Archive for the ‘hiphop’ Category

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06.01.2013

06/01/2013

PICT1392_crop_revised Lieblingssongs der Woche 29.12.12-06.01.2013

 

 

Jetzt immer sonntags: meine Lieblingssongs der letzten Woche (31.12.2012 bis 06.01.2013):

 

  1. Villagers: „The Waves“
  2. Father John Misty: „Nancy From Now On“
  3. How to Dress Well: „Cold Nites“
  4. Katy B feat. Geeneus & Jessie Ware: „Aaliyah“
  5. Toro Y Moi: „Say That“
  6. Azealia Banks: „BBD“
  7. Angel Haze: „On the Edge“
  8. Lone: „New Colour“
  9. Marvin Gaye: „Please Stay (Once You Go Away)“
  10. Blanck Mass: „Hellion Earth“

 

Auf Platz 1: Villagers. Auf ihrem Debütalbum Becoming a Jackal (2010) begeisterten die Iren mit teils melancholisch-intimen, teils euphorisch-optimistischen Songs, deren Kompisition eher einfach gestrickt war und vielleicht deswegen schnell das Herz berührte. Die zweite Platte namens {AWAYLAND} (2013), diesen Freitag veröffentlicht wird, soll komplexer komponiert sein, das verrät zumindest die grandiose Vorab-Single „The Waves“. Dieses beginnt eher leise, wird aber immer größer, prächtiger und progressiver. Erinnert angenehm an Grizzly Bears letzte Meister-Platte Shields (2012).

 

Trotz mancher Americana-Sounds (ich mag keinen Country) bezauberte der Großteil der Songs aus Father John Mistys Fear Fun (2012), vor allem das süchtig machende „Nancy From Now On“,  leider erst letzten Monat entdeckt. Süß gesungen/falsettiert von J. Tillman, das Unpeinlichste aus 70s-Soft-Rock und leicht ironische Lyrics wie „Oh pour me another drink / And punch me in the face“, passend dazu ein bisschen S&M und Post-Sex-Melancholie im dazugehörigen Musikvideo.

 

Joshua Tillman war der sexyste Nicht-Indie-Musiker (in Deutschland bei Universal/Bella Union unter Vertrag), doch im Indie-Sektor machte Tom Krell alias How to Dress Well (Domino) das Rennen. „Cold Nites“ aus Total Loss (2012) ist sehnsuchstvoller Indietronic-Soul, der im Gegensatz zum anderen Album-Hit „& It Was You“ mehr an James Blake/Jamie Woon als an Jamie Lidell erinnert.

 

Die Elektro-R’n’B-Britpop-Frau von 2011 kooperiert mit jener von 2012: Katy B mit Jessie Ware.  Dazu: Produzent Geeneus. Erstere hat für Danger EP (2012) viele Gäste wie Diplo oder Wiley gesammelt. Ein kurzweiliges Hörvergnügen, genretechnisch eher R’n’B-Dance als ihr früherer Post-Dubstep. Und beide UK-Frauen sind laut Lyrics neidisch auf die Ausstrahlung der leider verstorbenen Aaliyah.

 

Freue mich sehr auf Toro Y Mois kommendes Album. Das Musikvideo zur fluffigen, anti-winterlichen Vorgeschmacks-Single „Say That“ zeigt, wie der gutaussehende Musiker und Sänger einfach so in der Natur herumsteht oder liegt.

 

Auf Platz 6 und 7 haben wir zwei Streithennen, die es derzeit durch Twitter-Beefs und Diss-Tracks krachen lassen. Oft werden Azealia Banks und Angel Haze aufgrund der allzu offensichtlichen Parameter „afroamerikanisch“, „Rapperin“ und „frischer Wind“ verglichen, es war nur eine Frage der Zeit, bis das mal eskaliert. „BBD“ ist kein Diss-Song, „On the Edge“ schon.

