama geht jetzt steil
22) Mikrokosmos23 – Knightrider Generation
21) Prince – Walk in Sand
20) Jeans Team – Totes Kino

19) Donots – Let It Go
18) The Duke & the King – Shine on You
17) Linkin Park – The Catalyst
16) 30 Seconds to Mars – Closer to the Edge
15) Egotronic vs. JA!KOB – Mehr Bass
14) Billy Talent – Diamond on a Landmine
13) Madsen – Mein Herz bleibt hier
12) Prince – Future Soul Song
11) Richard Ashcroft And The United Nations of Sound – Are You Ready?

10) Volbeat – Fallen
09) Anika – Monsters of War
08 ) Prince – Everybody Loves Me
07) Frittenbude – Bilder mit Katze
06) Saalschutz – Headliner der Herzen
05) Tocotronic – Mach es nicht selbst
04) Farid Bang – Es ist soweit

03) H.GichT – Hauptschuhle
02) H.GichT – Tutenchamun

01) Pendulum – Watercolour
[SCHLIMMSTES ALTERNATIVE-LIED 2010!!!]

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Lieblingssongs der 3. Woche (17. – 23.01.11)

24/01/2011

Lieblingssongs der 3. Woche

01 (NEU) Jamie Woon – Night Air
[KATEGORIEN: ELEKTRO / DUBSTEP / SOUL / R’N’B. Was für eine Stimme! Und dann noch eingebettet in verführerische Downtempo-Sounds, die natürlich ausdrücken wollen: ja, du Hörer(in), verliebe dich ja in mich! Allerdings geht es in den Lyrics mehr um das momentane melancholische Gefühl in der Nacht. Oh, was für eine Stimme! Mindestens so gut wie seines Namensvetters mit Nachnamen Lidell.]

02 (10) Destroyer – Chinatown

03 (01) Anna Calvi – Moulinette

04 (NEU) The Walkmen – Stranded
[KATEGORIEN: INDEPENDENCE / US-ROCK / SURF ROCK. The Walkmen sind quasi die noch kauzigeren Artverwandten von Cold War Kids. Deswegen, weil es bei ihnen auch oft eher scheppernd und bluesig klingt, nie zu clean produziert, aber auch nicht zu unpoliert wie so manch eine Lo-Fi-Band. The Walkmen gehören auch zu der US-Neo-Indie-Rock-Ahnengalerie mit großer Anhängerschaft, sind aber letztes Jahr längst nicht so umjubelt worden wie z.B. Arcade Fire, Spoon oder The National. Sie gelten weiter als ausschließlich von den MusikkritikerInnen hochgehandelter Geheimtipp und das macht auch nichts. Vielleicht liegt es an der versoffenen Whiskey-Stimme von Gitarrist und Sänger Hamilton Leithauser, die einen nicht gerade wirklich einlullt wie bei Matt Berninger (The National), aber dafür wachhält.]

05 (NEU) James Blake – Limit to Your Love
[KATEGORIEN: ELECTRO / DUBSTEP / MINIMAL / SOUL. Der Musikexpress sagt, Jamie Blakes Musik klinge wie das fehlende Bindeglied zwischen The xx und Burial. Dieser James Blake wählte einen ähnlichen Ansatz wie Jamie Woon, auch wenn bei Blake eher das Elektronische im Vordergrund steht anstatt das Melodische und Stimmliche. Auch wenn sie so ähnlich mit Vornamen heißen: bitte nicht verwechseln! Denn sowohl Woon als auch Blake werden gerade von der britische Musikwelt hofiert, da sie beide britische Newcomer sind und spannende Musik machen. „Limit to Your Love“ ist übrigens eine Coverversion des grandiosen Liedes von (Leslie) Feist, allerdings heißt das Original von ihr „The Limit of Your Love“. Das Gute an diesem Song ist, dass James Blakes Cover nicht viel schlechter geworden ist, nur wird hier weniger gesungen. Doch wie auch Jamie Woon wie auch Feist hat James Blake eine wirklich gute Stimme!]

