Archive for the ‘körper und geist’ Category

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500 Wörter – 09.10.2012

09/10/2012

Kellerquiz-No-Gud

 

Wenn du zum Lachen in den Keller gehen musst, tu das am besten im standard zum Kellerquiz.

 

 

Standard:  „traditionelle Studentenkneipe Würzburgs“ seit 1993.

Dort stattfindend alle zwei Wochen montags: Kellerquiz.

Kellerquiz:  Pub Quiz im Keller des standard.

 

Habe also endlich mal beim gestrigen 18. Kellerquiz mitgemacht, nachdem ich bereits langjährige Erfahrung mit dem halbjährig stattfindenden English Department Pub Quiz habe. Dort landete ich mit meinen jeweiligen Teams oft unter den ersten drei Plätzen, aber mehr als Platz 2 wurde leider nie erreicht.

 

Ein Tisch mit zwei Heten-Pärchen empfing mich um 20 Uhr: „Hi, Tea!“ – „Hey, Sray!“. Die anderen kannte ich nur vom Sehen. Viele unserer gemeinsamen Freunde wollten eher zu ihrem gleichzeitig stattfindenden English Stammtisch im Irish Pixie gehen. Also war ich das fünfte Single-Rad am Wagen – keineswegs schlimm.

 

 

Ein Mittvierziger und ein Mittzwanziger teilten sich ab 20:15 auf der winzigen Bühne ein Mikro. Der ältere Kerl kombinierte Mini-Pferdeschwanz mit Schiebermütze, Goatee-Bart, Wampe und Weste. Der Jüngere hingegen konnte mit seinem güldenen Paillettensakko und seiner ausdrucksstarken Theaterschauspieler-Mimik nicht davon ablenken, dass er schrecklich attraktiv ist.
Das ungleiche Duo moderierte durch den unterhaltsamen und witzigen Abend, der aus fünf Runden mit jeweils 15 Minuten Pause dazwischen bestand. Pro Runde ein Thema, nur die letzte Masterfragen-Runde fasst die vier vorigen Runden-Themen zusammen. Das Team mit den meisten Punkten in der Strichlisten-Tabelle gewinnt.

 

 

Die erste Runde war noch mittelleicht, obwohl das Thema „Hörfunk“ bereits recht obskur war. Volksempfänger, die Bedeutungen von MW/KW/LW/UKW und von „Funkregal“ (Multiple Choice-Frage) und mehr galt es herauszufinden.

 

Bereits die zweite Runde war happiger: Frägelchen zum Verkehrswesen. Aha. Meinen einzigen Ich-weiß-es-als-Einziger-im-Team-Moment hatte ich mit der Erkennung des größten Binnenhafen Europas: Duisburg. Gleichzeitig die Heimat von „Pailletten-Joe“.

 

Noch ausgefallener war die Waffenfragen-Runde. Nicht meine Welt. Die fünf weltweit größten Waffenexport-Länder in der richtigen Reihenfolge hinzuschreiben, war aber für alle ein Ding der Unmöglichkeit. Aber Team-Mitglied Mike konnte uns immerhin bei der richtigen Benennung vierer Bilder von sogenannten Stangenwaffen (z.B. Hellebarde) retten. Nachträglich bekamen wir einen Punkt aus der zweiten Runde gutgeschrieben, da einer bei der Zählung vergessen wurde. Somit führten wir – erstmals sichtbar – hauchdünn!

 

Nach einem eher maskulinen Thema und zwei Technikthemen musste wieder etwas Nerdig-Männliches herhalten: Comics in der vierten Runde! Es ging um Mangas, Isnogud, Lucky Luke, Dagobert Duck, Calvin & Hobbes, Frank Miller und Asterix. Und hier glänzte vor allem Sebo bei uns im Team.

 

Bei der Masterfragen-Runde hatten endgültig alle Teilnehmer zu knabbern. Wie heißt der bekannteste deutsche Hörspiel-Preis? In welcher Stadt ist der weltweit größte Flughafen? Was galt als das „Ruhrgebiet des Mittelalters“ und gleichzeitig als mittelalterliches Waffenzentrum Bayerns? Welche Comic-Reihe ist älter als Superman, von dem fälschlicherweise oft behauptet wird, jener sei der allererste Comic? WTF?

 

Dass wir immerhin „Atlanta“ als einzige Antwort wussten statt dem „Hörspielpreis der Kriegsblinden“, „Nürnberg“ und „The Phantom“, war zu verschmerzen. Denn wir gewannen den ersten Platz!

 

Preis: Flasche Sekt und die 1-Euro-Stücke, die als Obolus am Anfang des Quiz von jedem Teilnehmer gefordert wurde.

Freude über den Sieg: hoch.

Wermutstropfen: ich musste am selben Abend wieder nüchtern heimfahren.

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500 Wörter – 25.02.2012

25/02/2012

Der Gläserne Salat

nushu TakeAway küre ich nun – neben meinem Nebenjob-Arbeitgeber – offiziell zu meinem Lieblings-Take-Away Würzburgs. Mein Lieblings-Asiate ist er sowieso.

