Posts Tagged ‘moldo’

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500 Wörter – 23.06.2012

23/06/2012

Knutschfleckterroristinnen

 

 

 

Um kurz vor 21 Uhr komme ich am Freitag (22.06.2012) hier am Wohnheim von Mara und ihrer BFF Moni an.

 

Dort steht schon ein heterosexuelles Pärchen am Eingang, das anscheinend auch nicht durch die Tür kann. Es fragt mich: „Hey, do you live here, and have a key?“ Ich: „No, no, I’m just a guest, too! But I’m gonna call someone who lives here and can open the door for us.“ Ich rufe Moni an und freue mich geradezu auf das Gesicht des Pärchens, wenn es merkt, dass ich sehr wohl Deutsch kann. Und, tatsächlich, es lacht!

 

Das Pärchen und ich fahren Aufzug, irgendwie eng hier. Oben im Fernsehraum dann ist die Hölle los, denn Deutschland spielt gegen Griechenland im Viertelfinale. Ich sehe Moldo und Charlie, doch die anderen sind nicht am Public Viewing. Ich rufe Moni nochmal an, sie führt mich zu Maras Apartment, wo sich der Rest der Geburtstags-Feier-Truppe auch befindet.

 

 

Hallo, Daviiid! Hey, Tomek! Sers, Mara und Moni! Werde außerdem einem Anzugtypen vorgestellt, der zwar nach Klischee-Jurist und Klischee-Burschenschaftler aussieht, aber in seiner Trunkenheit verdammt knuffig ist. Dann eine sehr hübsche erdbeerblonde Kommilitonin (High Heels zu rotem Deutschland-Trikot) von Moni. Sympathisch und putzig! Ebenso freundlich und süß ein Kommilitone von Moni, der sehr neugierig ist in Sachen Queerness und mich deswegen etwas ausfragt.

 

Nebenbei läuft im Ersten das Fußballspiel über einen winzigen Röhren-Bildschirm und keiner von uns starrt permanent darauf. Mara macht sich die ganze Zeit nass als Barkeeperin und Geburtstagskind des Abends. Ein sehr alter redseliger Mann ist kurz in ihrem Zimmer und assoziiert die Sektdusche mit Formel 1.

 

 

Nun ist das Fußballspiel vorbei, vier deutsche Tore gegenüber zwei griechischen Toren. Während wir im Apartment uns eher gefasst über den Sieg der Deutschen freuen, ist im schalldichten Public-Viewing-Gemeinschaftsraum sicherlich die Hölle los. Wenig später kommen auch andere Freunde und Bekannte von Moni und Mara.

 

Der französische Austauschstudent Daviiid macht sich erst halbnackig und mit seinen Bauchmuskeln die bauchhaarigeren Tomek und Thomas dezent neidisch. Anschließend geht er einen perfiden Geschlechtertausch ein, um später zu einer Cross-Dressing-Party zu gelangen. Aus Daviiid wird die Haarschleifen tragende Ramona.

 

Während die meisten, besonders die Mädels im Raum, dies witzig vom sowieso schon humorvollen Daviiid finden, schauen die drei fremden Jura-Schönlinge deswegen eher pikiert drein. Einer ist tatsächlich sehr schön, aber so ekelerregend selbstverliebt, dass es auch nicht mehr überraschte, dass alle drei sich ohne Verabschiedung so einfach aus dem Staub gemacht haben. Moni ist sauer.

 

 

Irgendwann merke ich, dass ich nicht so betrunken bin, wie ich einst werden wollte. Betrunkenheitsskala: 4 von 10. Während ich mit Moni (tolle Brüste!) und Charlie (toller Intellekt/Humor!) flirte, beißt mir Mara fast meinen Hals ab beim verzweifelten Versuch, einem mittelhellhäutigen Menschen wie mir einen dunkelroten Knutschfleck anzuhängen. Die love bites mancher Männer hingegen sind viel angenehmer. Selbst ich bin bei anderen anscheinend gut darin.

Und der eine ruhige Kerl wird in Kombination mit Fußball und Alkohol zum exzentrischen Kerl, der aus dem Taxi später herausstolpert, fast auf das Gesicht fällt. Ist zum Glück nichts passiert.

 

 

h1

500 Wörter – 15.06.2012

15/06/2012

 

 

Sushi-Essen als eine Art Frühstück habe ich mir um 15 Uhr echt verdient.