 

Ansonsten haben wir Lone, dessen Album Galaxy Garden ich erst nach 2012 hören durfte. Duftes Teil, Eleganter Neo-Rave. Blanck Mass (Platz 10) hingegen macht epische Avantgarde-Electronica. Und weil ich diese Rubrik immer schon für eineingend gehalten habe, erweitere ich die guten-und-neuesten-Songs-Charts mit Entdeckungen, die älter sind als, sagen wir, 0-6 Monate. So auch das leidenschaftliche „Please Stay (Once You Go Away)“ von der Soul-Ikone Marvin Gaye aus Let’s Get It On (1973). Dieses Album wurde diesen Sonntag auf Amazon.de gekauft und gedownloadet. Erotisches und kompaktes Meisterwerk.

 

 

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500 Wörter – 19.07.2012

19/07/2012

Cro-Diamant?

 

 

 

„Hi Kids“! „Meine Zeit“ als „King of Raop“ ist gekommen! „Du“ wirst es nicht glauben, alles klappt gerade so „Eas“-ily! Das maskierte Phänomen der Pop/Raop-Kultur namens Cro hat nun endgültig die Charts der deutschsprachigen Länder erobert.

 

 

Mit „Easy“ hat das alles angefangen, ein Ende ist kaum in Sicht. Verblüffend, wenn es jemand innerhalb einer Woche schafft, als Newcomer fünf Singles in den TOP100 der Deutschen Singlecharts zu platzieren (siehe oben). Das gab es seit Adele, Lena oder den verstorbenen Schlagzeilen-Divas Amy und Whitney nicht mehr.

 

Cro (Baujahr 1992) – nicht zu verwechseln mit der Skandal-Hardcore-Truppe Cro-Mags – ist eines dieser Internet-Phänomene, das zuerst durch Likes und Shares durchstartet. Sein Mittel zum Zweck: Mixtapes.

 

 

In der digitalen Ära hat sich der Begriff der Mixkassettegewandelt, denn heutzutage bedeuten sie weniger Zusammenstellungen von Liedern auf Kompaktkassetten als solche als MP3-Playlists.

 

Gerade in der Musikblog- und HipHop-/R’n’B-Welt haben Mixtapes zuletzt einen zusätzlichen Bedeutungswandel erfahren, meinen sie eher im Internet kostenlos von den betroffenen Künstlern veröffentlichte MP3-Alben. Vorteile: geht einfacher, schneller, keine Plattenfirma oder konventionelle Promotion nötig. Außer vielleicht virtuelle Mundpropaganda. Bisherige Neo-Mixtape-Nutznießer waren The Weeknd und Frank Ocean.

 

Dies konnte auch Cro zunutze machen mit seinen drei schnell beliebt gewordenen und nicht mehr wirklich legal erhältlichen Mixtapes Trash (2009), Meine Musik und Easy (beide 2011), letzteres natürlich mit dem gleichnamigen Song. Das dazugehörige Musikvideo mit dem nicht unraffinierten Geschlechterrollen-Twist befeuerte zusätzlich seine Web-Popularität.

 

 

Seine konsensfähige Mischung aus wortspielträchtigen und namedroppenden (z.B. Kanye und AC/DC) Lyrics, dem Sample von Bobby Hebbs „Sunny“, eingängigen Beats und seinem Junger-Mittelschichts-Rapper-Lifestyle muss viele Kids angesprochen haben. Kompatibel mit Schüler/innen der gymnasialen Mittelstufe.

 

Als offizielle Singleveröffentlichung gelang „Easy“ eine beachtliche Höchstposition von Platz 2, dieser Erfolg wurde diese Woche durch „Du“ wiederholt, dessen Musikvideo geradezu nach unbekümmertem Hipstertum und Instagrammatik stinkt.

 

 

Dieses Nicht-mehr-so-Geheim-Rezept veranlasste Carlo Weibel, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, ein angeblich neues Subgenre zu schaffen: Raop (= Rap + Pop). Ebenso heißt sein Major-Label-Debütalbum, das direkt auf Platz 1 der deutschen/österreichischen Albumcharts hochgeschossen ist.

