Archive for the ‘avantgarde’ Category

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500 Wörter – 15.01.2012

15/01/2012

Kinderkino zum Zweiten!!!

 

Ich denke, ich muss heute noch einmal über die 2011er-US-Neuerfilmung Verblendung (The Girl with the Dragon Tattoo) mit Daniel Craig und Rooney Mara schreiben. Zwei Aspekte dieses Films habe ich gestern unterschlagen: erstens den Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross, zweitens, dass ich von Regisseur David Fincher natürlich auch Fight Club, und nicht nur The Social Network, gesehen habe.

 

 

Fight Club vs. Verblendung/The Girl with the Dragon Tattoo

 

 

Ich war Ende des Jahres 1999 erst 12, als der FSK18-Film Fight Club in die deutschen Kinos kam. Ein erfolgreiches Jahr für semi-anspruchsvolle Kinofilme wie Matrix und The Sixth Sense war das. Fight Club hingegen sah ich erst Jahre später auf DVD – Audiokommentar ist sehr empfehlenswert – und fand ihn auf Anhieb geil. Die Handlung, die Bild-Ästhetik Finchers, das an- und ausgezogene Gesamterscheinungsbild von Tyler Durden (Brad Pitt), überhaupt die düster schwelende Homoerotik: top! Und die Rollen von Helena Bonham Carter und Meat Loaf sind sowieso Kult.

 

Fight Club ist von allen drei gesehenen Filmen David Finchers mein Lieblingsmovie und sicherlich auch Favorit der meisten Fans und vieler Kritiker. Obwohl ich auf Anspruch in Filmen stehe, ist mir körperlich sichtbare Spannung (wie in FC) ausnahmsweise doch lieber als psychologische (TSC) oder detektivische (Verblendung). Wobei man Fight Club auf keinen Fall auf die Actionszenen herunterbrechen darf, sein mitreißender Schwarzhumor und seine perfide Gesellschaftskritik sind nicht zu unterschätzen.

 

Wo die Bildsprache bei Verblendung eher unterkühlt und olivgrün-schwarz-weiß ist, kommt Fight Club heißblütig, rot-braun und dreckig-zynisch herüber. Außerdem basiert er direkt auf einer Buchvorlage (von Chuck Palahniuk), anstatt auf einem Originalfilm einer Buchvorlage zu basieren (Stieg Larsson). Ebenso fällt es schwieriger, mit den Figuren in Verblendung zu leiden als bei Fight Club: gut statt brilliant gemacht.

 

 

O.S.T.

 

Die experimentell-elektronische Filmmusik von Trent Reznor und Atticus Ross, die an das Debütalbum von Nicolas Jaar (Space Is Only Noise) erinnert, ist auch passabel. Wobei: das Schaben und Dröhnen der Dark-Ambient und Post-Industrial-Musik ist manchmal zu viel des Guten. Erstaunlich, dass der gesamte Soundtrack mit mehr als 173 Minuten (!) länger als der Film (158 Minuten) geht. Ich habe mir heute Nachmittag diese fast drei Stunden (in Tonträgerform in drei CDs aufgeteilt) angehört, und bin zu dem Schluss gekommen, dass Reznor und Ross letztes Jahr ihre Academy Awards verdientermaßen erhalten haben, hier den nächsten soliden Kompositionsbeitrag abgeliefert haben, aber nicht nochmal belohnt werden müssen. Immerhin: in das sehr ernste Thriller-Drama Verblendung passt das atmosphärische Grollen zu besonders spannenden Filmszenen eher als zum Facebook-Dialogfilm.

 

Ich denke, ich werde mir den Film in Zukunft nicht mehr so oft anschauen, höchstens dann einmal im Originalton, um zu sehen, wie Briten und Amis schwedische Figuren verkörpern. Und um mich tatsächlich zu vergewissern, dass ich mich nicht geirrt hatte, darin wirklich einen Penis gesehen zu haben.

 

 

Um eine Brücke von Verblendung aus zu schlagen: Christopher Plummer (…Doctor Parnassus) und Goran Višnjić (Emergency Room) spielen nicht nur beide darin mit, sondern auch in der Tragikomödie Beginners, die ich zufälligerweise nur einen Tag nach dem Kinobesuch, gestern, geschaut habe. Wie Beginners war, erzähle ich morgen.