 

 

Ich war nun mittlerweile zweimal in diesem Hybriden aus Fast-Food-Mitnahme-Laden und asiatischem Restaurant. Und jedes Mal wurde ich sehr herzlich und gastfreundlich bedient, außerdem schmeckte immer das Essen super.

 

nushu befindet sich so ziemlich in der Mitte der Juliuspromenade. Weil nushu optisch nicht gerade stark herausragt aus der Masse an anderen Ess-Trink-Stationen dort, weil der Laden eher klein wirkt und weil viele mit dem Angebot nicht so vertraut sind, führt das wohl dazu, dass nushu nicht sehr gut besucht wird. Mehr als drei Gäste gleichzeitig habe ich dort nämlich noch nicht entdeckt. Zu  Unrecht, wie ich finde.

 

 

Größtenteils versteht sich nushu als Sushi-Laden, der aber durchaus auch viele Sushi anbietet, die fischlos, also vegetarisch sind. Gut für mich als Vegetarier. Die typischen Sushi-Sorten Hoso-Maki (klassische runde Sushi, eingewickelt und gerollt in Nori-Blättern), Nigiri (meist Fisch, auf Reis gelegt), California Roll (oder Ura-Maki genannt:  wie Maki, nur ist dieses zusätzlich mit einer Reisschicht versehen) und Temaki (kegelartig in Nori-Blättern gefüllt) sind alle vorhanden.

 

Typische Füllungen für Sushi sind: Lachs, Thunfisch, Tintenfisch, Garnele und Surimi (sogenanntes knallorangefarbenes Krebsfleischimitat), manchmal auch Fischrogen oder Shitake-Pilze. Edlere Zutaten wie Jakobsmuschel, Schwertfisch oder Heuschreckenkrebs sind zwar nicht verfügbar, aber der nushu ist ja auch keine große und überaus noble Sushi-Bar mit zwei Dutzend Angestellten und einem Rollfeld-Parcours. Und, ja, in manchen Dingern sind gar Omelette, Frischkäse und Mayonnaise.

 

 

Es gibt, glaube ich, außerdem acht Menüs. Das günstigste Menü ist das einzige vollständig vegetarische für nur 5,50 Euro, was noch relativ günstig ist. Hierbei bekommt man je acht Maki mit Gurke, Avocado und gelbem Hokkaido-Kürbis dekorativ platziert auf dem Teller. Manche von ihnen beinhalten Sesam, was noch leckerer ist.

 

Dazu darf man sich ein Schälchen nehmen, in das man Sojasauce füllt. Ebenso auf dem Teller liegt Wasabi-Paste, das aussieht wie ein grünes Sahnehäubchen. Damit kann man die Sojasauce in Sachen Schärfe aufpimpen. Zu viel davon im puren Zustand reißt dir die Nasenhaare raus, hehe. Dazu wird eingelegter Ingwer gereicht, der süßlich schmeckt.

 

 

Was gibt es noch? Frittierte Sushi, Tempura Rolls und große Sushi-Platten für mindestens zwei Personen. Außerdem gibt es Nudelboxen für 3 Euro. Wirklich spannend sind aber neben den Sushi eigentlich nur die Vorspeisen. Die obligatorischen Mini-Frühlingsrollen kann man genauso erwerben wie die südostasiatischen Sommerrollen (durchsichtig, nicht frittiert, sehr frisch schmeckend).

 

Neben gebackenen Wantan und Garnelen gibt es auch das Alternativ-Highlight zu den Sushi: Glasnudelsalat. Regulär entscheidet man sich zwischen Hühnerfleisch oder Garnelen als Zusatz, aber ich bestellte den Salat ganz ohne totes Tier. Der Clou daran ist der fantastisch schmeckende Koriander. Dazu etwas Eisbergsalat, Schnittlauch, Salatgurke, Sojabohnen, ganz wenig Chili, Röstzwiebeln und zerkleinerte Erdnüsse. So köstlich, dass ich sehr langsam aß und meinen Zug verpasst habe.

 

 

Ebenso empfehlenswert: Bubble Tea. Beim nushu TakeAway entscheidet man erst zwischen Grünem oder Schwarzem Tee oder Milchtee, dann über die Größe (M oder L), über den Geschmack (z.B. tollem Hibiskus) und zuletzt über das Topping (z.B. Mango-Perlen). Sehr geil und raffiniert!

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500 Wörter – 20.02.2012

20/02/2012

Longan Ice Tea

Aschaffenburg habe ich bisher immer als langweilige Fachhochschulstadt gekannt. Außer dem Schloss und der City Galerie hatte ‚Ascheberch‘ kaum etwas zu bieten: Daumen runter für das Parkplatzangebot und das Nachtleben. Bis kurzem zählte auch der zugige Hauptbahnhof Aschaffenburgs zu den negativen Aspekten.

 

 

Doch vor nicht allzu langer Zeit wurde der trostlose Hauptbahnhof komplett umgebaut und vergrößert, was Jahre in Anspruch nahm. Aber nun erstrahlt er in neuem Glanz. Neben dem altehrwürdigen Zeitschriftenladen gibt es darin neuerdings einen McDonalds, eine Drogerie, mehrere Bäckereien und Coffee Fellows, ein modernes Café mit einer anti-künstlichen, farbstofffreien Eiscreme-Schokosoßen-Spezialität.