 

Dabei ist deutscher Weichspüler-HipHop gar nicht mal so neu: Die Fantastischen Vier waren vor 20 Jahren dessen wahre Pioniere. Auch die Gesichts-Maskierung durch Panda-Kopf, Carlo ist jedoch längst enttarnt worden, ist, haha, ist ein alter Hut: Deadmau5, Daft Punk, und damals Sido können ein Lied davon rappen/auflegen.

 

Sogleich wurde Cro von Medien wie Musikexpress mit Kollegen wie Casper oder Marteria (welche sich zumindest musikalisch in ganz anderen Welten bewegen) in eine enge Schublade gesteckt: die neue Deutschrap-Generation sei das, erinnernd an die goldene HipHop-Ära Ende der 90er, viel netter, unernster und lyrisch cleverer als die Aggro-Berliner. Die gleiche Musikzeitschrift zerriss jedoch einen Monat später Raop mit 1,5 von 6 Bewertungs-Sternchen. Seine Texte wie in „Du“ seien zu oberflächlich und nichtssagend hedonistisch. Ein Aufreger!

 

 

Eins muss man Cro lassen. Mit seinem Erfolg hat er selbst unwissenden und HipHop-hassenden Ottonormaldeutschen/Österreichern/Deutschschweizern endgültig bewiesen, dass es mehr gibt als nur die üblichen Rap-Klischees wie Statussymbolik, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Gewalt, Machismo, Ghetto-/Straßen-Leben oder fehlende Schulbildung. Aber es gibt auch wirklich mehr zu bieten zwischen den Polen D-Gangsta-Rap und Cros Raop.

 

http://vimeo.com/33033600

http://vimeo.com/45461382

http://vimeo.com/45802869

http://vimeo.com/45191168

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500 Wörter – 10.05.2012

10/05/2012

Nicki mit Arsch

 

 

Sprechen wir über Nicki Minaj.

 

 

Was war das damals für eine aufregende Zeit im November 2010, als nicht nur Nicki Minajs Debütalbum Pink Friday erschien. In derselben Woche wurde auch Kanye Wests überehrgeiziges Opus Magnum My Beautiful Dark Twisted Fantasy (2010) veröffentlicht, auf dem die in Trinidad geborene Amerikanerin auf seinem Track „Monster“ glänzte und selbst Jay-Z und Kanye an die Wand rappte. Hingegen fiel ihr eigenes sehr poplastiges Album künstlerisch und kommerziell natürlich etwas ab, doch schaffte sie für eine – zugegebenermaßen sehr medienwirksame – Newcomerin dennoch einen respektablen zweiten Platz in den US-Albumcharts. Kanye kam damals in der ersten Woche direkt auf Platz 1 und erst im Februar 2011 gelang ihr die Pole-Position.

 

Während Nicki Minaj mit ihren Singleauskopplungen Ende 2010 und 2011 riesige Erfolge in den Staaten feierte, vor allem mit „Your Love“ und „Super Bass“, nahm man in Deutschland eher wenig Notiz vom farbenfrohen Perücken-Fan. Manchmal kam sie in deutschen Musiknachrichten vor, aber weder das Album noch ihre Singles wurden hierzulande zahlreich gekauft. Kaum eigentlich. Die grimassierende Exzentrikerin galt in Deutschland als große Unbekannte, die zumindest Lady Gaga in Sachen modischer Freakness und Fan-Fürsorge (ihre barbs) ähnelte. Zu amerikanisch die Musik? In den USA galt sie bereits als die neue Hip-Hop-Queen seit Missy Elliotts Autoimmunkrankheit geschuldetem Rückzug.