 

 

War heute um halb 7 aufgestanden. Dann geduscht, kaum Zeit für Kaffee und noch weniger für Essen. Angezogen und raus aus dem Haus. Glücklicherweise war ich so früh losgefahren, denn ich musste pünktlich vor 8 Uhr erscheinen. Das Leben schwer machen dir bei währenddessen manche Autofahrer, die auf einer Landstraße ohne Geschwindigkeitsbegrenzung (d.h. minimal 100 km/h) mit 70 trödeln, stockender Verkehr durch Wolle-alle-zur-Arbeit-Rush-Hour in der Innenstadt oder verpasste Straßenbahnen.

 

Ich musste heute ausnahmsweise mal früh morgens nach Würzburg fahren. Und nicht wegen der Uni, sondern wegen des Nebenjobs. Eigentlich hätte ich gar nicht heute ab 8 Uhr morgens arbeiten müssen. Normalerweise schaffe ich nur mittags und das meistens an einem Samstag, manchmal freitags und sonntags. Ich musste aber einspringen, da ein Arbeitskollege von mir heute auf eine Beerdigung musste und dieser sonst kein anderes Helferlein als Ersatz fand. Also sprang ich ein, rein in die kalte Suppe der Disziplin.

 

In letzter Zeit arbeite ich viel. Seit letztem Freitag hatte ich nur zwei freie Tage. Da vergisst man manchmal leicht, dass ich Student bin. Freitag, Samstag, Sonntag. Montag frei, da aber Uni gehabt. Dann Dienstag und auch Mittwoch gar. Ich musste extra die Übung Landeskunde Australia schwänzen. So ein Scheiß. Donnerstag zum Glück keine Schicht gehabt, dafür aber eben Uni. Und diesen Freitag halt!

 

 

Das war früher nie so, da hatte ich maximal dreimal am Wochenende am Stück malocht, das war’s. Nun aber kann der eine von vornherein nur dreimal an einem Monat und der andere ist kurzfristig ausgefallen. Die nächste heiratet und die andere holt sich eine Gehirnerschütterung. Bleiben nicht mehr viele verfügbare Arbeitskräfte übrig und so ist auch der Spielraum für den Arbeitsplan so gering wie noch nie geworden.

 

Also muss man manchmal die Zähne zusammenbeißen und darf sich auch trotz gelegentlich hohem Kundenandrang nicht verrückt machen lassen. Musste halt länger und öfter da sein, zusammenhalten. Doch heute war es bis 12 Uhr ganz angenehm zu arbeiten. Ich und meine Chefin und nur vereinzelt Kunden. Rieke konnte um 10 nicht kommen, immer noch zu zweit dort. Nicht schlimm. Dann kam Moldo um 12 und brachte quasi die Kunden mit. Um 15 Uhr wurde ich jedoch vom Workaholism erlöst, dann erschien Moni. Juhu!

 

 

Wir gingen zu meinem Lieblings-Sushi-Restaurant nushu. Ach, die Frau ist zum Knuddeln! Nicht nur Moni meine ich, natürlich, auch die, äh, Besitzerin des Sushi-Ladens. Geile Maki mit Kürbis, Gurke oder Avocado, die sich in Sojasoße, Kohl und Wasabi wie ein Schwamm aufsogen, konnten den ganzen Arbeitsstress der letzten Tage gänzlich vergessen machen. Außerdem schwamm meine eh schon verwöhnte Zunge in einem See voller Bubble-Milk-Tea, Caramel Flavour und Coffee Jelly.

 

Währenddessen erzählte Moni mir Geschichten von ihren Alk-Exzessen, von ominösen Burschenschaftlern und Juristen (oft beides seiend) und prahlte mit ihren acht Foto-Apps. Ach ja, für den arbeitenden Moldo sollte ich auch noch ein paar Maki mitbringen. Ach, Moni ist die Beste! Und jetzt habe ich erst einmal acht Tage frei. Bis später, Zauberberg und gay.volution

 

 

 

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500 Wörter – 23.04.2012

23/04/2012

Feieressen

 

 

Alter, da ist man mal keine 12 Stunden offline von Facebook, und schon hat man – 14 (!) neue Benachrichtigungen. Die meisten kommen von meinen lieben Nebenjob-Kollegen, denn einberufen wurde eine weitere „Mitarbeiterversammlung“, weil „der letzte Abend so furchtbar angenehm war“.

