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500 Wörter – 07.05.2011

07/05/2011

500 Wörter

Ich hatte seit gestern eine sehr anregende Chat-Unterhaltung mit einem 26-Jährigen gehabt, der sich auf der beliebten Gay-Bi-Community Planetromeo.com doch tatsächlich dummbrot (!) nannte. Von Toastbrot-Intelligenz jedoch keine Spur, stattdessen Charmanz und Wortwitz.

Zunächst war er auf meiner Profilseite drauf. Als ich sein Foto bei „meine Besucher“ sah, dachte ich nur: wow, so ein hübscher Mensch landet auf meinem Profil? Kurze/mittelkurze und mittelblonde Haare, hellblaue Augen. Nur 1,71m, passt super. Dann hinterließ ich ihm einen sogenannten Fußtapsen: „Zum Verlieben“. Keine fünf Minuten später antwortete er mit seinem Tapsen am mich: „süß“. Da musste ihm einfach zurückschreiben.

Während unseres Chats überlegten wir uns u.a., wie man Schwule ALS Schwuler bei Subkultur-Kritik necken möchte. „Diese Gays“ hatte dummbrot parat gehabt. Mir fielen „die Szene“, „Schwuppen“ und die Eigenkreationen „Schwuppies“ (schwule Hippies, schwule Yuppies) und „Schwustern“ (schwule Schwestern) ein.
Er war entzückt, meinte auch: „[N]a soweit ich weiß bin ich schwul..aber ich beschimpfe die anderen gern als gays..hab da so n zwang..;-).“ Einfach köstlich.

Er kommt ursprünglich aus Schweinfurt, was nicht unweit von Würzburg ist, allerdings wohnt er in Nürnberg. Er sei nur zu Besuch in SW. Dummbrot erklärte auch auf meiner Bist-du-Student-Frage hin: „[B]is vor 2 monaten war ich student ..nun bin ich arbeitsloser kotz bwl er….ein traum !!!“.
Ich dann so: „[B]wl? oh… öhm… :D“.
Dummbrot so: „Ja bwl. Das schrecken. Aber ich bin ne arme doofe wurst die sich da hin verlaufen hat und es durchgezogen hat. . .“. Naja, ich kenne auch Anti-Klischee-BWLer.

Und ein anderes Thema. Als Reaktion auf meine Komplimente, die ich – natürlich ernst gemeint – ihm auferlag, sagte dummbrot: „[O]h mein gott…so hat mich noch keiner bezirzt…und wer mir virtuell solche blumen schickt und charmant ist, der hätte durchaus auch im real live gute chancen mich zu beeindrucken…“.
Ich: „[D]as ist doch schön! […] und vor allem auf der charakterlichen ebene überzeugst du. ;)“.

Dummbrot: „[I]ch denke du wirst glühen wenn du meine super charmante seite und 1a charakter erst mal live erlebst. Bist du heute auf dieser posthallen party“? Er sprach von der „Gay Disco“ in der Posthalle.
Das war DIE Chance, ihn kennenzulernen, aber weil ich zu dem Zeitpunkt in Kreuzwertheim war und nicht so viel Geld hatte: „Oh, auf deine charmante Seite wäre ich sehr gespannt! 🙂 Öhm, weiß ich noch nicht. Wirst du in der Posthalle sein? :)“

Plötzlich war er offline. Ich schob Panik, weil sein vorerst letztes Lebenszeichen um 15:55 getätigt wurde, der Bus nach Würzburg aber schon um 17:24 fuhr: „neeeein, warum musst du jetzt ausgerechnet offline gehen??? ;).“ Fand mich mit einem Samstagabend daheim ab, schlief wenig später ein.

Erst um 20:30 oder so wachte ich auf. Eine dummbrot-Nachricht, leider zu spät um 18:22: „Ja ich werde dort sein :)“. Wollte ihm antworten, merkte jedoch, dass er während meines Schlafes am frühen Abend bereits sein Profil gelöscht hatte. Warum nur??? Ich blieb in Kreuzwertheim gefangen. Pech für ihn, dadurch entgeht ihm ein Live-Kennenlernen mit einem angenehmen Chatgesprächspartner. Dennoch: solltest du diese Zeilen lesen, melde dich wieder bei mir. Bitte!!!

UPDATE: TROTZ 500-WÖRTER-ÜBERTRETUNG SOLLTE ICH DAS HIER ERWÄHNEN: ER IST WIEDER AUF PLANETROMEO/GAYROMEO AUFGETAUCHT, DIESMAL UNTER EINEM ANDEREM NAMEN MIT EINEM ANDEREN WOHNSITZ UND EIN PAAR NEUEN PROFILFOTOS. ICH WEISS ZWAR NICHT, OB ER DIESEN POST JETZT GELESEN HATTE, ABER ES IST SCHÖN, DASS MAN IHN WIEDER ANSCHREIBEN KANN. UND, ACH JA, DIE POSTHALLEN-FETE FAND ER SO BLÖD, DASS ER TOTALES KOMASAUFEN BETRIEBEN HATTE. 😀

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500 Wörter – 04.05.2011

04/05/2011

500 Wörter

Keine Ahnung, wie er heißt.