 

Außerdem gibt es zudem eine Filiale meines Nebenjob-Arbeitgebers, von welcher ich, im Gegensatz zur Schweinfurter Version, positiv überrascht war. Bedienung hätte nur fröhlicher sein können.

 

 

Und dann war da noch ein schön hell eingerichteter Asia-Schnellimbiss, zu welchem ein Getränkestand gehörte. BoboQ ist eine Art asiatischer Starbucks, in den ich mich zunächst nicht hineinwagen wollte. Ich studierte erst einmal die Karte, die in Denglisch und Chinesisch geschrieben war. Die Preise waren…uff!

 

Ein wahrscheinlich Thai-stämmiger deutscher Junge mit dezentem Emo-Rap-Style empfing mich, ich bestellte einen Taro Latte (Taro ist eine stärkehaltige Krautpflanze), wurde aber schnell enttäuscht. Den hätten sie gerade nicht im Angebot. Also wechselte ich spontan auf Caramel Macchiato, obwohl ich Macchiato-Sachen nicht so mag, Karamell schon. Der Verkäufer meinte, dass sie nichts von den Heißgetränken da hätten, quasi 2/5 der Karte nicht.

 

 

Für ein paar Sekunden war ich ratlos, stieg aber auf Eistee um. Ich nahm dann mutigerweise einen Oolong Tea. Chinesischer Tee. Und wieder musste er mit verkniffener Miene mein Angebot zurückweisen: „Sorry, den haben wir leider auch nicht da. Bist schon der zweite heute, der nach dem Oolong gefragt hat.“ Es war 11 Uhr. Endlich kann ich die Kunden bei uns verstehen, wie sie sich fühlen, wenn mehrere Sachen nicht vorrätig sind. Ich starrte verzweifelt auf die Karte über ihm, nahm schließlich den Longan Tea. Longan ist eine südostasiatische kugelige Frucht. Und den hatten sie wirklich. Finally!

 

Achso, ich soll noch das Topping auswählen. Viele kaviarartige Sachen sahen mich an, die aussahen wie asiatische Götterspeise. Ich entschied mich gegen Strawberry und Mango, jedoch für die weißen Joghurt-Kügelchen.

 

 

Der Verkäufer drehte sich um und nahm einen dickwandigen Shaker, den er mit dem Inhalt des weißen Kanisters füllte, der mit LONGAN beschriftet war. Wahrscheinlich war es Teepulver. Dann goß er heißes Wasser ein (HOT). Daraufhin wahrscheinlich Eis, aber das konnte ich nicht sehen.

 

Schlagartig wurde es magisch. Er verschloss den Shaker und legte ihn horizontal auf eine Maschine mit zwei Halterungen außen herum. Er drückte auf einen Knopf und schon: *schüttelschüttelschüttel*. Ein Shaker-Automat, wie geil ist das denn?! Er nahm den Shaker nach ein paar Sekunden wieder heraus, füllte den Drink in einen Plastikbecher, welchen er noch woandershin stellte. Auf eine Maschine, die den Becher umdrehte und mit einer Plastikfolie versiegelte. Wahnsinn!

 

 

3,20 kostete der Longan Ice Tea, aber das, und die Tatsache, dass eine kleine Fontäne im Zug entstand, als ich den breiten Strohhalm falschrum in die Becherfolie gesteckt hatte, war es mir wert. Geiles Gesöff!

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500 Wörter – 24.01.2012

24/01/2012

Datenträgheit

Die zweite Todsünde, über die ich diese Woche schreiben werde, lautet Faulheit, bzw. Trägheit. Die komplementäre himmlische Tugend ist Fleiß. Ich denke, ich bin mein ganzes Leben lang nie übermäßig fleißig gewesen.

 

Dass ich die ersten vier Schulklassen ganz ohne Lernen geschafft habe, habe ich meiner besonderen Wissbegierde zu verdanken, die bereits früh entwickelt war. Ich hoffe, ich wirke dadurch nicht allzu angeberisch, tatsächlich war es aber so, dass ich noch vor der ersten Klasse der Schule, zum Beispiel, Lesen und Schreiben konnte. Dass ich als Kind eher ein Stubenhocker, denn ein Spielkind im Freien, war, habe ich Papas Lexikon und Fernseher zu verdanken. Wahrscheinlich hat sich das mit dem fehlenden Druck zu Büffeln dann später gerächt, da ich nie wirklich gelernt habe zu lernen. Oder besser: richtig zu lernen.

 

Irgendwann aber musste ich mit dem Lernen anfangen, denn in der Zeit im Gymnasium erreichte mein Allgemeinwissenshunger zu früh seinen Zenit und flachte irgendwann ab. Ist ja nicht so, dass ich nie einen Finger gekrümmt hätte für die Zentralprüfung in der 10. Klasse, für das baden-württembergische Abitur, die Zwischenprüfungen in Englisch und Sozialkunde, das nachgelernte Latinum und generell alle Klausuren der Schul- und Studienzeit. Aber ich hätte, je nach Lerngebiet, viel mehr machen und schaffen können, ich hätte mich mehr anstrengen können.