 

 

Was geschah am letzten Abend? Meine Chefin lud uns 13 MitarbeiterInnen letzten Samstag zum Abendschmaus in das leicht versteckte Restaurant Vogelpeter ein. Und obwohl meine Chefin uns alle die Speisekarte per E-Mail zugeschickt hatte, konnten wir uns nur schwer entscheiden, was wir zu uns nehmen wollten.

 

Fast alle Gerichte lasen und hörten sich famos an, selbst die eher kurze „kein Fleesch“-Abteilung war geil und so wurden von uns drei Vegetariern leider die Ofen-Aubergine verschmäht, Vio und ich entschieden uns für Gemüselasagne und Fleischtomate (haha!). Und der dritte Veggie verbündete sich mit der einzigen Zwangs-Veganerin des Teams M-Eike und wählte eben das tierproduktfreie Gericht mit Hirse, Äpfeln, Pinienkernen und frittiertem Blattspinat. Oder so ähnlich. Aus dem Mund der Kellnerin („Juliaaaaaa!“ (meine Chefin)) klang dies jedoch weitaus eloquenter und leckerer.

 

Ich durfte kurz bei Rico probieren und war begeistert von seinem veganen Essen, das sich weniger spannend liest, als es tatsächlich geschmeckt hat. Auch mein Gericht war göttlich. Und alle anderen Fleischmampfer am Tisch waren von ihren Bestellungen ausnahmslos entzückt.

 

 

Der Grund fürs Beisammenkommen? Einerseits, um auf die Kündigung zweier im gesamten Team eher unbeliebt gewesenen Mitarbeiter zu trinken. Fies, aber gerechtfertigt. Andererseits, um den besten Wochenumsatz seit Bestehen des Ladens (2007) zu feiern.

 

Bis auf drei Personen kamen alle, was trotz der fehlenden drei doch zeigte, wie harmonisch es mittlerweile bei uns im Team zugeht. Ich bin zwar noch nicht lange mit dabei, immerhin der Neunt-Dienstälteste, habe aber durchaus oft schon beim Mitgehören von Gossip-Wiederaufbereitung durch z.B. Moldo  erfahren, dass unser Laden seine Höhen und auch Tiefen hatte, hauptsächlich eben personeller Natur.

 

Ich weiß, es klingt gerade alles sehr nach Friede, Freude und Eierlikör-Kuchen, aber wer an jenem Samstagabend anwesend war, konnte nicht übersehen, wie sehr wir zu einer Art arbeitstechnische Ersatz-Familie zusammengewachsen sind. Selbst die Neulinge wie z.B. Vio wurden sofort und liebevoll mit offenen Armen aufgenommen, da sie einfach zu uns passen. Und dass wir pausenlos von uns gegenseitig Schnappschüsse machten…Menschenskinder!

 

 

Noch unglaublicher war es, meine Chefin außerhalb unserer Arbeitszeiten zu erleben. An sich schon hat sie die Attribute „cool“, „taff“, „verantwortungsvoll“, „fürsorglich“ und ganz besonders „menschlich“ weg, doch je mehr sie auch mithilfe des Grauburgunders und Co. in ausgelassene Stimmung geriet, desto mehr Spaß machte es uns, ihr beim Gast-Mixen von Shots (mit ausdrücklicher Genehmigung der mit ihr befreundeten Gastgeber) für uns zuzuschauen oder ihren trockenen Humor und ihre markige Lache zu hören.

 

Umso größer war auch unser schlechtes Gewissen, Drinks bestellen zu dürfen ohne Limit. Aber wird durften. Die Tatsache, dass das vor fünf Jahren auf die Beine gestellte Projekt meiner Chefin endlich Umsatz-Früchte trägt, holt die Endsumme schnell wieder ein. Vielen Dank für alles! Und dass ich neben der tollsten Chefin der Welt die tollsten Mitarbeiter des Universums habe! Betrunkenheitsskala: 0,25 von 10 (ich musste fahren).

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500 Wörter – 03.03.2012

03/03/2012

bombe

 

 

Gestern Nacht. Drei Clubs in Würzburg besucht. Rückwärts nacherzählt.

 

 

Hilfe, es ist vier Uhr morgens! Und ich bin nüchtern! Betrunkenheitsskala: 0 von 10.