Markus? Thomas? Irgendeinen gewöhnlichen Namen? Das Erste, was bei ihm auffällt, ist sein mittelbraunhaariger Bart. Für einen Dreitagebart zu ungemäht, für einen Rausche-Vollbart nicht ausreichend. Ein Zweimonatsbart?

Dabei ist Markus-Thomas sicherlich keine 35 Jahre alt. Neither am I. Ich besitze ebenso solch stachelige Gesichtszierde. Im Unterschied zu seiner sieht meine aber gepflegter aus. Auch aus Wertheim +/- Umgebung, steigt er immer an der Bushaltestelle bei der Kaufmännischen Berufsschule in Würzburg-Sanderau (neben der s.Oliver-Arena) aus. Alle anderen Dort-Aussteiger wohl blutjunge Schüler, höchstwahrscheinlich er auch. Er sieht zwar älter als 17/18 aus, andererseits: jünger als 17 isser bestimmt nicht.
Heute Morgen. Ich ergattere den letzten Fenstersitzplatz, befindlich direkt neben dem Hinterausgang des Busses. Unbeliebter Platz, es zieht dort oft. Trotzdem ist mir dieser Fensterplatz lieber als eine Sitzmöglichkeit am Buskorridor, für den man die Fensterplatzierten mühsam fragen muss, ob der Platz neben ihnen denn noch frei sei. Dieses Mal tat das auch Markus-Thomas bei mir. Sofortige Frage-Bejahung, alles andere wäre unhöflich/bescheuert.

Reue im nächsten Moment: Markus-Thomas mieft. Ihn umgibt eine unsichtbare Stinkwolke, passend zu seinem Bart-Wildwuchs, zur Bundeswehrjacke. Die unbehandelten kurzen Haare des schlanken Typen wirken zumindest nicht fettig. Ein junger Mensch, der wie ein Penner lebt? Schwachsinn. Wie könnte er sonst das Pendeln finanzieren?

Lese, während ich das Atmen durch die Nase deaktiviere, Mundatmung. Und nun beobachte ich besagten Sitznachbar rechts neben mir aus dem Augenwinkel. Hole meine Sonnenbrille heraus, einerseits ist die Frühsonnenstrahlung angriffslustig, andererseits kann ich noch weniger auffällig meinen Blick über Markus-Thomas wandern lassen. Erst überfällt mich die Neugier. Ich sehe, wie er seine angewinkelten Beine und überkreuzten Füße an den Sitz-Rücken vor über via Knie abstützt. Gefällt mir, da das ungewöhnlich und gewitzt ausschaut. Schwarze Hose mit riesigen Cargo-Taschen subtil-gräulichen Fleckenschleier, abgesehen davon wenig auszusetzen. Er scheint die Augen geschlossen zu haben, nach Kurzschlaf zu suchen. Die Art, wie Kopf sich manchmal nach unten neigt, um sich kurz darauf wiederaufzurichten mit Nasen-Schnaufgeräuschen, ist süß. Sein Gesicht ist auch nicht hässlich.

Die Geruchsignoranz klappt nicht ganz. Schließlich gewöhne ich mich doch an seine Duftmarkierung und werde ganz benommen. Plötzlich zirkulieren schmutzige Gedanken in meinem Kopf. Die Vorstellung, jetzt im Bus meine Hand auf seinen angewinkelten 45°-Schritt zu legen, seinen Unwohlgeruch bewusst nasal aufzusaugen, seinen nackten/ungewaschenen Bauch zu streicheln… Kriege sofort einen Ständer. Die Beule kann ich zum Glück irgendwie verstecken. Puh, wie unartig. Das Versiffte an ihm plus das Niedliche an seinem Verhalten, geil.

Beim nahen Hingucken fällt auf, wie gar nicht hässlich er eigentlich ist. Ist in Besitz einer süßen Nase und schönen Lippen. Je mehr ich sein Gesicht begutachte, desto mehr vergesse ich die Schmutzfantasien. Ständer-Ende, Neugier wieder. Hoffentlich macht er seine noch geschlossenen gleich auf, aber nicht so, dass er meine langminütige Observation bemerkt. Hat er, passenderweise, auch braune Augen? Oh, Überraschung. Blau. Oder Grün. Oder Grau. Unerwartet wunderschön. Fast da an seiner Haltestelle. Jetzt. Bustür öffnet sich, er geht raus, sagt unerwartet mit hoher Stimme „Tschüss“, was ich mit trockenem Hals nachplappere. Dann, weg. Don’t judge a book by its cover.