 

 

Irgendwann fing Nicki Minaj an, sich dem grassierenden Ami-Trance-Hype zu fügen, welcher seit 2010 allmählich fast alle Contemporary-R’n’B-KünstlerInnen überfiel. Tschüss, Timbaland und die Neptunes. Willkommen, David Guetta als neuer Super-Produzent. Ausgerechnet mit dem Napoleon der Singlecharts tat sie sich zusammen, woraus das grässliche „Where Them Girls At“ mit Flo Rida entstand. Ergo: der erste Einstieg in die deutschen Singlecharts für sie. Höchstposition Platz 5.

 

Es folgten die zweite Guetta-Kollabo „Turn Me On“ (mit Raps und Autotune-Gesang) und Madonnas erste MDNA-Singleauskopplung mit Minajs Gastbeitrag, heuer beides ebenso TOP10-Platzierungen in Deutschland. Ihr zweites Album sollte an den Erfolg nahtlos anknüpfen. Pink Friday: Roman Reloaded (2012). Spätestens hier haben Guetta und Co. mächtig auf ihren Sound abgefärbt.

 

 

Leider. Die erste Hälfte fängt recht solide an, es herrschen mehr oder weniger minimalistische Hip-Hop-Sounds. Zwar ist die Non-Album-Single „Roman in Moscow“ nicht mit dabei, dafür aber „Come on a Cone“, „Beez in the Trap“, und der fast klassische Hip-Hop-Track „Champion“ mit Nas, Drake und Young Jeezy. Nach diesem Höhepunkt fängt das Album ab dem achten Track an zu kippen. Die letzten zwei „Rap“-Songs klingen klanglich und lyrisch arg domestiziert und bereiten einen auf den Eurodance-Moloch vor.

 

Es folgen lauter von Produzent RedOne verätzte Dance-Tracks wie die Single „Starships“, die den ersten D-Single-TOP20-Solo-Hit für Minaj bedeuten sollte. Das Musikvideo ist ja in seiner Optik trotz Effekte- und Titten-Arsch-Overkill in Stummschaltung ganz spannend, aber die Autoscooter-Beschallungs-Mucke für ADHS-Kinder? Böse!

 

Der Rest des Albums bleibt tanzbar und beschissen, zudem wachsen die Songtexte nicht über das Liebe-Spaß-Einerlei hinaus. Obwohl von vielen verhasst, mag ich den Schlusstrack „Stupid Hoe“ zusammen mit dem zersprengten Videoclip ganz gerne, weil hier schön frech gerappt wird, auch wenn das alles etwas „stupid“ klingt. Aber bissiger und aufatmender als die House-Einöde zuvor ist die Single allemal.

 

 

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500 Wörter – 29.04.2012

29/04/2012

Toilettenkrug

 

 

Croaker Vol. 9 – Gedankenfetzen aus 140 Zeichen, die ich twittern oder auf Facebook posten könnte, aber nicht möchte. Un zer brochener Krug!

Kleinstadt-#kaffeekränzchen, vor- oder nachmittags, mittwochs oder sonntags, sind das weibliche pendant zum unangenehmen männer-#stammtisch.

 

Aber solange der kaffee schmeckt, ist’s wunderbar. wobei, heute hatte ich eine dickflüssige heiße schokolade mit minz-flavour. eraclea in…

 

Das wertheimer café #dabarista besitzt die vielleicht schönste idee für einen #klobürsten-halter: einen #krug, den ich manfred getauft habe.

 

 

Dass leute, die 1 paar min nach vorlesungsbeginn zu spät in den hörsaal hineinkommen, sich auf treppenstufen statt vorne hinsetzen: strange!

 

Ein süßer #metrosexueller bodensitz-kommilitone hat’s sich eigens bequem gemacht. mokassins ausgezogen, wandanlehnend chillig mitschreibend.

 

Mein banknachbar zur rechten erschien auch erst 15 min nach vl-beginn und verschwand nach nur 1/2 h wieder. er wollte lieber quatsch machen?