 

Gut, dass bei der Routine-Polizeikontrolle die zwei Polizisten entgegen meinen Erwartungen recht umgänglich und anti-hartherzig waren. War auch nichts zu beanstanden.

 

Mich nach melancholisch machenden Gesprächsthemen von Moldo und Freunden wie dem knuffigen Jura-Phil verabschiedet. Gehe zu Papas am Hauptbahnhof geparktem Wagen.

 

 

Angesprochen werden Moldo und ich, während wir auf die anderen warten, von einem Typen, der sich redlich Mühe macht, nicht so besoffen zu wirken, obwohl er es ist. Ein gewisser David aus Nürnberg, den ich irgendwie attraktiv finde, lästert über die „dumm von der Seite anquatschenden“ Türsteher vor der Bombe.

 

Der letzte von den zwei einzigen guten Titeln in der Bombe wird gerade gespielt: „Rocker“ von Alter Ego. Vorher: „Hip Hop“ von Dead Prez.

 

Ich habe die perfekte Beschreibung der Bombe-Zielgruppe: Eine Mischung aus Männer-Schicksen aus dem Studio und Prolls aus dem Airport. Ganz wenige hippe René-Leute und kaum alternative Laby-Gänger. Eigenartiges Club-Feeling hier.

 

Wir sind zu cool für diesen Laden. Tanzen kann man hier kaum, man eckt zu oft an andere Tänzer hier an, so voll hier!

 

Wir laufen zur Bombe. Währenddessen exerzieren die Jungs wieder den metaphorischen Schwanzvergleich, verlagert aufs Können im PS3-Zocken (FIFA 11? Pro Evolution Soccer?).

 

 

rené

 

 

 

Müssen wir denn jetzt schon gehen?

 

Ich glaube, der Abend wird nicht besser. Obwohl ich früher so oft über das berlinerisch wirkende Café zum schönen René gelästert habe, hier gefällt es mir eigentlich ganz gut.

 

Den anderen gefällt es nicht so sehr hier. Der spät gekommene Moldo fühlt sich von den Massen der Leute förmlich in die Ecke gedrängt, will wieder weiterziehen.

 

Das Tolle am Café zum schönen Réne ist, dass man immer von sympathischen und leicht betrunkenen Menschen angesprochen wird. Dieses Mal: ein ziemlich groß gewordener Skater-Typ aus meiner damaligen Schule kennt mich von früher vom Sehen. Addet mich noch hier und heute via Smartphone auf Facebook.

 

Ich als Ex-Skeptiker habe mich tatsächlich an den starken Hipster-/Streetwear-Hedonisten-Überschuss, die vor sich hindudelnde Funk-Rap-Instrumental-Musik und die relative Dichte an Menschen pro René-Quadratmeter gewöhnt.

 

 

laby

 

 

Endlich wieder draußen. Das war ja der mit Abstand schlimmste Laby-Abend überhaupt!!!

 

Mein zweites Bier habe ich leergemacht. Zeit zu gehen.

 

Moldo simst mir, ich solle doch ins Réne gehen, er kommt nicht mehr ins Laby. Wird gemacht.

 

Mein erstes Distelhäuser Pils vom Doppeldecker-Angebot leergemacht. Früher fand ich das Laby immer so lustig. Aber ohne bekannte Gesichter um dich herum – außer Binos heute abgelenkter Kumpel Fabian – ist es gruselig hier. Als Solo-Mensch merke ich: bin viel zu unpunkig. Und wer hört sich denn freiwillig Punkrock der 90er- und Nullerjahre noch an?

 

So, wo steckt nun Arbeitskollege Rico?

 

Hmm, ein paar sexy Typen laufen durchaus herum. Aber neben einem Strahlemann steht wieder ein besoffener Heini oder ein übergepiercter oder übergeschminkter Kerl. Oder ein Emo. Oder ein fettes Emo-Girl.

 

Vier Euro in der Diskothek Labyrinth gezahlt, da nach Happy Hour gekommen, ging wegen meiner Einspring-Abendschicht nicht anders. Dafür: Handrücken-Stempel. Ich hoffe, der Abend wird was.

 

 

h1

500 Wörter – 21.02.2012

21/02/2012

Den Biertümpel regierten Rumänen, ein Pole, Franzosen, eine Südkoreanerin, ein Brite und ein Laote. Jedoch keine Vollblut-Deutschen!