 

In den letzten Schuljahren kroch ich am Noten-Existenzminimum, konnte mich immer durchschlängeln, aber war nie auf der sicheren Seite, auf welcher ich auch mal Stolz (noch so eine Todsünde) empfinden konnte für meine schulischen Leistungen.

Im Studium sieht‘s anders aus, dort erreichte ich im Gegensatz zur Mittel- und Oberstufe wieder öfter 2er-Noten. Aber zumeist blieb es bisher nicht selten beim Durchschnitt. Dass ich mit anderen Aspekten meines Studiums zudem hinten dran bin, macht es nicht besser. Die relative Freiheit, die man zum Teil als Akademiker in spe hat, fördert zudem die Tatsache bei mir, Ehrgeiz mit Trägheit zu tauschen. Dass ich genau weiß, dass mich das jedoch nicht unbedingt glücklich macht, macht meine Faulheit zum noch tragischeren Problem.

 

Mal sehen, in welchen weiteren Lebensbereichen kann man noch träge/fleißig sein? Sportliche Aktivitäten und gesunde Körperdefinierung: definitiv zu faul, höchstens ein halbes Jahr lang Kampfsport mit 16. Liebesleben: einerseits überehrgeizig und verbissen, andererseits befürchte ich, nicht genug dafür getan zu haben. Sonst wäre ich nicht schon so ewig Single. Non-sportive extracurricular activities: drei Jahre lang Theater-AG, fünf Jahre lang Schulchor, eineinhalb Jahre Jugendparteiarbeit. Gut, immerhin blogge ich in letzter Zeit wieder sehr viel, wobei der Fleiß hier eher dem Zweck dient, mich selbst zu therapieren.

 

Bleibt ja nur noch die Beschaffung von Geld durch Arbeit. Lange Zeit hatte ich bis auf ein paar Ferienjobs keinen Nebenverdienst. Gerade von einem Student erwartet man doch, dass man die hohen Studiengebühren und die Lebenserhaltungskosten durch Nebenjobs wieder etwas ausgleicht. Dies war mir immer peinlich, aber wer nimmt schon einen wie mich, der so wenige Gastronomie-Erfahrungen gesammelt hat im Leben? Wie schon öfter erwähnt, habe ich jedoch einen Nebenjob und es läuft ziemlich gut, dabei habe ich tatsächlich so etwas wie Tüchtigkeit entwickelt. Juhu!

 

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500 Wörter – 23.01.2012

23/01/2012

N*E*I*D

 

Ich bin nicht christlich. Dennoch hat mich schon immer ein Aspekt des christlichen Glaubens fasziniert: die Himmlischen Tugenden und Untugenden.

 

Auch wenn die Tugenden und entsprechenden sieben Untugenden in der säkularen Welt, wie so vieles Christliche, einen solchen Bart haben, haben sie im Großen und Ganzen eine bemerkenswerte Universalität beibehalten.

 

1)      Hochmut/Stolz (Superbia) VERSUS Demut (Humilitas)

2)      Geiz/Habgier (Avaritia) VERSUS Mildtätigkeit (Caritas)

3)      Wollust (Luxuria) VERSUS Keuschheit (Castitias)

4)      Zorn (Ira) VERSUS Geduld (Patientia)

5)      Völlerei (Guia) VERSUS Mäßigung (Temperantia)

6)      Neid (Invidia) VERSUS Wohlwollen (Humanitas)

7)      Faulheit (Acadia) VERSUS Fleiß (Industria)

 

Allerdings sieht man in der heutigen Zeit die Untugenden, besser bekannt als Todsünden, nicht mehr als große Gefahren an. Diese gehören wie die „guten Eigenschaften“ zum Menschsein dazu, das ausschließliche Streben nach allen positiven Werten ist, meiner Meinung nach, schlicht unmöglich.

 

Basteln wir doch einfach Skalen aus den (Un-)Tugenden und setzen jeweils eine Sünde (-5) in ihrer stärksten Ausprägung auf die linke Seite und die eigentliche Tugend in ihrem Extrem (+5) auf die andere Seite. Wenn ich mich selbst bewerten würde, sähe das so aus:

 

Hochmut-Demut-Skala: +2

Geiz-Mildtätigkeit-Skala: +3

Wollust-Keuschheit-Skala: -3

Zorn-Geduld-Skala: 0

Völlerei-Mäßigung-Skala: -2

Neid-Wohlwollen-Skala: -4

Faulheit-Fleiß-Skala: +1

 

Wie man sehen kann, bin ich nicht gerade ein ausgeglichener Mensch. Die am meisten ausgeprägte Sünde bei mir ist: Neid.