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500 Wörter – 27.05.2011

27/05/2011

500 Wörter

Ich habe mir heute die VISIONS zwei Tage nach dem Erscheinungstag endlich geholt. Während der musikexpress ein breites Spektrum an Pop-, und Indie- und (neuerdings verstärkt) Elektro-Mucke abdeckt, hat die spex oft einen Hang zu Nörgelkultur und experimentell-anspruchsvollen Künsten. VISIONS hingegen bedient schwerpunktmäßig die weniger Hipster-verdächtigen Genres wie Metal, Hardcore, Punk, Postrock, Alternative-Rock der 90er und auch weniger schroff Rockiges. Im Gegensatz zur oft verkalkt und spießig wirkenden deutschen Version des Rolling Stone, die ich mir nur manchmal kaufe, haben die restlichen drei Musikmeinungsführer in der Offline-Welt mich musikalisch sozialisiert und mein Wissen bisher sehr schön aufgefüllt, was kein Musikblog bisher in dem Maße geschafft hat.

Es fing jedoch alles mit dem musikexpress an. 2002 kaufte ich mir als Dreikäsehoch die allererste Ausgabe des Traditionsblattes. Der musikexpress war früher noch mehr dem Mainstream verpflichtet und berichtete sogar über solche „Musiker“ wie Kid Rock, Xavier Naidoo oder die langweilig gewordene Sheryl Crow. Ab Ende 2003 aber kaufte ich mir regelmäßiger ihre Ausgaben, als sie mehr und mehr über unabhängigere Musik berichten wollten. Bands/Künstler, die ich dank des musikexpress neu kennen- und (vielleicht auch zu lieben) gelernt habe, sind u.a.: Vampire Weekend, Maxïmo Park, Bloc Party, Franz Ferdinand, The Wombats, LCD Soundsystem, Yeah Yeah Yeahs, M.I.A., TV on the Radio.

Mit VISIONS-Musik kann ich manchmal weniger etwas anfangen. Zum Beispiel sind auf dem aktuellen Titelbild des dicksten Musikmagazins Deutschlands Metallica, Slayder, Anthrax und Megadeth drauf. Nein, für ausschließliche Metal-Musik gibt es Rock Hard oder Metal Hammer. Aber mein Musikgeschmack und der im Durchschnitt härter rockenden Musikgeschmäcker der Redaktion sind nicht immer miteinander kompatibel, was die letzten Alben des Monats angeht (Foo Fighters, Fleet Foxes, Fucked Up). Auch bei der Zusammenstellung der Musik auf den beigelegten CDs (auch bei denen anderen vorhin erwähnten Mags der Fall) lässt sich höchstens ein Drittel davon ohne Einschränkungen genießen. Auch 2002 das erste Mal gekauft, konnte ich 2005 teilweise, doch erst ab 2008 so richtig warm werden mit den angenehm bodenständigen Dortmundern. VISIONS‘ Layout und haptische und journalistische Qualität wurde mit der Zeit immer besser.

Das Alleinstellungsmerkmal ist der sogenannte Klangraum: zu jeder Plattenbesprechung wird mindestens ein Genre darin als Abkürzung angezeigt, auf das die Musik zutrifft. Schematisch einfach durchzusetzen und unheimlich praktisch bei der schnellen Einordnung einer Band und deren Album. Kann dann auch schon mal vorkommen, dass eine Band wie The World/Inferno Friendship Society [AVG] + [PNK] + [RNR] + [SKA] ist, also laut der Legende Avantgarde(/Noise)-Punk-Rock’n’Roll(/Garage/Rockabilly)-Ska(Dub/Reggae)-Musik macht. Mein Lieblingskürzel ist [AVG] mittlerweile (hieß früher [NOI]), weil ich mich gerne herausfordern lasse von Musik. Nicht jedes avantgardistische oder lärmende Album gefällt mir oder würde mir gefallen. Nicht alles hier ist wirklich Avantgarde, der Sound ist nur höchstens etwas anstrengend. Gute bisherige [AVG]-Alben bisher jedoch: jene aktuellen von PJ Harvey, Gang Gang Dance (klasse), Panda Bear, Kreidler, Danger Mouse & Daniele Luppi. Auch Portishead, Patrick Wolf, These New Puritans, M.I.A., Menomena, Sufjan Stevens sind es nach Einteilung. Guter Leitfaden! Eine VISION der Zukunft: das wird noch so weitergehen mit dem Erforschen gewagter neuer Musik bei mir.