 

 

Endlich nicki minajs 2. album #romanreloaded angehört. schrecklich schizo! fängt mit frech-coolem hiphop an, hört mit neo-bäh-eurodance auf.

 

Dabei mag ich ihre raps mit teils dreckiger chuzpe mehr als ihr belangloser liebe-trennungs-tanz-anheiz-singsang auf den dance-tracks. mann.

 

RR-lieblingstracks daraus: #countdown, beezinthetrap, #comeinacone & das teils verhasste #stupidhoe. leider nicht mit drauf: #romaninmoscow.

 

Wenn #nickiminaj 2014 wieder ein dance-rap-album releasen wird, wird sie niemals mehr von #kanyewest produziert werden. welch 1 vorstellung!

 

 

 

 

Interessant, wer mir grad vorgeschlagen wird bei twitter zum #followen: @BillGates, @zanelowe und @lindsaylohan? Interessante minaj à trois!

 

Eher langweilig die #germanytrends: I Hate Mondays, Tanz in den Mai, Feiertag, #walpurgisnacht, Hi May, Brückentag und Tag der Arbeit. 1.5.!

 

Mich wundert’s eher, dass #lucahänni, #dsds, #lola, #deutscherfilmpreis2012, #ukraine, #timoschenko, #em oder #aldisüd nicht so trendy sind.

 

Sehr kurios hingegen: #TarafsizBasinTrabzonunTesviginiYazsana. hat was mit türkischem fernsehen oder so zu tun? alter, ich hab keine ahnung!

 

 

Immer wenn mich männer mit „mein guter“ oder „mein bester“ ansprechen, fühlt es sich etwas komisch an, nur gleichzeitig auch ganz wunderbar!

 

Es fühlt sich nämlich ganz so an, als würde man mir den bärtigen bereich zwischen hals und kinn kraulen. geil! und dann auch noch ein: wuff!

 

 

Mäh, ich war immer noch nicht in #theavengers drin, aber ich würde sooo gerne mal rein. muss aber warten, bis #herrleo endlich mal zeit hat.

 

Was auch letzten donnerstag herausgekommen ist, sind „american reunion“ und die kino-dokumentation „unter männern – schwul in der ddr“. hmm!

 

Letzteres ist ganz klar ein programmkinofilm, sicherlich nichts für die breite masse, also für #cinemaxx in wü oder für #roxywertheim. oder?

 

 

Was mir hingegen an der einfluss-mischung von #drdog gefällt, ist, dass die us-band das beste aus the beatles und the beach boys vermengt!!!

 

Und das album #bethevoid (2012) hat wieder solche 60s-basierten melodien, die so schwelgerisch sind und reinpunchen, dass es ein traum ist!!

 


Und jetzt hab ich mir auch noch eine dritte prepaidkarte gekauft. neben der älteren und der aktuellen von #fonic wieder #o2, aber diesmal…

 

…gab es eine quasi kostenlos zum smartphone-special der #computerbild. 2 monate internet-flatrate umsonst ist schon geil, aber nun 3 sims!

 

Blöd nur, dass man sich nur bei dieser sim-karte mit flat-angebot nur übers internet dafür registrieren kann. ich muss bis morgen warten ey.

 

 

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500 Wörter – 02.01.2012

02/01/2012

Calvinism Smothered King James.

2010 war noch das Erweckungsjahr, in dem ich mich endgültig von meinen alten Neo-Britrock-Helden wie Editors, Muse, Maxïmo Park, Bloc Party, Hard-Fi losgesagt habe, die mit der Zeit alle langweilig und formelhaft geworden waren. Erstmals hörte ich bewusst leicht avantgardistischere, unkonventionellere und Genregrenzen sprengende Musik. Grandiose Alben von Sufjan Stevens, Kanye West, Caribou, Janelle Monáe, PVT, Yeasayer und Grinderman wären da zu nennen.