 

Wenn ich z.B. andere Studenten in der Uni sehe, die Ähnliches studieren, jedoch jünger, größer, hübscher, schlanker und viel schicker angezogen sind, was fühle ich dabei? Unverständnis und Neid. Wenn ich mir anschaue, was die Anderen in meinem Freundeskreis bisher erreicht haben: Noten, Examen, Auslandssemester, Beziehungsstatus. Und wenn ich wieder auf mich schaue, wie ergeht es mir dann? Ich werde neidisch. Wenn jemand in meiner Nähe mit einem Smartphone oder unbewusst mit supermodernen geschlossenen Kopfhörern prahlt, was brodelt in mir? Und wenn wieder ein Pärchen durch öffentliches Händchenhalten und inflationär gezeigten Lippenbekenntnissen Aufmerksamkeit erregt? Genau…

 

Warum ist Neid solch eine übermächtige Untugend bei mir? Antwort: schuld ist wieder mein mangelndes Selbstwertgefühl. Ich sehe nur das, was ich nicht habe, und übersehe das, was ich bereits besitze. Davon: vieles, was man nicht kaufen kann. Keine Ahnung, vielleicht bin ich ja zumindest „ein bisschen schlau“, wie so gern zu sagen pflege. Ich vergleiche mich zu oft mit anderen, verbiege mich zu oft. Ich sollte aufhören, die Bescheidenheits-Karte zu spielen, mehr Stolz (in Maßen natürlich) empfinden, weniger Geiz in Sachen Selbstbewusstsein, aber auch ambitionierter werden. Dann kann ich auch mal so etwas wie Wohlwollen zurückgeben.

 

Allein: es ist so schwierig, nicht neidisch zu sein. Für kurze Zeit kann ich glücklich/zufrieden sein, aber irgendwann bekommt meine Selbstsicherheit wieder einen Dämpfer und ich falle wieder in den Trott zurück, gucke zu oft nach links und rechts.

 

Vielleicht nehme ich einfach mal die Buddhistischen Tugenden zum Vorbild: kein Lebewesen töten/verletzen, nicht klauen, keine ausschweifenden sinnlichen Handlungen ausüben, was auch immer damit gemeint ist, keine Substanzen zu mir nehmen, die den Geist verwirren, das Bewusstsein trüben. Vor allem: nicht lügen, wohlwollend sein.

 

Ach nee. Ich bin für mehr Alkohol und Erotik, weniger Sylvia und weniger Neid.

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500 Wörter – 21.01.2012

21/01/2012

P-p-p-poker-face, p-p-p-poker-faaaaaace, mö-mö-mö-möhhhh.

 

Poker Face? Poker Attitude! Gestern Abend habe ich mit zwei Arbeitskollegen und Freunden von einem von ihnen ein paar Runden Poker gespielt. Und? Es fühlt sich gut an, unterschätzt zu werden!

 

 

Es muss lange her sein, dass ich das letzte Mal richtige Spielkarten in den Händen gehalten habe. Vor einem Dreivierteljahr vielleicht. Vor fast zwei Jahren gewann ich sogar den Einsatz von zwei Euro wieder zurück, für den Sieg reichte es jedoch nicht. Ansonsten spiele ich ab und zu über Facebook das Zynga Texas HoldEm Poker, wo ich gelegentlich Spielgeld gewinne, aber wirklich große Beträge sind das meistens nicht. Aber das Browsergame ist eine gute Übung und nimmt viel Mitdenk-Arbeit ab. Poker Faces sind dort erst recht nicht nötig.

 

In der Realität sieht das noch einmal ganz anders aus, ist aber weitaus unterhaltsamer und kommunikativer. Paradoxerweise ist man weniger vorsichtig, wenn man mit real existierenden Spielchips zu tun hat, die gegen echten Geldeinsatz getauscht wurden. Hier waren es vier Euro. Hier geht es mehr um Konfrontation.

 

Was bleibt, und so noch viel mehr nervt, sind diese ganzen Anglizismen. Callen, Raisen, Re-Raisen, Folden, Small Blind, Big Blind. Für mich als Englischstudenten dröhnen diese Fachbegriffe eklig in den Ohren, weil diese leicht eingedeutschten Worte durch die besondere Häufung so überaus fremdartig und deplatziert daherkommen im deutschen Sprachbett, und lediglich in internationalen Wettkämpfen oder online passend klingen. Quasi: uuuuh, wir sind solche Poker-Nerds, wir müssen auch sprachlich nah am Original bleiben!

 

 

Nach meiner Schicht ging ich zur Wohnung von meinem Kollegen Moldo, wo ich endlich mal wieder in den Genuss von Texas Hold’ Em (zwei Karten in der Hand, drei bis fünf auf dem Tisch) kam. Zu siebt waren wir, und ich galt die ganze Zeit als Underdog, bzw. als Amateur, der noch nicht so viel Erfahrung mit dem Game hat. Ich verlor zwar den Überblick manchmal, wenn es z.B. darum ging, wie viele Chips ich setzen musste oder wer  wann dran ist, welche Möglichkeiten man jeweils immer hat. Allerdings tat ich absichtlich manchmal so, als hätte ich gar keine Ahnung oder würde mich selbst sabotieren.

 

Sie rechneten damit, dass ich sofort alles verspielen würde, forderten oft einen All-In-Einsatz vom Loser-to-be (d.h. alle Chips, die ich besaß), als ich nur ganz wenig zu bieten hatte. Als sie am Ende jedoch merkten, dass ich doch die bessere Hand besaß, überlebte ich weiter und weiter. Selbst der risikofreudige Moldo verlor gegen mich. Ha!