06 (NEU) Anna Calvi – Suzanne And I
[KATEGORIEN: INDEPENDENCE / POP / SINGER/SONGWRITER / DRAMA, BABY. Zwei weitere superbe Songs der schönen Britin mit italienischen Wurzeln finden sich in den TOP10 wieder, beide sind jedoch indie-rockiger als Platz 3 und erinnern weitaus stärker an PJ Harvey als an Shirley Bassey. „Suzanne and I“ ist opulent, schwelgerisch und doch lässig (wie ein guter Cold-War-Kids-Song), „Jezebel“, also die A-Seite der B-Seite „Moulinette“, klingt treibend, heiß und fordernd wie eine Flamenco-Tänzerin.]

07 (WE) Cold War Kids – Louder Than Ever
[KATEGORIEN: SEMI-INDEPENDENCE / ROCK / SOUL. Wiedereinstieg der vier Kalifornier aus Long Beach, die in den vorigen Zeilen schon zweimal nebenbei erwähnt wurden.]

08 (03) Sufjan Stevens – Djohariah

09 (NEU) Anna Calvi – Jezebel

10 (02) Sufjan Stevens – All Delighted People (Original Version)

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Tagversüßer Vol. 9

19/01/2011
Tagversüßer Vol. 9

Joan as Police Woman - The Magic

Joan As Police Woman mit „The Magic“.

Joan Wasser? Nie gehört. Wirklich nicht? Eigentlich schade. Sie war immerhin die Ex-Freundin des großartigen verstorbenen Jeff Buckley (of-„Hallelujah“-fame) und arbeitete in ihrer bisherigen Laufbahn als Sängerin, Songschreiberin und Musikerin mit Lou Reed, Tanya Donelly, Sheryl Crow, Sparklehorse, Dave Gahan, Elton John, Scissor Sisters, Antony and the Johnsons, Guillemots, Joseph Arthur, Rufus Wainwright und Lloyd Cole (siehe Wikipedia) zusammen.

Sie gehört eigentlich zur ersten Liga der sensiblen und gleichzeitig selbstbewussten Indie-Chanteusen mit Soul. Nur wird sie – im Vergleich zu ihren Kolleginnen Cat Power und Feist (letztere allerdings bei einem Major-Label unter Vertrag) unterschätzt. Sie wird seltener geliebt oder zumindest beachtet. Ihre Musik gleicht jedoch eher einem Liebhaberstück. Wer sich die Mühe macht, sie zu entdecken, wird sie nie wieder missen wollen.

Die zu selten gewürdigte Joan Wasser, die als Joan As Police Woman musikalisch betört und glücklich macht, veröffentlicht kommenden Freitag ihr drittes Album The Deep Field (2011), das vom Album-Artwork allein schon wegen des knallroten Tops, das sie dort trägt, auffällt. Weil’s sexy ausschaut, aber nicht zu sexy, und doch gleichzeitig melancholisch, aber nicht mehr so introvertiert wie auf dem Vorgängeralbum To Survive (2008), bzw. so hochnäsig/grummelig wie auf dem titellosen Debütalbum (2006).

Noch ein paar Vergleiche gefällig? Okay, Joan sieht ein wenig aus wie meine liebe Oberstufen-Englischlehrerin, wenn diese mal ihre Brille absetzt. Und sie singt ein wenig wie eine entspanntere Version der Róisín Murphy (Ex-Moloko-Sängerin, Solokünstlerin).

Das Musikvideo ist bezaubernd und zeugt von ihrem bisher versteckten Sinn für feinsinnigen Humor. Der Clip wurde vom Regisseur Ben Reed gedreht und erinnert aufgrund der subtilen Skurrilität ein wenig an Charlotte Gainsbourgs und Becks fantastisches Musikvideo „Heaven Can Wait“: Bodybuilder begleiten Wassers Alltag, sie kämmen ihr die Haare, lassen ihr Auto wippen, schneiden ihr mit einer Laubsäge Brotscheiben zurecht. Und sehr viele tote Fische werden zu Waffengeschossen. Sehr charmant, Miss Wasser!