Mit vielen progressiven Alben – teils basierend auf Konzepten – hatte ich durchaus kein Problem damit, dass sie über 60 Minuten lang und beizeiten etwas anstrengend waren. Doch die zuvor erwähnte anfängliche Begeisterung für (quasi-)experimentelle Sachen verflachte 2011 wieder etwas.

Alben, vor allem Konzeptalben, die genial komponiert sind, müssen ja nicht immer eine halbe Ewigkeit dauern. Generell sind meine Lieblingsalben des vergangenen Jahres im Vergleich zum Vorjahr angenehm kompakt. Klingen gerade deshalb aus einem Guss, wie es sich für ein Konzept wie das des Albums, was an sich ja schon ein Konzept ist, auch gehört:

10 Anna Calvi: Anna Calvi

09 Emika: Emika

08 SBTRKT: SBTRKT

07 Radiohead: The King of Limbs

06 Niels Frevert: Zettel auf dem Boden

05 The Roots: undun

04 St. Vincent: Strange Mercy

03 tUnE-yArDs: w h o k i l l

02 James Blake: James Blake

01 Wild Beasts: Smother

Einzig das The-Roots-Album baut trotz Spielzeit von nur 38 Minuten auf einem Konzept auf: es geht um die rückwärts erzählte Geschichte des fiktiven Charakters Redford Stephens vom Tod bis zur Ghetto-Kindheit. Von den anderen weiß ich nichts von einem thematischen oder narrativen Überbau. Ansonsten fällt auf, dass es – neben undun – nur zwei Alben von Bands in meine TOP10 schafften. Andersherum gehörten sieben Alben von Einzelkämpferinnen und Musik-Eremiten zu den besten Zehn, von denen vier selbstbetitelte Debütalben waren.

Weiterhin kann gesagt werden, dass 2011 weniger ein Avantgarde-, sondern ein Elektro- und Post-Dubstep-Jahr war, auch für mich. Dies wirkte sich auf alle TOP10-Alben bis auf Platz 10, 6, 5 und 3 aus. Sinnliche Sounds und Vocals können bis auf Platz 6, 5 und 3 überall gefunden werden, auch bei Platz 1:

Wild Beasts‘ grandiose Platte Smother hatte alles, was ein Album des Jahres ausmacht. Tolle Stimme(n), faszinierendes Songwriting. Schillernd, bildhübsch, teils düster. Ein Spannungsbogen von Anfang bis Ende. Die Abfolge der Songs stimmt ebenso, wobei diese auch außerhalb des Albumkontextes unabhängig funktionieren, selbst die B-Seiten und vor allem die Single „Bed of Nails“, mein Lieblingssong des Jahres.

Die englische Band Wild Beasts hat als Außenseiter-Band angefangen und hat ihre theatralischen Schrulligkeiten insoweit zurückgefahren. Sie hat sie verfeinert, dass ihre Musik besser und zugänglicher wurde, aber immer noch fesselnd blieb. Mehr Synthie-/Elektro-/Dream-Pop-Klänge, weniger Burlesque.

Das dritte Album Smother mögen viele MusikkritikerInnen, aber sie lieben es nicht so sehr wie jene der diesjährigen Indie-Kritikerlieblinge PJ Harvey, Bon Iver, Fleet Foxes oder Tom Waits. Immerhin sind sie letztes Jahr bis zur zweiten Riege der Indie-Superstars aufgerückt. Und weil ich auch ein Herz für Übergangene habe, die am Ende eines Jahres doch noch nicht (oder nicht mehr) jeder auf dem Schirm hat, sind Wild Beasts auch meine Band des Jahres.

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Tagversüßer Vol. 18

03/02/2011

[Bild kommt morgen…]

 

Prinz Pi mit „Du bist“.