 

Okay, ich hatte zudem oft Glück mit den Karten gehabt. Dennoch: meine Ich-bin-aber-nicht-so-der-Profi-Taktik lenkte von meiner eigentlichen Gefährlichkeit ab, während die anderen sich gegenseitig zerfleischten. Und plötzlich waren wir nur noch zu dritt. Und dann zu zweit. Und dann?

 

 

Dritter Platz bedeutete, den Einsatz von vier Euro zurückzugewinnen. Der Zweitplatziere bekam acht, der Sieger 16 Euro. Da ich in meiner allerletzten Runde dann doch die falschen Karten besaß, landete ich statt dem Maddin (siehe Bild) auf dem zweiten Platz. Hatte zwar auch mich überrascht, so weit gekommen zu sein, trotzdem erfüllte mich der kleine Sieg mit dem Gefühl der absoluten Genugtuung. Ätschibätsch!

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500 Wörter – 05.06.2011

05/06/2011

500 Wörter

Co- statt Würzburg. Die Coburger Designtage 2011 und der Coburger Owy luden mich dieses Wochenende nach Coburg ein.

Coburg über alles…stop the repitition! Owy kenne ich seit Ende Dezember 2010. Er ist Innenarchitektur-Student und das hat ja natürlich stark mit Design zu tun. Es lag ihm demnach sehr am Herzen, Stadtführung, Fachhochschul-Vorstellung und Event-Belehrung miteinander zu verbinden.

Owy wohnt in einer großen Vierer-WG in Coburg, die verschrobener nicht sein könnte. Dieser 60er- und 70er-Anti-Style mit den orangenen Lampen, tannengrünen Eierbechern und dunkelbraun-weißen Einbauküchen prägte die Gemeinschaftsräume beträchtlich. Als ob ein Flohmarkt in einem Haus stattfände. Putzig, und beabsichtigt. Ich war auch erstaunt über die Vielzahl an Zimmern. Esszimmerchen, Wohnzimmer, zwei Klos und ein Gästezimmer sind mehr als ein Durchschnitts-WG-Mensch in Würzburg sich leisten könnte. Das geht auch nur in Coburg.

500 Wörter

Owys Zimmer mit Terrassen-Eingang hingegen könnte sich davon nicht mehr vom erwähnten Retro-Chic unterscheiden. Als „Macintoschist“ ist sein Zimmer größtenteils in Weiß gehalten. Angeblich, damit man das nicht so große Zimmer dadurch größer erscheinen lassen kann. Und der futuristische Monitor des iMacs ragt als Zimmer-Zentrum klar hervor. Apfelsüchtig?

Ähnlich durchdesignt war die Stadt Coburg selbst, „als das Schaufenster der Designwirtschaft der Region mit überregionaler Ausstrahlung“ (Webseite). Klingt eingebildet, aber die große Fokussierung der dort ansässigen Hochschule auf Außen-, Innen- und Produktdesign und deren Entwurf, Ausarbeitung und Platzierung gibt dem schon Recht. Und an vielen Plätzen der Stadt wurde jenen Studienfächern gewidmet. Als Design-Laie für mich eher faszinierend als interessant.

500 Wörter

Trotzdem cool. Sehr lobenswert auch, dass die Designmenschen sich sukzessive mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Wir waren da z.B. im Design-Shop. Leicht ironischer Tourismus-Flair, doch anstatt auf schnelle Konsumbefrieidigung zu setzen, sind die meisten dort zu erstehenden Artikel Produkte aus Produkten, nämlich originell verarbeitete Materialien, die eigentlich einen anderen Zweck zu erfüllen hatten. Nein, keine FREITAG-Taschen. Aber Gürtel aus Fahrradreifen, Vasen aus deren Schläuchen, Portemonnaies aus Galeria-Kaufhof-Einkaufstaschen. Toll fand ich das Mäppchen aus gepresstem Kork, der flach und doch robust erschien. Leider einen Tick zu teuer gewesen. Kaufte ich mir eher günstigere Sachen, z.B. einen handgearbeiteten Schlüsselanhänger aus irgendeinem Seil.

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Das Fakultätsgebäude von Owys FH (Fachhochschule) heißt Hofbrauhaus. Kein Witz, denn früher war das Haus tatsächlich Teil einer Brauerei. Darin wurden entsprechend der Mottotage praktische Seminarergebnisse oder Abschlussarbeiten von Studenten und Alumni ausgestellt, sehr unterschiedlich. Erfinderisch waren die Hocker aus Red-Bull-Dosen oder Popcorn, die Miniaturmodelle, die von berühmten Architekten inspiriert waren (O-Ton Owy: „Puppenhäuser“) oder der aus Pappe zurechtzufaltende Sessel.

500 Wörter

Am Ende waren wir aufgrund von Sonnigkeit und der Menge Eindrücke sehr geschlaucht. Bei Owy kam hinzu, dass ihm zunehmend seine Schulter weh tat, am Abend gar der Magen. Zwei Tatsachen, die unsere Pläne boykottierten, abends noch auf die Designparty zu gehen. Deshalb war ich am Samstagabend noch auf passiv-aggressive Weise miesepetrig, tags drauf war mir das schon wieder gleichgültig. Dafür hat er sich trotz Schmerzen fürsorglich um mich gekümmert. Schade, dass seine Mitbewohner, die ich gerne kennengelernt hätte, alle nicht anwesend waren, nur eine kam am Sonntag kurz vor meinem Verlassen wieder.