 

 

Ich sitze hier alleine im Sushi-Laden NUSHU Take Away und habe mittlerweile herausgefunden, dass man diejenigen Getränke, über die ich gestern geschrieben hatte, Bubble Tea nennt. Oder in der Milchmischversion Bubble Milk Tea. Denn den Eistee mit den fruchtigen Perlen gibt es hier auch. Währenddessen denke ich an den gestrigen Abend mit dem Moldo zurück.

 

 

Nach unserer gemeinsamen Schicht, die diesmal zum Teil nervenaufreibend war, wollten wir uns noch einen Ausgeh-Abend gönnen. Aber zunächst fuhren wir zu ihm heim, duschten, nacheinander natürlich. Und wir Konsumierten Shisha und Sandwiches zu „Switch reloaded“ beim Spätabendessen.

 

Für ein paar Tage zu Besuch war auch GuiGui, eine irisch aussehende Französin. Sie kam natürlich auch mit.

 

 

Weil das Nachtleben an einem Montag in Würzburg eher mau ist, gab es nicht viel zur Auswahl. KamiKatze am Montag? Igitt. Eigentlich hatten wir vorgehabt, ins Brauhaus zu gehen, aber dort ereignete sich gerade irgendeine ominöse Faschings-Striptease-Show.

 

Vom Biertümpel habe ich schon einiges von manchen meiner Freunde gehört. Angeblich wurden damit immer Exzesse, Alkohol-Endstationen und Abgefucktheit in Verbindung gebracht. Als ich jedoch mit den anderen hereinging, war ich zunächst enttäuscht. Keine überaus vielen alten Säcke, die sich an der Theke vor dem Absturz vom Barhocker feststützten. Es gab auch keine verrotteten Tische mit eingeritzten Weisheiten.

 

Stattdessen gibt es täglich Bier-Angebote. Am Montag z.B. gab es zwei Lager zum Preis von einem, was ich natürlich gleich zweimal wahrnahm. Zwei von Moldos Freunden waren auch schon da, das unkonventionelle Pärchen (in dem Sinne, dass sie angenehm anti-überverliebt schienen, ich erst später herausfand, dass sie zusammen sind): bestehend aus dem haarigen und lustigen Tomek und der Gepardenmusterschal tragenden Stoner-Rockerin Moni.

 

 

Letztere war Mentorin einer Gruppe von französischen Austausch-Studenten, die beim sogenannten ERASMUS-Programm mitmachen. Sie nannte sie „ihre Schäfchen“: zum einen hätten wir die Südkoreanerin Bora, auf die Asien-Fan Moldo sehr stand. Bis zur Erkenntnis, dass sie nur vom Weiten und außerhalb von Fotos gut aussah. Eingekastelt war sie zwischen dem extrem betrunkenen Davide, der oft den Kopf hängen ließ oder auf dem Tisch abstützte, und dem schweigsamen und dem bildschönen, aber schweigsamen/gelangweilten/skeptischen Aubert. Gegenüber von den drei saß der lockere Christian, der noch am meisten mit mir sprach.

 

Neben ihnen saß auch Charlie aus Oxford. Es dauerte ein wenig, bis ich mit dem Briten gesprächsmäßig warm wurde, auf Englisch UND auf Deutsch. Aber der Rotblondschopf stellte sich letztendlich als cleverer und witziger Zeitgenosse heraus. Er war geradezu beleidigt, als ich ihn optisch mit Ed Sheeran verglich.

 

 

Die Zeit verging wie im Fluge, sodass wir nach dem Bier und der gewöhnungsbedürftigen Tasse Grog (inklusive wirklich heftiger Rum-Düfte) um ca. 2 Uhr das Lokal wieder verließen. Charlie und Moni gönnten sich, obwohl kaum dicht, noch jeweils einen Döner im…McDöner.

 

Kaum ein paar Schritte draußen, sprechen uns vier faschingsmäßig verkleidete und versoffene Banksitzerinnen an, die fragten, woher wir den Döner hätten. Wir verwiesen auf den Dönerladen, woraufhin alle vier Mädels von der Bank nacheinander aufsprangen und blitzschnell zum Laden rannten.

 

 

Ich hingegen hatte nur zwei Bissen von Monis Veggie-Döner gegessen, denn: Betrunkenheitsskala: 3 von 10.