 

Er hieß einst Prinz Porno und rappte einst kompromissloser, direkter und härter. Doch weil er zu oft schlechte Erfahrungen mit dem Moniker – u.a. schickten viele hiphop-desinteressierte Zeitschriften seine Promo-CDs aufgrund des stigmatisierenden Namens zurück – machen musste, nannte er sich 2005 in Prinz Pi um, behielt aber die Alliteration im Namen. Man habe ihn missverstanden und als Porno-Rapper fälschlicherweise deklariert.

Dass sein Rapstil und seine früheren Texte im Gegensatz zu den Kollegen Marteria oder Samy Deluxe eher harsch ausfallen / ausfielen, könnte daran liegen, dass er aus gutem Hause kommt, Abitur hat, aber schon während seiner Schulzeit im Gymnasium in Berlin-Steglitz als Junior-Rapper Kritik gegen sein versnobtes Umfeld rebellierte und Sozialkritik übte. Mittlerweile ist Friedrich Kautz, so sein bürgerlicher Name, etwas sanfter geworden, gerade in Sachen Lyrics. Er sagt sogar, sein letzte Woche erschienenes Album Rebell ohne Grund (2011) sei sein bisher persönlichstes Album. Und auch sein Aussehen lässt vermuten, dass er sich gewandelt hat. Er sieht auf dem ersten Blick eher wie ein hipper schluffiger Indie-Boy aus (vgl. seinen Kollegen Casper), mit schulterlangen Haaren und noch immer mit Brille ist alles White-Trashige an seinem ehemaligen Look verschwunden.

Sowieso ist nicht mehr viel von der Aggro-Waffen-Sexismus-Klischeefassade des Deutschen HipHop übriggeblieben. Zum Glück! HipHop in D-Land ist vielfältiger, so scheint es. Ein gar nicht so schlechtes Vorbild stellt er somit dar. Und obwohl Prinz Pi im Gegensatz zu Casper oder Marteria länger im Musikgeschäft ist, jedoch lange im Indie-Untergrund blieb, gehört er zur neuen Garde der Deutschrapper, die neben Posing auch Substanz drauf haben. „Du bist“ ist die erste Singleauskopplung und ist tatsächlich nachdenklich geraten. Das für Deutschrap-Verhältnisse sehr kunstvoll gedrehte Musikvideo vom PORNOGRaphics finde ich ganz toll.

 

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Lieblingssongs der 52. Woche (27.12.2010 – 02.01.2011)

07/01/2011

01 (WE) Marteria feat. Yasha – Verstrahlt
[KATEGORIEN: HIPHOP / POP / R’N’B / ELECTROPOP. Marterias Zum Glück in die Zukunft (2010) war das letzte Album, das ich mir im letzten Jahr gekauft habe. Es ist überraschend toll, eine Schande, dass ich mir die Scheibe nicht früher gekauft habe. Hätte Marteria das alles selber produziert, könnte man ihn wohl als deutschen Kanye West bezeichnen, dennoch gehört er wirklich zu den besten German MCs derzeit. Spät verliebt habe ich mich in die Singles „Verstrahlt“ und „Marteria Girl“, aber auch „Wie mach ich dir das klar“ und „Amys Weinhaus“ zeugen von tollem Storytelling. Bis zum Schluss genial, dieses Album!]

02 (26) Tu Fawning – The Felt Sense

03 (04) Anna Calvi – Moulinette

04 (08) Hercules And Love Affair – Painted Eyes

05 (NEU) Tame Impala – Runway, Houses, City, Clouds
[KATEGORIEN: PROGRESSIVE ROCK / PSYCHEDELIC ROCK. Sehr cool, diese australische Band! Das über sieben Minuten lange verspult und verkifft klingende Stück Musik aus Innerspeaker (2010) gefällt mir sehr und erinnert tatsächlich ein wenig an Pink Floyd.]

06 (WE) Marteria – Marteria Girl

07 (NEU) Marteria – Wie mach ich dir das klar

08 (10) Hercules And Love Affair – My House

09 (01) Mark Ronson & The Business Intl – Somebody To Love Me

10 (NEU) Marteria – Kate Moskau