War toll von dir, mich am Wochenende aufzunehmen: Danke, lieber Owy!

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500 Wörter – 24.05.2011

24/05/2011

500 Wörter

Gestern Abend um 22:25 lief auf 3sat Kulturzeit Extra. Es war eine Kulturzeit-Sondersendung, eine ausführliche Nachbereitung der Filmfestspiele in Cannes 2011. Keine Frage, sie handelte auch vom Regisseur und Provokateur Lars von Trier und dessen neuestem Film und Wettbewerbs-Beitrag Melancholia (2011).

Der zum Skandal von Pressleuten und Cannes-Verantwortlichen aufgebauschte Nazi-Vergleich-Fehltritt des Regisseurs überschattete die Film-Wahrnehmung. Denn von Triers sarkastischer Humor wurde verständlicherweise nicht von allen Anwesenden bei der berühmt-berüchtigten Pressekonferenz geteilt. Konsens hingegen bei der schauspielerischen Leistung der zur besten Hauptdarstellerin ausgezeichneten Kirsten Dunst: die oft unterschätzte Aktrice sah im Filmtrailer nicht nur anmutig, sondern auch überraschend ätherisch und tiefsinnig aus. Melancholisch eben. Surreal aussehende, faszinierende Filmausschnitte waren das. Auch der Gegenpart Charlotte Gainsbourg, welche die Schwester der Protagonistin darin spielt, überzeugt. Sie entfernen sich laut Plot zunehmend voneinander, währenddessen nähert sich der Erde bedrohlich ein anderer Planet an. Typisch schwere Kost ist das, typisch von Trier, aber auch typisch Dunst? Klaro, oder hat man etwa schon vergessen, dass sie als Mensch gar nicht so oberflächlich hübsch ist, wie sie manchmal erscheint, gar öffentlich ihre Depressionen 2008 zugegeben hatte?

Depression. Im meinem eigenen Verständnis ist das nicht mit Melancholie gleichzusetzen, wie es viele Menschen tun würden. Für mich bedeutet Depressivität, eine selbstzerstörerische Trauer innezuhaben, die viel ausrichten kann in einer Psyche. Eine, die einen bis in ihren Abgrund zieht, begleitet von (Selbst)Hass, einem Unverständnis der Welt und suizidalen Tendenzen. Melancholie hingegen stellt einen eher künstlerisch angesiedelten Begriff dar, der vor allem in Literatur (John Keats), Kunst (Albrecht Dürer), Musik (Elbow) und eben Filmen seinen Ausdruck findet. Erscheinend als eine harmlosere Trauer, entstehend aus dem Nichts. Trauer, in welcher sich der Mensch paradoxerweise wohlfühlt, in ihr baden kann, ohne unterzugehen.

Das Filmplakat zu Melancholia passt dazu. Auf diesem schwebt Kirsten Dunst schön gekleidet übers Teichwasser wie einst Shakespeares Charakter Ophelia. Melancholie als flaches, aber surreales Gewässer, während Depressivität eher einer lichtlosen Höhle mit einem als Eingang fungierenden schmalen Felsspalt ähnlich sieht. Ein Entkommen ist womöglich unmöglich. Eine Gruft wie jene aus dem Horrorfilm The Descent.

Melancholie ist ein schönes und bodenständiges Gefühl. Schwermut wirkt wie ein leichter Übertritt der virtuellen Grenze zu den weniger glücklichen Zuständen innerhalb des Spektrums aller möglichen Emotionen.

Andere würden den Begriff anders auffassen, z.B. die antiken Mediziner. Wörtlich bedeutet der altgriechische Begriff ja „schwarze Galle“ – verbrannt, ins Blut fließend – nach Hippokrates im Sinne der Viersäftelehre wird sie zu den vier Temperamenten der Menschen gezählt. Sigmund Freud hingegen grenzt Melancholie von Trauer ab als Abweichung vom Glückszustand, die sich nach gewissen Stadien zu leichten Schmerzen, Selbstvorwürfen und gar der „wahnhaften Erwartung der Strafe“ entwickelt. Meinte er nicht Depression? In der Religion wurde sie zudem als eine Art Mönchskrankheit angesehen, wodurch verzweifelnde und arg grüblerische Ordensbrüder als Gefährdete betrachtet wurden, unfähig, den Glauben zu praktizieren. Melancholie = Sünde (früher).

Doch es kann keineswegs eine Sünde sein, einmal nicht den Gute-Laune-Menschen zu geben, was durchaus anstrengen kann. Und anstrengender als der Eklat von Lars von Trier wird das Sehen des Films Melancholia ohnehin nicht sein. Ab Oktober 2011 in deutschen Kinos.