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500 Wörter – 30.04.2011

30/04/2011

500 Wörter

Wie ihr wisst, wohne ich zurzeit nicht in Würzburg, in der Stadt, in der ich studiere und im Grunde eigentlich „lebe“. Dass ich seit Oktober 2010 in Kreuzwertheim wohne, im Ort meiner Kindheit und Jugend, aber in Würzburg Student bin und aufs Pendeln angewiesen bin, das können viele Freunde und Kommilitonen nicht verstehen. Zu Recht.

Damals schon haben mich die Leute, die ich gerade erst durch das Studium kennengelernt hatte, bemitleidet. Der Arme, dann kann er nie das Studentenleben leben, nie einfach mal nach Hause kommen, ohne eine Stunde durch die Busfahrt verschwendet zu haben.

Am Anfang meines Studiums, vor knapp vier Jahren, musste ich auch schon pendeln. Im ersten Semester fuhr ich täglich werktags ganz früh um 6:40 nach Würzburg und musste jene Stadt auch schon wieder um 18:15 verlassen. Das sind die Abfahrtszeiten des ersten und des letzten Busses, welche mich direkt nach Würzburg, bzw. Wertheim befördern.

Doch nur in Wertheim hält der WE-WÜ-Bus. Um heimzukommen, muss man wegen der miesen ÖPNV-Infrastruktur zwischen dem bayrischen Kreuzwertheim und dem baden-württembergischen Wertheim (1,5km Entfernung) noch zusätzliche Wege und Mittel finden. 20 Minuten zu Fuß. Gefahren werden. Selber fahren (per Rad oder per Auto des Vaters, wenn er im Sommer zur Arbeit radelt und das Auto verfügbar ist). Zugfahren dauert aufgrund der Umwege, dem Abpassen vieler Mini-Käffer auf der Strecke länger. Teurer auch.

Ein Auto selbst besitze ich nicht, bin auch nicht an einem eigenen interessiert. Das von meinem Vater kann und will ich nicht immer benutzen. Aus Umweltschutz-Gründen zum Beispiel.

Das mit dem Pendeln war ganz sicher nicht einfach, manchmal redete ich mir das schön. Sagte Sachen wie: ja, dann kann ich aufgrund der zeitlichen Begrenztheit des Aufenthaltes meinen Tag besser strukturieren. Oder: ja, dann komme ich halt auch wach in der Uni an. Frühs kann man tatsächlich schlecht auf den Bussitzen einschlafen. Aber im Grunde ist das Pendeln nervig und vereinsamt einen, da ich niemanden von den aus Wertheim und Umgebung kommenden Studenten kenne, der das zurzeit genauso macht.

Noch alles ab dem 2. Semester: Herrn Leo kennengelernt, von ebendiesem Kommilitonen mich überreden lassen, sich ein Zimmer in jenem Wohnheim zu besorgen, in dem er auch wohnt(e). Darin sind viele Wohnungen aufgrund der schlechten Lage frei. Ratzfatz ein Zimmer erhalten, in einer 2er-WG innerhalb des Wohnheims. Ein Jahr lang mit dem muskulösen, lernfleißigen, mittelfränkelnden, selbstbewussten, aber herzlichen FH-BWL-Studenten Achim gewohnt, der dann zwecks Zusammenwohnens mit Freundin auszog. Dann ein halbes Jahr lang dieselbe Wohnung mit dem farbenpolitisch ähnlich tickenden, unkomplizierten, ruhigen, leider unkollegialen, sich oft zurückziehenden Neustudenten Biochemie-Studenten Clemens geteilt.

Ab Semester Nr. 6 ein halbes Jahr lang als Zwischenmieter in der 3er-WG in der Altstadt gewohnt. Mit der bereits gekannten, superlieben, oft fröhlichen Englisch-Kommilitonin Chrissie gewohnt, aber auch mit der neu kennengelernten FH-Soziale-Arbeit-Frau Anna. Letztere war aber andere als sozial.

Danach aber keine Anschluss-Wohnung gefunden. Und heute gab es eine Wohnungsbesichtigung. Eine vielversprechende 1-Zimmer-Wohnung in Würzburg-Heidingsfeld. Eher teuer, aber sehr schön. Mal was Neues, kein Bock mehr auf Wohnheime oder WGs. Mal abwarten, ob ich „genommen“ werde. Hoffentlich!

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Bus Passenger Staring Out

13/01/2011

Mir war eines Tages während einer Busfahrt langweilig. Da habe ich einen wildfremden Jungen mit gestreifter Mütze fotografiert, der gegenüber von mir saß und aus dem Fenster herausblickte…


Bus Passenger Staring Out“

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