 

 

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500 Wörter – 11.02.2012

11/02/2012

Assholder nicht im Bild 01

„Hallo! Ich bin Sray, Moldos Arbeitskollege, und ich bin…uncool.“ So in etwa habe ich mich bei zehn (?) mir zuvor unbekannten Leuten vorgestellt und habe sofort die Herzen vieler von ihnen gewonnen, glaube ich.

Als mich jeder beim Eintritt in Moldos Wohnzimmer angeschaut hatte, als ich hereinkam, war mir spontan nichts Besseres eingefallen. Aber von vornherein bodenständig zu sein, und zu wirken, bewahrt mich oft vor Gefahren der Selbstüberschatzung. Mit jener Attitüde schaffte ich damals auch den zweiten Platz beim Pokern, auch in der Moldo-Reni-Wohnung damals. Diesmal durfte ich einen weiteren Teil von Moldos großem Freundeskreis kennenlernen.

Dies kam so zustande: ich brauchte nach dem Konzert von Gisbert zu Knyphausen, das ich unbedingt besuchen wollte, einen Schlafplatz. Der letzte Zug nach Wertheim fährt ja bereits um kurz nach halb 9. Ich bin nach dem Erstellen meines Donnerstag-Blogeintrags zu meinem Arbeitsplatz gegangen, wo Moldo gerade gearbeitet hatte. Ich fragte, ob es möglich wäre, bei ihm zu übernachten. Er bejahte dies, fügte aber hinzu, dass er noch Ausgehpläne für den nächtlichen Donnerstag hatte. Außerdem wollte er vorher noch Leute zu sich zum Vorglühen einladen. Die Längerziehung der Nacht machte mir natürlich nichts aus.

Nach dem bereits berichteten Konzert (10.02.2012) ging es nach Grombühl. Überspringen wir auch die anfangs erwähnte Selbstvorstellung, die manche erfreulicherweise „sehr originell“ fanden. Das kollektive Vorglühen beinhaltete (Schwarz)Bier, puren Kirschlikör (uff!) und Wein, welcher mir verwehrt blieb, da bereits von den anderen ausgetrunken. Alle drei Alkoholika wurden vom langhaarigen lockigen Adri gemixt aus einer Müsli-Schüssel gesoffen. Angeblich, weil Gläsermangel herrschte. Ein einziges Chaos war die Weiterreichung der zwei Shisha-Pfeifen, was sich dadurch bemerkbar machte, dass Moldos Mitbewohnerin Reni immer übergangen gefühlt hatte. Wahrscheinlich war sie nur damit beschäftigt, die Federn aus dem Daunenkissen zu ziehen.

Youtube spielte insofern eine ebenso große Nebenrolle, als dass die Seite als Alleinunterhalter diente. Nach Metal und Stoner Rock wurde die Trash-Phase mit dem schrecklichen „Ai Se Eu To Pego (Nossa Nossa)“ von der „Latino-Schwuchtel“ (sagte einer der Jungs) Michel Télo eingeläutet.

Assholder nicht im Bild 02

Ohne Reni und manchen der Mädels und Boys ging es zu acht (oder so) in das von mir so hassgeliebte Café zum schönen René. Mode-Hipster, Glamour-Girls, Baggy-Boys und andere alternative Menschen waren dort im Laden, der, wie immer, viel zu klein für Disco war. Die Musik war wieder ein undefinierbarer Mischmasch aus Remixen von Dubstep-Tracks, Funk und was auch immer.

Erst einmal Gin Tonic. Eine Begegnung der besonderen Art ereignete sich auf der Toilette, als mich ein betrunkener und großgewachsener Bio-Student im Snowboarder-Baggy-Style an den zwei Pissoirs ansprach. Die Hete war sexy! Noch lustiger war die Tatsache, dass Moldo und seine ebenso heterosexuellen Kumpels überaus neidisch waren, als plötzlich drei Semi-Schicksen um mich herumtanzten und mich ansprachen. Die Jurastudentinnen flirteten offensichtlich mit mir. Ich fühlte mich geehrt!

Assholder nicht im Bild 03

Als das Licht ausging, ging es minimalbeschwipst wieder zu Moldo. Dieser kochte für mich eine Ramen-Nudel-Suppe, die mich davor bewahrte, sofort/gekrümmt auf seiner Couch einzuschlafen. Danke nochmal! Dafür pennte der schönhaarige Jura-Philipp später während Sexgesprächen ein und fast auch der Assholder. Betrunkenheitsskala: 4 von 10.