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Kein Schlafraffenland (23. – 24.01.11)

24/01/2011

Ein Espresso? Kommt sofort! ;)

1) Unabhängig von den Rückblicken der 3. und 4. Kalenderwoche möchte ich diesen Post dazu nutzen, unmittelbare Erlebnisse und Eindrücke der letzten paar Stunden (Sonntag Abend bis Montag Morgen) festzuhalten. Weil irgendwie viel in kürzester Zeit geschehen ist, was aber womöglich nicht unbedingt von ausdrücklicher Wichtigkeit sein mag…

2) Ich habe heute nicht geschlafen. Nicht mal „nicht gut geschlafen“, sondern überhaupt nicht: ich muss wohl verrückt sein! Dabei hatte meine Schlaflosigkeit keinen besonderen Grund gehabt. Keine Sorgen und Ängste, die mich im Bett gequält haben, keine Party, die bis in die Morgenstunden dauerte, kein „zu viel Kaffee“. Auch kein Durchmachen, weil eine Prüfung oder Klausur ansteht. Vielleicht lag es daran, dass das eine zum anderen führte. Und das andere wiederum zu nächsten.

3) Wie so oft in der letzten Zeit habe ich am Abend mit Owy telefoniert. An einem nicht gerade aktiven oder erlebnisreichen Sonntag haben wir immer mal an jenem Tag gechattet, mal per ICQ, mal per Skype. Unterbrochen von wenigen Stunden, in denen wir unser eigenes Ding gemacht hatten. Ich schlug gegen 23:00 Uhr vor, noch zu telen, und Owy hatte nichts einzuwenden. Das zog sich dann fast zwei Stunden so hin, bis wir beide müde wurden. Wir verabschiedeten uns, allein dies hatte fünf Minuten gedauert, haha. Und dann wollte ich, als ich wieder allein war, die ganzen offenen Browser-Tabs schließen.

4) Klappte aber nicht. Ich hing fest und hangelte mich von Seite zu Seite, von Tab zu Tab. Ich hatte einmal eine Pornotube-Phase gehabt, während der ich dank des Download-Helper von Firefox so einige Videos heruntergeladen habe.

5) Dann schaute ich auf die Uhr und es war bereits 3:00h. Ich wusste, ich hätte nur noch zwei Stunden Zeit, um zumindest eine Prise Schlaf zu ergattern. Herr Leo, den ich tagszuvor noch verprellt hatte, weil ich ein wenig zickig und beschäftigt war und er gerade in ein paar Minuten am Nachmittag interveniert hatte, meldete sich. Wusste, dass bei ihm 19:00h war und bei mir dank Zeitverschiebung acht Stunden später, und war aufgrund meiner Wachheit und des Onlineseins stutzig. Fragte, ob ich nicht ins Bett müsste. Ich bejahte die Frage und fügte hinzu, dass ich gleich planen würde, ins Bett zu gehen. Wir sagten „Ciao“ und er ging offline. Ich auch, allerdings nur auf Facebook.

6) Ich weiß nicht, wieso, aber irgendwie bin ich anschließend beim Wikipedia-Artikel der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ gelandet. Wahrscheinlich, weil ich schon immer offiziell indizierte oder verbotene Medien faszinierend fand, die, wie man so schön sagt, „auf den Index gelandet sind“, ohne sie wirklich zu konsumieren. Aber allein das Wissen darüber war halt, naja, irgendwie erstrebenswert. So als Abschreckung, als popkulturelle Wissensbereicherung.
Weiterhin ging ich auf bpjm.com, die inoffizielle Seite dazu, die angeblich eine Liste aller Filme, Videos, DVDs, Printmedien und Musik-CDs enthielt, die „böse“ sind. Jene Website ist unfassbar altmodisch gestaltet, mit viel Arial-Font, weiß auf schwarzem Hintergrund, sehr unstylisch. Und dann klickte ich mich durch die einzelnen Kategorien. War einerseits über manche Nennungen nicht überrascht (z.B. Aggro-Berlin-Compilations, die letzte Rammstein-Platte, über manch andere hingegen schon.
Aber es sind nicht nur jugendgefährdende Medien mit viel Gewalt, Brutalität, übertriebene Erotik oder Hetze gegen homosexuelle Menschen (z.B. Alben von Sizzla), die durch die Auflistung berüchtigt werden. Vor allem die erschreckende Vielzahl an beschlagnahmten rechtsradikalen NS-Zeit-vernarrten Alben, Zeitschriften und Pseudo-Geschichts-Dokus fand ich gruselig. So sehr, dass ich mich dann wohl nicht getraut hätte einzuschlafen. Aus Angst vor Albträumen. Gut, wirklich gut, dass es so einen „Index“ gibt.

7) Dann war schon 5 Uhr morgens, normale Zeit für mich zum Aufstehen….eigentlich. Ich tat gegenüber meinem Vater müder, als ich war. Machte uns bei meinem Betreten der Küche Kaffee, rührte mir was aus Quark, Haferflocken, Marmelade und Müsli-Trockenfrüchten zusammen und aß dies dann. Ich fühlte mich nur zur Hälfte müde, als ob ein Teil meines Körpers mich herunterziehen würde und der andere Teil dafür an meinen Haaren mich hochziehen möchte. Und ich fragte mich, ob ich diesen Tag überhaupt überstehen würde, ohne zusammenzubrechen. Hab ich bereits ein paar mal geschafft, also Uni-Tage ohne Schlaf, aber nur wenige schmerzhafte Schlafentzugserscheinungen…